Stadtdechant Kleine an Christi Himmelfahrt: „Christus hat kein anderes Herz als das unsere, um die Menschen zu lieben“
13. Mai 2021; ksd
Köln. „Das Fest Christi Himmelfahrt ist keine Vertröstung auf das Jenseits, sondern Herausforderung zum Aufbruch im Jetzt.“ In seiner Predigt in der „Stadtkirche“ St. Ursula rief Kölns Stadtdechant Robert Kleine dazu auf, gerade an Christi Himmelfahrt den Blick nicht auf das Jenseits oder den Himmel zu lenken, sondern „auf unsere eigene Berufung, auf unsere Bestimmung, unsere Sendung hier auf der Erde und in diesem Leben“. Und die ist eindeutig: Von Christus ist jede und jeder gesandt, zu allen Menschen und in die ganze Welt, um die Frohe Botschaft nicht nur zu verkünden, sondern selbst zu leben, zu verkörpern.
Msgr. Kleine erzählte vom Kreuz in der St.-Ludgeri-Kirche in Münster. Im Zweiten Weltkrieg verlor der Corpus Christi beim Bombenangriff 1944, der auch die Kirche traf, seine Arme. Nach dem Krieg habe die Gemeinde bewusst entschieden, den Corpus nicht zu restaurieren. Auf dem Querbalken des Kreuzes steht nun: „Ich habe keine anderen Hände als die euren.“ Für den Stadtdechanten kommt darin die wesentliche Dimension von Christi Himmelfahrt und von Jesu Auftrag zum Ausdruck: „Es ist an uns, in seinem Namen zu handeln und sein Werk auf Erden fortzusetzen. Wir können Christi Liebe spürbar werden lassen, wenn wir andere an unserem Glauben und an unserer Hoffnung teilhaben lassen“ , so Kleine. „Wir können etwas von ihm erfahrbar machen, indem wir anderen und einander in Offenheit und Vertrauen begegnen. Wir können ein Stück Himmel schaffen, indem wir anderen helfen, für andere da sind.“
Botinnen und Boten der Liebe sein
Jesus habe diesen Auftrag an die Jüngerinnen und Jünger und in ihrer Nachfolge an alle Menschen immer wieder in Bildern beschrieben: „Wir sind Licht der Welt, wir sind Salz der Erde, wir sollen ein Sauerteig sein, wir sollen Werkzeuge des Friedens sein, Botinnen und Boten der Liebe.“ Es geht für Christinnen und Christen darum, den Himmel für die Menschen auf Erden schon ein Stück weit erlebbar zu machen, damit die Frohe Botschaft von niemandem für leeres Geschwätz gehalten werden müsse, sagte Kleine. „Da wird uns einiges zugemutet, aber auch zugetraut. Gott traut uns das zu.“
So wie die junge Kirche damals, nach der Himmelfahrt Jesu, auf sich gestellt, aber nicht alleingelassen gewesen sei, so gehe es auch der Kirche und den Gläubigen von heute. Christus bleibt durch seinen Geist bei den Menschen und durch ihn und seine Liebe ist auch Gott selbst immer bei den Menschen. Und so kann sich auch der Mensch zutrauen, was Gott ihm zutraut: „Christus hat keine anderen Hände als die deinen, um anderen Menschen zu helfen, zu heilen und Gutes zu tun. Christus hat keine anderen Füße als die deinen, um auf andere Menschen zuzugehen und sie auf ihrem Weg zu führen, auf dem Weg zu Christus. Christus hat keine anderen Augen als die deinen, um andere Menschen anzusehen und Ansehen zu schenken. Christus hat keinen anderen Mund als den deinen, um Menschen von ihm zu erzählen und die Gute Botschaft weiterzutragen. Christus hat kein anderes Herz als das deine, um die Menschen zu lieben. Christus hat kein anderes Herz als das unsere, um Menschen zu lieben.“