Einfach Kuhl: Der „kölsche Warhol“ Jürgen Kuhl unterstützt mit exklusiver und limitierter Bilderserie den Kölner Dom

6. September 2024; ksd

 

Köln. Ganz bescheiden sitzt der 82-jährige Hans-Jürgen Kuhl, der auf seinem Namensschild nur Jürgen stehen hat, auf dem Presse-Podium in der Stein-Restaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte. Dabei hat er Großes zu verkünden: Gemeinsam mit den Initiatoren Lukas Boecker und Kirchenzeitungs-Chefredakteur Robert Boecker, mit Dr. Rüdiger Fuchs, Secretär des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV), und dem stellvertretenden Dombaumeister Dr. Albert Distelrath stellt Kuhl eine Bildserie rund um den Kölner Dom vor. In extrem limitierter Auflage werden die drei Motive, die in zwei Größen erhältlich sind, zugunsten des Doms verkauft. Von dem Erlös jedes einzelnen Bildes fließt ein beträchtlicher Teil in den Erhalt der Kathedrale.

Farbstark und expressiv sind die Werke. Mal ist der Dom blau-grün, mal gelb-schwarz, mal rosa-blau. Immer hat er auch einen andersfarbigen Schattendom und als Betrachterin spürt man förmlich die pulsierende Domumgebung mit Hauptbahnhof und Stadt. Pop Art eben. Die Kunstrichtung entstand in den 1950er-Jahren in den USA und in Großbritannien und ist seitdem aus der Kunstwelt nicht mehr wegzudenken. Einer ihrer wichtigsten und bekanntesten Verreter war der US-Amerikaner Andy Warhol. Auch er hat den Kölner Dom einmal verewigt.

 

Kuhls Kunst steht für sich selbst

 

Kuhl und Warhol haben sich mehrfach getroffen. Kuhl hatte eigene Werke in Anlehnung an Warhol geschaffen, auch einen Dom. Darüber kam es zum Rechtsstreit – was widersinnig erscheint, wenn man bedenkt, dass Pop Art auch von Kopien, Verfremdungen und Neuschöpfungen lebt. Die Künsler einigten sich am Ende gütlich. Lange Schreibe, kurzer Sinn: Kuhls Kunst steht für sich selbst.

Die jetzt vorgestellten Drucke sind aus den Vorarbeiten für ein Mammut-Projekt entstanden, das Kuhl wegen des zu hohen Aufwandes am Ende nicht verwirklichen konnte: Er wollte für sein Projekt „ 360 Grad Dom“ eine Serie von 360 Dom-Siebdrucken schaffen und hatte zu diesem Zweck die Kathedrale mit einer Drohne aus allen Perspektiven und Richtungen fotografiert. „Heute dürfte man das gar nicht mehr“, sagt er mit hauchfeinem Schmunzeln.

 

Zerplatzte „Blütenträume“

 

Jürgen Kuhl hat eine bewegte Lebensgeschichte, mit der er offen umgeht. Kriegsbedingt ist er 1941 zwar in Dattenfeld zur Welt gekommen, aber aufgewachsen ist er als Sohn eines Kölner Fabrikbesitzers in Köln-Braunsfeld. Er ist absolut überzeugter Kölner. Punkt. Jürgen Kuhl ist gelernter Foto-Kaufmann und arbeitete ab 1970 als Repro-Fotograf und freier Grafik-Designer. Seine vielfältigen Talente stellte er auch als Modedesigner erfolgreich unter Beweis.

Bereits Anfang der 60-er war er in Kontakt gekommen mit dem Kölner „Milieu“, den heute legendären und manchmal nostalgisch verklärten Kriminellen „Dummse Tünn“ und „Schäfers Nas“. Vielleicht hatte deren kriminelle Energie ja abgefärbt… Seine Fertigkeiten nutzte Kuhl jedenfalls für die Erstellung fast perfekter „Blüten“, also von Falschgeld. Damit wollte er eigene finanzielle Probleme ausgleichen – und landete am Ende im Knast. Darüber spricht er offen in Talkshows und Interviews. Und um diese Geschichte dreht sich auch das Buch „Blütenträume“ von Christoph Gottwald.

 

Die Dom-Liebe liegt in der Familie

 

Und hier kommt Familie Boecker ins Spiel. Lukas Boecker, wie sein Vater unrettbar mit dem Dom-Virus infiziert, las das Buch und erzählte Robert Boecker begeistert davon. Bei dem leidenschaftlichen Journalisten und Fotografen, der schon seit mehr als 30 Jahren Mitglied im Zentral-Dombau-Verein und aktuell designiertes Mitglied des Gesamtvorstandes ist, setzte sofort das Ideen-Karussell ein. Das Ergebnis können sich künftig einige Glückliche an die Wand hängen. Limitiert sind die Großformate von 1 mal 1 Meter auf 50 Exemplare je Motiv. Die kleineren Bilder im Format 50 mal 50 Zentimeter haben eine Auflage von je 66 Exemplaren. Schon jetzt sind viele Bilder vorbestellt…

„Wir freuen uns sehr, dass dieses Engagement aus der Mitgliederschaft kommt“, sagt ZDV-Secretär Dr. Rüdiger Fuchs. Die Ideen und Aktionen, mit denen der 1842 gegründete Verein sich für den Erhalt des Domes engagiert, sind vielfältig, aber „daran hätten wir vielleicht selbst gar nicht gedacht“, erzählt Fuchs freimütig. 

„Ich konnte gar nicht glauben, dass so wenige Menschen diese Geschichte kennen, gerade hier in Köln“, erinnert sich Lukas Boecker. Vieles hatte ihn an dem Buch „Blütenträume“, das ihm ein Freund gegeben hatte, fasziniert: Köln vorneweg und dann die Mischung aus Pop Art, die ihn selbst sehr geprägt habe, dem Mode-Business von Kuhl und natürlich den Verbindungen zum Milieu. Gemeinsam mit seinem Vater kam Lukas Boecker zu dem Schluss: „Es wäre doch toll, so ein Bild zu haben!“

In der vergangenen Vorweihnachtszeit hatte Robert Boecker dann Glück auf der Internetplattform Ebay und konnte dort einen Kuhl-Dom kaufen – für seinen Sohn ein großartiges Weihnachtsgeschenk. Durch einen Freund bekam der KiZ-Chefredakteur Kontakt mit Jürgen Kuhl und konnte das Geschenk signieren lassen.

Er stieß dabei auch auf Kuhls Projekt „360 Grad Dom“, dessen Werke zu mehreren Tausend Euro verkauft werden. „Das war natürlich außerhalb unserer Möglichkeiten“, sagt Robert Boecker. Aber die Idee war geboren, „von diesen wunderschönen Bildern hochwertige Drucke herzustellen und die zugunsten des Doms zu verkaufen“, so Boecker. Es sei ungewöhnlich für den traditionsreichen ZDV sich dieser modernen Pop Art zu widmen. Kuhl selbst habe sofort gesagt: „Ja, machen wir!“, so Boecker, der den ZDV auch schon mit seinem eigenen Buch „Ich fürchte, Herr Pastor, wir sind bestohlen“ (2016) unterstützt hatte.

 

„Die Kölner sind einfach verrückt“ – nach ihrem Dom

 

Ein bisschen schließt sich ein Kreis für Jürgen Kuhl mit dieser Aktion: Schon mit seinem ersten Werk, dem von Warhol inspirierten Dom-Bild wollte er den Kölnerinnen und Kölner ein bezahlbares Kunstwerk im Stil der Pop Art anbieten, „denn Warhol war zu teuer“, berichtet der Künstler über die Anfänge Mitte der 80er-Jahre.

„Die Kölner sind einfach verrückt“, sagt Kuhl mit Blick auf die übergroße Liebe der Domstädter zu ihrem Dom und schließt sich da ausdrücklich ein. „Das gibt es in keiner anderen Stadt der Welt!“ Ob New York, London, San Francisco oder sonstwo. Die Antwort seiner Galeristen auf das Angebot, so etwas auch mal für sie zu machen, lautete stets: „Das interessiert hier keinen.“

Bestellungen für die aktuelle Serie seien bereits aus anderen Teilen der Bundesrepublik gekommen, erzählt Kuhl, der auch über 100 Motive von Köln -Collagen geschaffen hat – natürlich immer mit Dom. „Ich bin sicher, dass das alles Kölner waren!“, sagt er über die Käufer von außerhaln. Ein Zuhause ohne Dom – das geht für echte Kölsche nicht.

 

Mehr als die Hälfte des Kaufpreises pro Bild geht an den Dom

 

„Ich bin ein großer Fan vom Erhalt des Domes“, sagt der Künstler – und wird deshalb mehr als die Hälfte des Kaufpreises als Spende an den Zentral-Dombau-Verein weitergeben: 750 Euro kosten die großen Bilder, davon gehen 400 Euro an den Dom. Bei den kleinen sind es 275 Euro bei einem Einzelpreis von 450 Euro. Für die exklusive, limitierte, nummerierte und signierte Auflage hat Kuhl die Dom-Bilder aus den damals entstandenen Drohnen-Fotos mit neuen Farben und Gestaltungselementen geschaffen. Für die Ewigkeit erhalten ist in einem der Motive auch das rund 30 Meter hohe Hängegerüst, das zehn Jahre lang am Nordturm hing und das Bild des Kölner Domes mitprägte.

„Mich haben die Bilder total begeistert“, sagt Dr. Albert Distelrath, „das sind unglaublich schöne Arbeiten!“ Er freue sich, wenn so etwas nicht in Berlin oder Amsterdam funktioniere. „Die Bindung der Menschen zu diesem Dom und zu dieser Stadt – das ist ein schönes Alleinstellungsmerkmal!“

Sein Dank galt auch dem ZDV, dessen Mitglieder und Arbeit 60 Prozent des Budgets für den Erhalt des Domes erbringen. „Ohne ZDV kein Dombau“, bringt es der stellvertretende Dombaumeister auf den Punkt. Alles diene einer Sache: „Damit der Dom uns bleibt“, zitiert Distelrath den Slogan des ZDV.

Mit Blick auf Lukas Boecker muss man sich um die Zukunft des Domes und das Engagement der jungen Generation für das Wahrzeichen der Stadt keine Sorgen machen: „Der Dom hängt im Herzen“, sagt der 34-Jährige, dessen Tochter im Dom getauft wurde. Und das gelte auch für viele seiner Freunde.

 

Hildegard Mathies

 

Beim Tag des offenen Denkmals, 7. und 8. September, wird der Zentral-Dombau-Verein mit einem Stand im Dreikönigessaal des Kölner Domes vertreten sein.

 

www.zdv.de

 

www.koelner-dom.de

 

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