25 Jahre „Seelsorge und Begegnung“: Stadtdechant Kleine weiht Einrichtung für psychiatrieerfahrene Menschen im „Haus der Kirche“ in Nippes neu eín

19. April 2024; ksd

 

Köln. Seit einem Vierteljahrhundert gehört „Seelsorge und Begegnung“ zu den Leuchtturm-Institutionen im katholischen Köln und weit darüber hinaus. Die Einrichtung für psychiatrieerfahrene Menschen ist in einer Zeit zunehmender psychischer Belastungen und Erkrankungen in der Gesellschaft aus dem Spektrum der sozialpsychiatrischen Angebote schon lange nicht mehr wegzudenken – und heute vielleicht sogar noch wichtiger als bei ihrer Gründung 1999. Zu Jahresanfang ist „Seelsorge und Begegnung“ vom Paulushaus in der Südstadt umgezogen ins „Haus der Kirche“ in Köln-Nippes. Im Rahmen des Frühlingsfestes segnete Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine jetzt die neuen Räume, deren Zentrum die Kapelle, der Raum der Stille, ist. Das Stadtdekanat Köln beziehungsweise sein Rechtsträger, der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden der Stadt Köln, ist Träger der Einrichtung.

„Als Kirche glauben wir, dass zur Gesundheit auch das Seelische gehört. Und wir sind davon überzeugt, dass auch schwierige Lebenssituationen gestaltbar sind“, sagte Stadtdechant Msgr. Robert Kleine in seiner Ansprache. In den Räumen von „Seelsorge und Begegnung“ solle eine Atmosphäre spürbar sein, „in der sich alle Menschen zu Hause fühlen – unabhängig von ihrer Konfession, Weltanschauung, Herkunft, ihrem Alter und ihrer Biographie“, so Kleine.

 

Lichtstrahlendes Kreuz der Hoffnung

 

Damit dies gelingt, wurde die Einrichtung aus dem Paulushaus ins neue Zuhause der Einrichtung integriert. Die Kapelle, die bereits zuvor das Herzstück war, wurde auch dieses Mal vom rheinland-pfälzischen Künstler Mic Leder gestaltet. Sein großes, rundes, durchbrochenes Kreuz – das stilisiert seit 25 Jahren auch das Logo der Einrichtung ist – erinnert sowohl an die Kreuzigung Christi als auch an das Versöhnungsmahl der Eucharistie. Es leuchtet von hinten und spiegelt so die Hoffnung, dass auch Brüche und Zusammenbrüche im Leben zu etwas Gutem werden können, zu Durchbrüchen und neuen Aufbrüchen.

Der Künstler hat eigens für den neuen Raum ein neues Konzept für seine bereits im Paulushaus verbauten Glaskunstwerke geschaffen. Die frei beweglichen Fenster-Paneele erzählen abstrakt vom Guten Hirten. Der hölzerne Altar, Ambo und die weitere Einrichtung fügen sich zu einem neuen, so schlichten wie würdigen Ambiente, in dem der Mensch zur Ruhe kommen und neu zu sich selbst finden kann.

 

Ganzheitlich mit Sorgen und Nöten auseinandersetzen

 

Psychisch kranke oder psychiatrieerfahrene Menschen leben mitten in unserer Stadt und in unseren Pfarrgemeinden, betonte der Stadtdechant. „Sie sind Mutter, Vater, Kind, Partnerin oder Partner, Freundin oder Freund, Familienmitglied, Nachbarin oder Nachbar, Kollegin oder Kollege…“ Oftmals erfahren sie oder auch ihre Angehörigen Unverständnis, Angst, Misstrauen und Abwehr, bedauerte Kleine. „Umso wichtiger ist es, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen ganzheitlich mit ihren Sorgen und Nöten auseinandersetzen können.“

„Seelsorge und Begegnung“ sei genau deshalb entstanden, um Menschen nach einem Klinikaufenthalt einen festen Anlaufpunkt bieten zu können. Weil Veränderungen für psychisch belastete oder erkrankte Menschen oft schwierig sind, war die Sorge anfangs groß, dass nach dem notwendigen Auszug aus dem Paulushaus die lebendige Gemeinschaft zerfallen und vielleicht nicht jeder den Ortswechsel mitmachen könnte. Doch viele der bisherigen Mitglieder, welche die Angebote von „Seelsorge und Begegnung“ nutzen oder zur Gottesdienstgemeinde kommen, sind auch in Nippes weiterhin Teil der Gemeinschaft. Hinzu kommen neue Gesichter. Und auch Nachbarinnen und Nachbarn aus der Hausgemeinschaft, zu der auch Mietwohnungen gehören, sowie aus der Gemeinde St. Marien waren schon zu Gast. Als vertrauter Raum wurde der Gemeinschaftsraum genau so wieder eingerichtet, wie er im Paulushaus war.

 

Abschied und Neubeginn an einem wunderbaren Ort

 

„Die Freude ist bei uns sehr groß, dass wir einen wunderbaren Ort bekommen haben“, sagt die Leiterin, Gemeindereferentin Birgitta Daniels-Nieswand. Dass neben dem Stadtdekanat beziehungsweise Gesamtverband auch das Erzbistum Köln die Neueinrichtung großzügig unterstützt haben, sei auch ein Zeichen der Wertschätzung für die „sehr besondere“ Einrichtung mit ihrer einmaligen Prägung und Ausrichtung.

„Wir wollen heute ein Fest des Lebens feiern, ein Fest des Neuanfangs“, so Daniels-Nieswand im Rahmen der Feier. „Wir feiern, dass Seelsorge und Begegnung als ein Ort des spirituellen Lebens eine Offenheit lebt seit 25 Jahren.“ Die Einrichtung sei ein wichtiger Baustein in der Psychiatrie-Seelsorge geworden „und wir feiern, dass es jetzt heute, hier weitergeht in Nippes“ .

Aber es war zugleich auch eine Stunde des Abschieds: Regina Henke, die seit fast 25 Jahren die Einrichtung mit aufgebaut und als Teil des Teams mitgeprägt hat, geht in zwei Monaten in den Ruhestand. Die Referentin für Organisation hat neben der Produktion des Jahresprogramms zum Beispiel Ausstellungen und eigene Angebote realisiert.

„Seelsorge und Begegnung“ bietet neben Einzelgesprächen zahlreiche Gruppenangebote und hatte neben den geistlich-spirituellen Schwerpunkten immer auch kreativ-künstlerische Angebote wie Mal- oder Schreibkurse, aus denen viele Werke entstanden sind, die teilweise auf der Homepage nachzulesen sind.

 

Existenzielle Fragen und seelsorgliche Begleitung

 

„Eine psychische Erkrankung führt fast immer zu existenziellen Fragen“, sagte Stadtdechant Kleine in seiner Ansprache. „Was gibt meinem Leben noch Halt? Hat das, was ich erlebe, einen Sinn? – Viele Betroffene, auch Menschen ohne direkte konfessionelle Bindung erleben die religiöse Dimension dieser Fragen und sichern eine qualifizierte seelsorgliche Begleitung. Genau diese Begleitung bietet Seelsorge und Begegnung.“

„Seelsorge und Begegnung“ sei keine Konkurrenz zu Psychiatrie und Psychotherapie, sondern ein eigenständiges Angebot mit unverwechselbarem Profil – „und jetzt mit neuen, hellen und einladenden Räumen, mitten im Veedel, hier in Nippes, im Haus der Kirche, das immer ein Haus der Menschen ist“, so Stadtdechant Msgr. Robert Kleine.

 

Autorin: Hildegard Mathies

 

www.seelsorge-und-begegnung.de

  

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