Stadtdechant Robert Kleine erneuert Friedensappell: „Die große Vision einer Menschheitsfamilie“

20. Oktober 2023; ksd

 

Köln. Im Rahmen eines Gottesdienstes im Dom hat Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine knapp 14 Tage nach den Angriffen der Hamas auf Israel seinen Appell für Frieden in der Welt erneuert.

„Sie alle wissen sicherlich noch, wo Sie zum ersten Mal gehört haben, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Und das dauert nun schon so lange, dieser Krieg, mit soviel Leid und soviel Tod und soviel Vertreibung. Und Sie haben sicherlich auch den Samstag vor zwei Wochen in Erinnerung, als die Nachrichten über den bestialischen Angriff der Hamas auf die Menschen, die Zivilbevölkerung in Israel in den Medien bekannt wurden“, sagte der Stadt- und Domdechant zu Beginn des Gottesdienstes. Vor einigen Wochen habe er einen Freund besucht, der Militärpfarrer in Bayern sei und auf ein Visum wartete, um erneut in den Irak zu reisen. „Er war schon einmal dort, an der Front. Damals war zehn Kilometer von dem Lager entfernt der Islamische Staat und wütete. „Denk an uns, bete für uns“ habe der Geistliche erbeten. In vielem Ländern seien Hilfsorganisationen sowie deutsche Soldatinnen und Soldaten und andere Kräfte unterwegs, um Frieden zu sichern oder wiederherzustellen, erinnerte Kleine. „Und zugleich erleben wir, dass plötzlich ganz neue Konflikte aufbrechen.“

 

„Ein Frieden, der nicht dringlicher ersehnt werden könnte“

 

Die Dreikönigswallfahrt im September stand in diesem Jahr unter dem Leitwort „pacem in terris“, Frieden auf Erden: Das war „die Friedensbotschaft der Engel, als in der Heiligen Nacht der König der Welt geboren ist. Ein Frieden, den damals die Engel verkündeten, den wir nicht machen können“, so Msgr. Kleine mit Bezug zum Lukas-Evangelium. Immer gehöre das Gebet dazu. Die Welt könne diesen Frieden nicht machen. „Ein Frieden, der in den aktuellen Zeiten der weltweiten Krisen und Konflikte nicht dringlicher ersehnt werden könnte und  von dem wir merken, dass Kriege in anderen Ländern auch in unserem Land zu Spannungen, zu Entzweiungen, zu Unruhe und auch zu Unruhen führen können“, betonte Kleine.

Zugleich erinnerte das Leitwort der diesjährigen Wallfahrt an die vor 60 Jahren von Papst Johannes XXIII. veröffentlichte gleichnamige Sozialenzyklika „pacem in terris“. Kleine weiter: „Es ist unsere dauerhafte Aufgabe, an einer Welt des Friedens mitzubauen, die auf den vier Säulen gegründet ist, auf die der heilige Johannes XXIII. vor 60 Jahren in seiner Enzyklika hingewiesen hat: in Wahrheit, in Gerechtigkeit, in Liebe und in Freiheit.“ Der Papst habe die Enzyklika damals nicht nur an die Christen gerichtet, sondern an alle Menschen guten Willens, so der Stadt- und Domdechant. „Wir können als große Menschheitsfamilie nur über alle Religionen und über alle Nationen hinweg einen Frieden schaffen. Das ist die große Vision einer Menschheitsfamilie.“

 

„Stehen wir auf, wo andere Hass säen“

 

Das Schreiben von Johannes XXIII. leitete das Engagement für den Frieden, „für das wir uns auch einsetzen müssen, direkt aus dem Wesen Gottes und dem Handeln Jesu ab“, sagte Msgr. Kleine und zitierte die Bergpredigt: „Selig, die Friedfertigen. Selig die, die Frieden stiften, denn SIE werden Kinder Gottes genannt.“ Sein Appell: „Lassen wir uns davon inspirieren und selbst durch unser Tun zu Friedensstiftern werden! Denn der Frieden beginnt im Kleinen. Wir können ja leicht sagen: Was kann ich für den großen Frieden tun? Beginnen wir im Kleinen, Frieden zu halten – in den Familien, im Beruf. Stehen wir auch auf, wo andere Hass säen. Erheben wir unsere Stimme, wenn Menschen ausgegrenzt werden, wenn auch in unserer Stadt Antisemitismus scheinbar wieder hoffähiger wird. Und beten wir um den Frieden in der Welt – nicht nur in dieser Stunde.“

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Stadt- und Domdechant Bezug genommen auf Papst Franziskus und zitierte aus dessen vorhergehender Generalaudienz: „Auch heute richten sich unsere Gedanken auf Israel und Palästina. Die Zahl der Opfer steigt und die Lage in Gaza ist verzweifelt. Bitte tun Sie alles, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern! Beunruhigend ist die mögliche Ausweitung des Konflikts, während in der Welt bereits so viele Kriegsfronten offen sind. Bringt die Waffen zum Schweigen! Lasst den Schrei nach Frieden der Völker, der Menschen, der Kinder hören! Brüder und Schwestern, der Krieg löst keine Probleme, er sät nur Tod und Zerstörung, verstärkt den Hass und vervielfacht die Rache. Der Krieg löscht die Zukunft aus. Ich fordere die Gläubigen auf, in diesem Konflikt nur eine Seite einzunehmen: die des Friedens; aber nicht mit Worten, sondern mit Gebet.“

 

Den Gottesdienst können Sie bei DOMRADIO.DE im Video abrufen.

 

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