Osterpredigt von Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine: „Gott will eine wache Kirche“

31. März 2024; ksd

 

Köln. Die Osternacht feierte Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine in der katholischen Stadtkirche St. Ursula. Mit seiner Predigt wollte er ein Zeichen der Hoffnung setzen, auch wenn in der Welt angesichts von Kriegen und Krisen und im Leben vieler Menschen „viel mehr Karfreitags-Erfahrungen“ als Oster-Erfahrungen zu herrschen scheinen.

„Wie geht es uns an diesem Osterfest angesichts des weiter andauernden Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, angesichts der weiterhin von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln, angesichts des Elends und der Hungersnot in Gaza, angesichts der Opfer des Terroranschlags in Moskau, angesichts der durch eine nächtliche Brandstiftung in Solingen ermordeten Familie… Angesichts…“, fragte Stadtdechant Msgr. Robert Kleine zu Beginn seiner Osterpredigt. Dazu kommen persönliche Karfreitags-Erfahrungen vieler Menschen: Krankheit und Tod, Zusammenbrüche, gescheiterte Beziehungen…

„Es müssen nicht Krieg und Terror sein. Es gibt auch die anderen Karfreitage im Leben der Menschen heute: Arbeitslosigkeit, Ärger und Streit“, nennt er weitere Beispiele. „So vieles beginnen wir mit ganz viel gutem Willen und dann kommt es so ganz anders: Ein paar menschliche Fehlleistungen und Schwächen in Verbindung mit unglücklichen Umständen – und schon ist es da, das Unheil, der Karfreitag. Und wir hatten es uns doch so gewünscht, wir hatten so gehofft – und dann nichts! Dann – aus.“

 

Die Liebe bleibt und kann Wunder bewirken

 

Jesus selbst hatte am Kreuz Gott, seinem Vater, zugerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ erinnert Kleine. „Wo warst du, Gott“ – das ist auch die Frage der Frauen, die in aller Frühe zum Grab Jesu gehen. „Auch wenn er tot ist, so ist doch ihre Liebe noch lebendig. Und so kommen die drei Frauen, bereit zu einem letzten Werk der Barmherzigkeit, zu einem letzten Liebesdienst. Und mit diesem Dienst stehen sie direkt in der Nachfolge dessen, den sie da noch einmal besuchen wollen.“

Nicht zuletzt werde es Jesus selbst gewesen sein, „der ihnen diese Liebe und Sorge um den Menschen ins Herz gelegt hat“, so Kleine. „Dieser Jesus, der ihnen zu seinen Lebzeiten gezeigt hatte, wie liebevoll man auch mit den Schwachen und Kleinen umgehen kann. Wie Kranke plötzlich wieder gesund werden können, wenn man sie nur heilsam genug behandelt. Und dass selbst schuldig geworden Menschen, also Sünder, wieder neu anfangen können, wenn man nicht gleich mit Steinen auf sie wirft, sondern wenn man sich schützend vor sie stellt. Ja, diese drei Frauen haben wohl von ihrem Herrn und Meister gelernt, wieviel Wunder die Liebe wirkt.“

 

Gott will eine Kirche mit einem Sinn für die Dinge, die notwendig sind

 

In der Deutung der frühen Kirche „stehen diese Frauen für den wachen Sinn der Kirche“, erläutert der Stadtdechant. „Dieser wache Sinn kommt aus der liebenden Sorge um einen Menschen, aus der Nächstenliebe.“ Das Evangelium der Osternacht sage dann: „Wo Liebe einen Platz hat, da ist noch nicht alles aus und vorbei – auch wenn es im Moment so aussieht. Wo diese Liebe noch lebendig ist, da können noch Wunder geschehen. Und dieser barmherzige Dienst, dieser wache Sinn der drei Frauen für das Notwendige, diese Liebe, wird reich belohnt. Denn die Drei werden von Gott belohnt und beschenkt mit der überraschenden Erfahrung von etwas ganz Neuem: mit der Erfahrung des Lebens – mitten im Tod. Sie werden beschenkt mit der Erfahrung von Ostern.“

Nichts von dem, was ein Mensch einem anderen an Gutem getan hat – aus Liebe –, werde verlorengehen. „Sondern all das nimmt Gott in seine Hände und schenkt ihm Ewigkeit. Neues Leben.“

Eine Kirche mit einem wachen Sinn für die Dinge, die notwendig sind – dafür stehen diese Frauen, so Kleine. „Eine solche Kirche will Gott. Eine Kirche mit dem Gespür dafür, was getan werden muss, um Menschen zu helfen und zu heilen, um eine ganze Welt zu verändern, um dem Leben zu einem Sieg über den Tod zu verhelfen – damit wir eben nicht bei den Karfreitagen in unserer Welt stehen bleiben müssen, sondern auch die Erfahrung von Ostern machen können, die Erfahrung vom Leben.“

Gott brauche deshalb Männer und Frauen, „er braucht uns, er braucht Sie! Er braucht Männer und Frauen, die einen Blick und ein Gespür für die Not haben – und dann als Christinnen und Christen das tun, was Not wendet“.

 

Keine billige Vertröstung, echter Trost

 

Es habe 50 Tage gedauert, bis die Jünger Jesu den Mut fanden, die Frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu in die Welt zu tragen, und bis sie selbst annehmen konnten. Das Evangelium der Osternacht rufe den Menschen auch heute zu: „Macht euch auf den Weg, auf den Weg der Liebe. Erschreckt nicht vor all den Karfreitags-Nachrichten von Krieg, Leid und Tod, sondern setzt dagegen das österliche Hoffnungszeichen der Liebe. Eine Liebe, die keinen ausgrenzt aufgrund seiner Herkunft, seines Geschlechts, seiner Sprache, seiner sexuellen Orientierung oder seiner Religion.“

In den augenblicklichen Krisen und Kriegen seien auch Zeichen von Bereitschaft zum Frieden und zur Solidarität zu erleben. Sie seien wie ein Licht in der Dunkelheit, ergänzt Kleine. „Wie schön wäre es, wenn dieses Licht weiterwachsen und unser Miteinander, unsere Welt heller machen würde. Lassen wir das Licht der Osternacht in unseren Herzen brennen und strahlen!“

Auch nach diesem Osterfest 2024 werde es Diktatoren, Krieg und Hass, Attentäter und Terror, Leid, Krankheit und Tod in der Welt geben. „Aber seit dem Ostermorgen haben wir trotz all dieser Karfreitagsgeschehnisse eine Gewissheit, die nicht billig vertrösten will, sondern echten Trost schenken kann.“

Stadtdechant Msgr. Robert Kleine beendete seine Osterpredigt an dieser Stelle mit einem Zitat von Papst Franziskus: „Mit Gott werden unsere Kreuze nicht Endhaltestellen ins Nichts, sondern Türen zur Herrlichkeit sein; denn mit Jesus endet jedes Kreuz in der Auferstehung, jede Finsternis im Licht, jede Verlassenheit in Gemeinschaft.“

 

Die ganze Predigt können Sie hier nachlesen.

 

Den Ostergruß von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine an die Kölnerinnen und Kölner, der diese Botschaft zusammenfasst, können Sie hier abrufen.

 

Auch in zwei Radiobeiträgen geht es um die Botschaft von Ostern, die Hoffnung verspricht und alle dazu ermutigt, sich für das Licht in der Welt zu engagieren:

„Der Tod hat nicht das letzte Wort“

„Ein Fest der Hoffnung – auch in diesen Zeiten“

 

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