„Nie wieder ist jetzt“: Gedenkstunde in der Synagoge Köln zum 85. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938

10. November 2023; ksd

 

Köln. Mehr als 500 Menschen nahmen an der Gedenkstunde zur Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 in der Kölner Synagoge teil, darunter Minister Nathanel Liminski und Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Das Gedenken stand unter dem Leitwort „Nie wieder ist jetzt“:  Eine gemeinsame Rede hielten die beiden Spitzenvertreter der großen Kirchen in Köln, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger.

Aktuell gebe es mehr Anlass zur Sorge und zur Mahnung denn je, machten Kleine und Seiger deutlich. Der zunehmende und „erschreckend offen zutage“ tretende Antisemitismus bei vielen Demonstrationen in Deutschland, aber auch im Alltag jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger sei „ mehr als alarmierend“, so die beiden Kirchenvertreter, die noch am Vorabend gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, vielen weiteren Ministerinnen und Ministern sowie rund 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Schweigegang der Kirchen durch Köln angeführt hatten. „Hier sind eine klare Haltung und konsequentes Handeln gefragt. Hetze gegen jüdische Menschen ist unerträglich und darf in unserem Land nicht geduldet werden, von niemandem und in keiner Form!“, lautete Kleines und Seigers Botschaft.

Aufgrund ihrer Geschichte, in der die evangelische wie die katholische Theologoe den jüdischen Glauben über Jahrhunderte nicht geachtet, sondern bekämpft habe, stünden sie in Demut und Ehrfurcht vor den Menschen in der Synagoge, so Seiger. Kleine erinnerte mit einem Zitat vo Papst Franziskus daran, dass der Dialog zwischen Juden und Christen kein interreligiöser sei, sondern ein familiärer, denn Jesus war Jude und lebte in der jüdischen Tradition.

 

Was heute konkret getan werden, könne, um Antisemitismus zu begegnen und jüdisches Leben zu schützen, nannten Kleine und Seiger dann im Wechsel:

 

Kleine: Es sind klare Worte der Solidarität.

Seiger: Es ist die Teilnahme an Kundgebungen wie am Sonntag zur Solidarität mit Israel oder die Initiierung und Organisation des gestrigen Schweigegangs.

Kleine: Es sind weitere Schritte der Bildungsarbeit der Kirchen und Schulen, wie wir das heute hier wieder ermutigend erleben. Es sind die Begegnungen, es sind Bildungsreisen nach Israel mit Jugendgruppen, die hoffentlich bald wieder möglich werden. 

Seiger: Es sind Fahrten mit Jugendlichen zu Gedenkstätten wie Auschwitz und Buchenwald; es sind Appelle, sich von allen Demonstrationen mit judenfeindlichem Inhalt zu distanzieren. 

Kleine: Es ist das Melden von Hass und antisemitischer Hetze in den sogenannten Sozialen Medien.

Seiger: Es sind gegenseitige Kontaktaufnahmen, Besuche und Begegnungen.

Kleine: Es ist ermutigend, dass die politischen Stellungnahmen in Bund, Land und Stadt klar sind und der Einsatz der Polizei Juden in Deutschland schützt. Es ist richtig, das Strafrecht gegen Judenfeindlichkeit einzusetzen.

Seiger: Es ist unser Gebet.

 

Die vollständige Rede können SIe hier nachlesen.

 

Einen ausführlichen Bericht von Beatrice Tomasetti zur Gedenkstunde lesen Sie bei DOMRADIO.DE

 

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