Gedenken an die Flut: Caritas-Film über die Fluthilfe / Msgr. Kleine betet Ahr-Psalm von Msgr. Stephan Wahl (Video)
12. Juli 2022; ksd
Köln (pek/dicv). In Kooperation mit den katholischen Kirchen des Landes Nordrhein-Westfalen lädt das Erzbistum Köln seine Gemeinden dazu ein, am Donnerstag, 14. Juli, das abendliche Angelus-Gebet zu verlängern und zu diesem Anlass für die Opfer der Flutkatastrophe 2021 zu beten. Für gewöhnlich wird das Angelus abends um 18 Uhr gebetet. Am Kölner Dom wird um 19.30 Uhr geläutet.
Im Juli vergangenen Jahres verloren Menschen aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz über Nacht Familienmitglieder und Freunde, Häuser sowie Hab und Gut. Bis heute sind sie täglich mit den Folgen des Unwetters konfrontiert, da zum Beispiel die Auszahlung der Wiederaufbauhilfen noch aussteht und weiterhin starker Handwerkermangel vorherrscht. Auch mental sind die verheerenden Ereignisse noch nicht verarbeitet: die Caritas berichtet, dass die Zahl der Menschen, die psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, immer größer wird, je länger die Flutnacht zurückliegt.
In seinem Schreiben an die Gemeindemitglieder des Erzbistums Köln spricht Generalvikar Msgr. Guido Assmann allen Engagierten, die sich im Zeichen des Dienstes am Nächsten in den Flutgebieten eingesetzt haben oder einsetzen, indem sie zum Beispiel beim Wiederaufbau von Häusern helfen oder Freizeitangebote für Kinder organisieren, einen großen Dank aus. „Es liegt an uns allen, die Betroffenen der Flutkatastrophe weiterhin nicht aus den Gedanken und dem Blick zu verlieren, uns weiter zu engagieren“, betont der Generalvikar. Das zeitgleiche Gebet am Abend des 14. Juli sei in diesem Zusammenhang ein bedeutendes symbolisches Zeichen der Solidarität.
Eine Ansprache von Generalvikar Msgr. Guido Assmann sehen Sie hier.
Diözesan-Caritas: Vier Millionen Euro für Opfer der Flutkatastrophe
Die Caritas hat im Erzbistum Köln bislang rund vier Millionen Euro an Betroffene der Flutkatastrophe ausgezahlt. 1,6 Millionen Euro entfielen auf Soforthilfen (200 Euro pro Person) unmittelbar nach der Flut in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. 2,4 Millionen Euro wurden als Haushaltsbeihilfen (bis 5000 Euro) gezahlt. Diese gaben die Menschen etwa für die Anschaffung neuer Einrichtungsgegenstände, Kühlschränke und Waschmaschinen aus.
„Wir konnten bis heute mehr als 6200 Betroffenen helfen. Viele haben sich allerdings noch gar nicht gemeldet oder sind mit der Antragstellung auf Wiederaufbauhilfen des Landes beschäftigt“, zieht Michaela Szillat, Fluthilfekoordinatorin des Kölner Diözesan-Caritasverbandes, kurz vor dem Jahrestag der Flut Bilanz. Sie geht davon aus, dass im Erzbistum Köln mehr als 60.000 Menschen von der Flut betroffen sind. Vor allem im Kreis Euskirchen, im Rhein-Erft- und Rhein-Sieg-Kreis sowie in der Region Wuppertal / Solingen richtete das Hochwasser teils verheerende Schäden an. Betroffen waren auch Teile von Leverkusen, Düsseldorf, Köln und Rösrath.
Die Caritas ist vom ersten Tag an vor Ort, leistet finanzielle Hilfe aus Spendenmitteln von Caritas international und „NRW hilft“ und berät in insgesamt sechs Caritas-Fluthilfebüros. Die Mitarbeitenden unterstützen die Menschen dabei, Anträge auf finanzielle Hilfen an das Land NRW zu stellen. „Darüber hinaus organisieren die Fluthilfebüros Baustoffe und Werkzeug. Sie stellen Kontakt zu Städten, Gemeinden und Landkreisen her, helfen bei der Wohnungssuche und vermitteln an weiterführende Beratungsstellen der Caritas. Vor allem aber hören sie zu“, so Szillat.
Je länger die Flutnacht zurückliegt, desto höher wird die Zahl derjenigen, die psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen. Das gilt für die Betroffenen genauso wie für die Helfenden, die in der Flutnacht oft selbst ihr Leben riskiert haben.
Im eher weitläufigen Rhein-Sieg-Kreis und in anderen ländlichen Regionen des Erzbistums besuchen Caritas-Mitarbeitende Betroffene zuhause. „Wegen der teils großen Entfernungen ist es den Menschen nicht überall zuzumuten, in die Fluthilfebüros zu kommen. Deshalb suchen unsere Koordinatorinnen und Koordinatoren die Menschen auch zuhause auf und erkundigen sich, welche Hilfe noch benötigt wird“, so Szillat.
Insgesamt spendeten die Menschen bis heute knapp 49,9 Millionen Euro an Caritas international, um Flutopfern zu helfen. Elf Millionen Euro davon wurden bislang an die Betroffenen in den Flutgebieten der Bistümer Trier, Köln, Aachen, Paderborn und Essen ausgezahlt. Die weiteren Spenden werden für die so genannte Wiederaufbauhilfe eingesetzt, die erst jetzt beginnt. Größere Summen dürfen nämlich erst dann ausgezahlt werden, wenn Ansprüche bei Versicherungen und staatlichen Stellen geklärt sind.
Eine Übersicht über dezentrale Gottesdienste gibt es hier.
In Euskirchen nimmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf Einladung des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, am Donnerstag, 14. Juli, Gedenkgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche teil und wird dort im Anschluss eine Ansprache halten. Vor und nach dem Gottesdienst sind weitere Gespräche vorgesehen. DOMRADIO.DE überträgt live im Web-TV ab 17.30 Uhr.
Das ZDF überträgt am Sonntag, 17. Juli, einen katholischen Gottesdienst aus St. Laurentius in Ahrweiler (10 Uhr). Informationen und Livestream finden Sie hier.
Caritas-Film zum Jahrestag
Zum Jahrestag veröffentlichen die Caritasverbände der (Erz-)Bistümer Aachen, Essen, Köln, Paderborn und Trier einen Film, der zeigt, wie die Caritas unmittelbar nach der Flut begonnen hat, zu helfen.
Ahr-Psalm im Mittagsgebet im Kölner Dom
Am 1. Jahrestag der Flutkatastrophe betete Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine den Ahr-Psalm, den Msgr. Stephan Wahl aus Anlass der Flutkatastrophe im Ahrtal den Toten und Betroffenen der Flut gewidmet hat. Einen Beitrag über die Psalmen von Msgr. Wahl auf DOMRADIO.DE lesen Sie hier. Stephan Wahl war lange Jahre Sprecher des „Wort zum Sonntag“ in der ARD. Er lebt heute in Jerusalem.