Stellungnahme von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine zur Rückkehr von Kardinal Woelki und zu dessen „Brief an die Gläubigen“
2. März 2022; ksd
Köln. Aus Anlass der Rückkehr des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Maria Woelki, nach einer fünfmonatigen Auszeit am Aschermittwoch, 2. Februar 2022, veröffentlicht das Katholische Stadtdekanat Köln eine Stellungnahme von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine. Im Wortlaut:
Mit dem heutigen Tag hat Rainer Maria Kardinal Woelki seinen Dienst als Erzbischof von Köln wieder aufgenommen. In einem persönlich gehaltenen Brief wendet er sich nach dem Ende seiner Auszeit an alle Gläubigen. So schreibt der Erzbischof von seiner Erkenntnis, dass er persönlich Anteil an der aktuellen Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise in der Erzdiözese hat, dass die Situation seit Beginn der Auszeit nicht besser geworden ist und dass es bei vielen Gläubigen Verletzungen, Entmutigung und Verzweiflung an der Kirche gibt. Zudem bestätigt er, dass in der Vergangenheit nicht immer offen, angstfrei und ehrlich miteinander gesprochen wurde. Diese ins Wort gebrachte Wahrnehmung der Realität in unserem Erzbistum begrüße ich sehr; sie ist deckungsgleich mit der Wahrnehmung vieler Gläubiger und Gremien im Stadtdekanat Köln.
Papst Franziskus hatte im vergangenen September in seiner Entscheidung über Kardinal Woelki unter anderem „große Fehler in der Kommunikation“ als Anlass für die Auszeit des Erzbischofs benannt. Diese bestehen für mich auch in zu wenig Teilhabe an Entscheidungsprozessen, in mangelnder Transparenz von Entscheidungen sowie ungenügender Dialogbereitschaft mit Gremien und Einzelnen. Ich begrüße daher den Willen des Erzbischofs, in einen neuen Dialog mit den Gläubigen in unserem Erzbistum einzutreten, indem er vor allem zuhören möchte: der Enttäuschung, dem Ärger, den Vorwürfen, den Erwartungen und Wünschen, aber auch dem Zuspruch und guten Ideen.
Der Erzbischof kehrt nach eigenen Worten „nicht unverändert einfach so zurück“. Exerzitien und Sozialeinsatz haben ihm „einen neuen Blick ermöglicht auf die Situation im Erzbistum Köln“. Dieser neue Blick und eine „Haltung innerer Freiheit“ haben dazu geführt, dass Kardinal Woelki dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten hat. Ich zolle Kardinal Woelki Respekt für diesen Schritt und hoffe nun, dass Papst Franziskus zeitnah eine Entscheidung trifft, ob er den Rücktritt annimmt oder nicht. Denn eine weitere Zeit der Unklarheit, wie es im Erzbistum Köln weitergeht, ist weder den Gläubigen noch Kardinal Woelki zuzumuten.
Dem Deutschlandfunk gab Stadtdechant Msgr. Robert Kleine am Tag nach der Rückkehr von Kardinal Woelki ein Interview zur Frage, wie es weitergehen kann im Erzbistum Köln.