Kölns Stadtdechant Robert Kleine kritisiert Relativierung des Terrors / Stellungnahmen von Katholikenausschuss und Rat der Religionen

12. Oktober 2023; ksd

 

Köln (ksd). Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine zeigt sich in einem Statement, das er über die Sozialen Medien teilte, entsetzt und fassungslos über die Situation in Israel. Er kritisiert zudem Relativierungen des Terrors und Judenhasses. Im Wortlaut:

 

Der brutale Angriff auf Israel und das barbarische Morden der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung schockiert mich und erschüttert mich zutiefst. Es macht mich fassungslos, dass so viele Menschenleben ausgelöscht wurden, es widert mich an, wie selbst Ermordeten jegliche Würde genommen wurde.

Meiner Meinung nach muss jeder zivilisierte Mensch diesen Terror verurteilen. Deshalb erschüttern mich alle relativierenden und Verständnis andeutenden Äußerungen!

Zumal sich der hasserfüllte Angriff der Hamas gegen ein Volk richtet, dessen planmäßige Vernichtung mit der Reichspogromnacht vor 85 Jahren einen ersten furchtbaren Ausdruck fand.

Meine Anteilnahme und Solidarität gilt dem israelischen Volk und allen Menschen jüdischen Glaubens, besonders auch in unserer Stadt!

 

(Anm. der Redaktion: In seinem Facebook-Post nennt Stadtdechant Kleine dann stellvertretend für alle Jüdinnen und Juden in Köln folgende Gemeinden und Organisationen:)

 

Synagogen Gemeinde Köln

Jüdische Liberale Gemeinde Köln

Kölsche Kippa Köpp e.V. vun 2017

Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

 

Im März habe ich mit dem Domchor das Heilige Land besucht: Jerusalem, den See Genezareth und Bethlehem. Wir haben um Frieden gebetet und vom Frieden gesungen.

Genau vor drei Wochen haben wir mit den Kölner Städtepartnerschaftsvereinen im Kölner Dom in vielen Sprachen um Frieden gebetet – nicht ahnend, dass neben der Ukraine und vielen anderen Ländern zeitnah Israel angegriffen wird.

 

Pax, Frieden, Shalom!

 

  

Katholikenausschuss erklärt Solidarität mit den Menschen in Israel und den Jüdinnen und Juden in Köln

 

Köln (ka). In einer Erklärung betont der Katholikenausschuss in der Stadt Köln seine Solidarität mit den Menschen in Israel sowie mit den Jüdinnen und Juden in Köln und verurteilt die jüngsten Angriffe auf Israel. Die Erklärung im Wortlaut:

 

Seit Samstag, den 7. Oktober 2023, befindet sich Israel nach Terrorangriffen von Hamas und Hisbollah im Krieg. Tausende Todesopfer sind in Folge dieser brutalen Angriffe zu beklagen.

Gezielt wurden Unschuldige, darunter auch Kinder, Frauen und friedliche feiernde Menschen attackiert, getötet, verschleppt. Zudem erreichten uns irritierende Bilder, auch aus Deutschland, von Menschen, die diese furchtbaren Angriffe feierten.

Im Zuge dieser Angriffe mussten Sicherheitsmaßnahmen für Jüdinnen und Juden und für jüdische Einrichtungen in Deutschland verschärft werden.

Wir verurteilen aufs Schärfste die Terrorangriffe von Hamas und Hisbollah auf Israel.

Wir sind sicher, dass die Aktionen der Hamas nicht im Sinne aller Palästinenser und Palästinenserinnen sind, und sich auch viele von ihnen friedliche Auseinandersetzungen wünschen.

Wir verurteilen das Feiern von Terror und Tod.

Wir bedauern sehr, dass verschärfte Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland nötig sind.

Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die betroffen sind und Opfer dieser Angriffe wurden.

Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die ungeschützt roher Gewalt ausgesetzt sind.

Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die keinen sicheren Ort haben.

Wir drücken hiermit unsere uneingeschränkte Solidarität mit den von den Terroristen angegriffenen Menschen in Israel und den Jüdinnen und Juden in Köln aus.

Wir lassen nicht zu, dass sich Hass und Gewalt auf hier lebende Menschen ausbreiten.

Wir fordern die deutschen Sicherheitsbehörden auf, den Schutz von Jüdinnen und Juden sowie von Synagogen und Einrichtungen des jüdischen Lebens auch in Köln sicherzustellen und jegliche antisemitischen Aktivitäten zu unterbinden und auf das Schärfste zu verfolgen.

  

K ölner Rat der Religionen verurteilt Angriff auf Israel „aufs Schärfste"

 

Auch der Kölner Rat der Religionen, dem Stadtdechant Msgr. Robert Kleine angehört, und dessen Vorsitzende Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist, verurteilt die Hamas-Angriffe auf Israel. Im Wortlaut:

 

Der Rat der Religionen der Stadt Köln hat sich in der Kölner Friedensverpflichtung dazu verständigt, mit ganzer Kraft dazu beizutragen, Hass und Gewalt zu überwinden, damit die Menschen in Köln und überall auf der Welt in Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit leben können. Nichts scheint in diesen Tagen herausfordernder als das.

Der Rat der Religionen verurteilt den Angriff auf die Menschen in Israel auf das Schärfste. Der brutale Angriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung lässt auch uns zutiefst erschüttert und sprachlos zurück. Verstörend sind die Bilder der Gewalt, die uns seit dem vergangenen Wochenende aus dem Nahen Osten erreichen. Wie gelähmt verfolgen auch wir die aktuelle Lage in den Nachrichten und den sozialen Medien und sind in unseren Gedanken bei unseren jüdischen und palästinensischen Freund*innen, bei allen Betroffenen und Angehörigen. Wir schließen sie in unsere Gebete mit ein und hoffen auf ein schnelles Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen und des Leids der Menschen.

Der Rat der Religionen der Stadt Köln verurteilt den schrecklichen Angriff auf die Zivilbevölkerung in Israel und jegliche Formen von Antisemitismus und Hass. Wir verurteilen das Schüren von Hetze gegen Menschen und Glaubensgemeinschaften und das Beschwören von Feindbildern, die als Legitimation für Gewalt und Terror herangezogen werden. Das grundgesetzlich verbriefte Demonstrationsrecht in Deutschland darf nicht dazu missbraucht werden, das Morden an Menschen zum Anlass für Jubelfeiern zu nehmen und den friedlichen gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland zu gefährden.

Für uns ist es inakzeptabel, dass Religionen für Terror und Hass missbraucht werden. Ebenso wenig ist verhandelbar, dass die Würde eines jeden Menschen und die Achtung der Menschenrechte das oberste Gut verkörpert, das es zu verteidigen gilt. Inakzeptabel ist es auch, dass religiöse Bekenntnisse oder die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft Gewalt und Terror legitimieren.

Nicht verhandelbar ist für uns außerdem, dass der gezielte Angriff auf die israelische Zivilbevölkerung ein Akt beispiellosen Hasses ist und dass sich Jüdinnen und Juden unseres Schutzes sicher sein dürfen, in unserer Stadt und darüber hinaus.

Wir als Religionsgemeinschaften im Rat der Religionen stehen an der Seite beider Völker. Das Eskalieren der Gewalt gefährdet in erster Linie die Existenz und Sicherheit der Zivilbevölkerung und die Zukunft aller in der Region.

Der Rat der Religionen der Stadt Köln möchte die Kölnerinnen und Kölner gerade in diesen schweren Tagen und Stunden dazu aufrufen, zusammenzuhalten. Wir lassen uns nicht spalten, wiegen menschliches Leid nicht auf und sind in unseren Gebeten und Gedanken bei allen Getöteten, Verletzten und Betroffenen dieser Tragödie.

 

  

Demonstration am 14. Oktober auf dem Heumarkt

 

Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ruft als Teil eines Bündnisses am Samstag, 14. Oktober, um 14.30 Uhr zu einer Demonstration auf dem Kölner Heumarkt auf. Zu dem Bündnis gehören des Weiteren die Deutsch-Israelische Gesellschaft, das Bündnis gegen Antisemitismus und der Verein „Cityofhope cologne“. Die Veranstaltung ist eine Gegendemonstration zu einer Solidaritätskundgebung der Palästinensischen Gemeinde Bonn für Palästina. Treffpunkt ist an der Nordseite des Heumarkts. Den Aufruf können Sie hier nachlesen.

 

Die geplante Solidaritätskundgebung für Palästina wurde von der Polizei am Freitag verboten. Am Samstag kippte das Verwaltungsgericht Köln das Verbot. Die Demo fand statt und verlief nach Angaben der Polizei störungsfrei.

  

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