Ökumenische Stellungnahme zum ersten Gedenktag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023
1. Oktober 2024; ksd
Köln. Am 7. Oktober 2023 verübte die Terrorgruppe der Hamas an mehreren Orten in Israel Massaker, bei denen rund 1200 Menschen starben, mehr als 5400 verletzt und mehr als 230 als Geiseln nach Gaza entführt wurden. Einige Geiseln wurden mittlerweile befreit oder gegen Hamasmitglieder ausgetauscht, andere sind in der Geiselhaft gestorben. Aus Anlass des ersten Jahres- und Gedenktages geben die evangelische und die katholische Kirche in Köln ein gemeinsames Statement ab. Unterzeichnet ist es von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und dem Vorsitzenden des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, Gregor Stiels. Das Statement im Wortlaut:
„Der 7. Oktober 2023 ist und bleibt eine Zäsur. Der Überfall der islamistischen Hamas auf Israel, der Tod von mehr als 1200 Menschen und die zahlreichen Geiseln, die teilweise bis heute gefangen gehalten werden, haben das Leben der jüdischen Bevölkerung in Israel radikal verändert. Auch in Köln sind diese Veränderungen spürbar.
Das Katholische Stadtdekanat Köln, der Katholikenausschuss in der Stadt Köln sowie der Evangelische Kirchenverband Köln und Region stehen solidarisch an der Seite des israelischen Volkes und unserer jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn in Köln und weltweit. Mit Gedenkveranstaltungen und Gebeten halten wir die Erinnerung wach und möchten immer wieder ein Zeichen gegen Judenhass und jegliche Form von Gewalt setzen.
Für Donnerstag, den 7. November 2024, haben wir um 19 Uhr einen ökumenischen Schweigegang durch die Kölner Altstadt mit Start am Jüdischen Museum in Erinnerung an die Reichspogromnacht von 1938 geplant, zu dem wir schon heute einladen.“
3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Schweigegang im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr hatten die beiden Kirchen unter dem Eindruck der Ereignisse gemeinsam mit dem Katholikenausschuss am Vorabend der Reichspogromnacht zu einem Schweigegang vom Kölner Dom bis zur Synagog e aufgerufen, um ein Zeichen der Anteilnahme und der Solidarität zu setzen. Rund 3000 Menchen nahmen an diesem Schweigegang teil, darunter NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Innenminister Herbert Reul, Staatskanzleichef und Minister Nathanael Liminski sowie weitere Mitglieder der Landesregierung, Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Insitutionen und Verbände.
Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland
Auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben im Vorfeld des ersten Jahrestages der Hamas-Angriffe vom 7. Oktober eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. Die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der DBK, Bischof Dr. Georg Bätzing, erklären im Wortlaut:
„Mit großer Sorge blicken wir auf die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, die am Dienstagabend (1. Oktober 2024) mit dem massiven Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel eine neue Stufe erreicht hat. Am kommenden Montag (7. Oktober 2024) jähren sich die Terrorangriffe der Hamas auf Israel, bei denen mindestens 1200 Menschen – die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden – ermordet und mehr als 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Viele der Geiseln wurden inzwischen getötet oder sind in der Gefangenschaft verstorben. Über 100 von ihnen werden noch immer festgehalten und ihr Überleben ist bis heute ungewiss.
Dieser Terrorakt war ein beispielloser Angriff auf Israels Bevölkerung und die Sicherheit des Landes, in dessen Folge Israel sein Recht auf Selbstverteidigung geltend machte und mit aller Entschlossenheit reagierte. So sehr dies verständlich und prinzipiell berechtigt war, kommt man jedoch nicht umhin festzustellen, dass die militärische Reaktion Israels und die folgenden Kämpfe im Gazastreifen zehntausenden palästinensischen Zivilisten den Tod gebracht haben. Fast zwei Millionen Menschen wurden innerhalb des Gebiets vertrieben, Hunderttausende sind mit akuter Nahrungsmittelknappheit konfrontiert. Auch aufseiten der Palästinenser ist das menschliche Elend erschütternd. Der Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel zeigt die dramatische Entwicklung und die Gewaltspirale in der Region, die inzwischen auch den Libanon ergriffen hat.
Wir stehen an der Seite der Menschen in Israel, die um ihre Sicherheit bangen und auf die Befreiung der Geiseln hoffen. Wir stehen an der Seite der Juden, die seit dem 7. Oktober 2023 weltweit – leider auch hierzulande – mit antisemitischen Übergriffen konfrontiert sind.
Uns allen steht ebenso das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung vor Augen: im Gaza-Gebiet, aber auch im Westjordanland, wo viele den Übergriffen radikaler Siedler ausgeliefert sind.
Und wir fühlen uns den Menschen im Libanon nahe, die Opfer der Auseinandersetzung zwischen Israel und der terroristischen Hisbollah werden.
Wir bitten Gott inständig um Frieden für diese schwergezeichnete Region, die Juden, Christen und Muslimen heilig ist. Wir hoffen und beten, dass die Waffen auf allen Seiten zum Schweigen kommen, dass Konflikte ohne Gewalt ausgetragen werden und die Geiseln nach Hause kommen. Wir beten dafür, dass alle politische Weisheit und Kraft in politische Lösungen investiert wird, die den Menschen im Nahen Osten ein Leben in Sicherheit und Frieden ermöglichen. Wir dürfen uns nicht abfinden mit dem massenhaften Sterben, mit Terrorismus und Gewalt.“
Eindrücklicher Vortrag von Kardinal Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Auf der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz berichtete der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa in einem sehr bewegenden und eindrücklichen Vortrag über die Situation im Heiligen Land. Dabei forderte er auch mehr Mut von Kirche und Politik, sich zu äußern und Position zugunsten der Menschen zu beziehen. Die Rede können Sie hier nachlesen.
Ein Video der Presse-Konferenz mit dem Beitrag von Kardinal Pizzaballa sehen Sie hier.