„Als würde Gott selbst in dein Leben hineinlächeln“ – Domforum mit Jahresmotto und Installation „Hauptsachen machen!“

6. September 2019; Hildegard Mathies

Köln. Ein echter Hingucker findet sich jetzt am eingerüsteten Domforum: „First things first – Hauptsachen machen“ lautet die Botschaft an zwei Seiten des Gebäudes gegenüber vom Dom. Doch dahinter verbirgt sich mehr: das Jahresmotto des Domforums und vor allem die Einladung, sich selbst mit Kern- und Wertefragen auseinanderzusetzen. Das wird deutlich auf dem Bauzaun am Domforum sowie am und im vorübergehenden Domizil der Einrichtung im Kurienhaus an der Südostecke des Roncalliplatzes. Am ersten Freitag im September haben Stadtdechant Robert Kleine, Domforum-Leiter Rainer Tüschenbönner, das Kölner „Studio komplementaer“ mit den ausführenden Künstlern Dorle und Micha Schmidt sowie Georg Hinz, der Kulturreferent des Domforums, das Projekt und Programm der Presse vorgestellt.

Pink, gelb, blau, grün, gelb – die 4,90 mal 10 Meter großen Banner springen sofort ins Auge, wenn man aus dem Dom kommt oder über die Domplatte oder angrenzende Straßen geht. Sie sollen bewusst ein Störer sein, ein Aufstörer und Gedankenstörer, vielleicht auch ein Ruhestörer. Wer auf dem Weg zum Einkaufstrip ist, im Alltagstrott steckt oder nur durchs Leben hastet, wird eingeladen, einen Moment innezuhalten. Es geht darum, „klar zu kriegen, was mir wirklich wichtig ist im Leben“, erklärt Tüschenbönner.

Auf Deutsch und Englisch werden Menschen angeregt, sich etwa zu fragen, wofür ihr Herz wirklich schlägt, wer oder was in ihrem Leben eine Rolle spielt und ihnen wirklich wichtig ist, wo die Quelle ihrer Kraft liegt und was ihnen Freude schenkt. Und auch wenn dahinter die Überzeugung steht, dass Gott sich für alle Menschen ein erfülltes, glückliches Leben wünscht, so kommt die Aktion bewusst niedrigschwellig daher, sodass sich auch Menschen angesprochen fühlen können, die keine Nähe zu Religion und Glauben haben. „Wir begegnen den Menschen offen, wie sonst auch in der Citypastoral“, erklärt Hinz. „Es geht darum zu schauen: Wie geht es dir gerade? Wie kommst du mit deinem Leben zurecht? Können wir Impulse setzen, wie Menschen zu einem erfüllten, freudvollen Leben kommen können?“

Wer sich von den bunten Bannern angesprochen fühlt, kann nicht nur die Idee mitnehmen, sich mittels QR-Code zu weiteren Informationen und Inspirationen führen lassen oder sich vor den bunten Tafeln fotografieren (lassen), sondern er kann auch die paar Schritte quer über den Roncalliplatz gehen. Am Kurienhaus greifen kleinere bunte Banner die Aktion auf. Zahlreiche Zettel im Schaufenster geben Ideen, welche „Hauptsachen“ man machen könnte und innen laden Karten und Tischaufsteller die Gäste dazu ein, miteinander über „Hauptsachen“ ins Gespräch zu kommen oder sich selbst zu fragen: „Wo liegen meine Prioritäten? Was ist mein Ding? Für wen schlägt mein Herz?“ und vieles mehr.

Vielfalt und Offenheit

„Wir wollen eine Unterbrechung schaffen“, erklärt Micha Schmidt das künstlerische Konzept. Einen Impuls setzen und die Menschen inspirieren weiterzudenken – das ist das Ziel der beiden Künstler und des Domforums. Und vielleicht motiviert es Menschen sogar dazu, „eingefahrene Muster infrage zu stellen und Neues zuzulassen“, so die Hoffnung der Macher. „Wir arbeiten immer intensiv für Werte, den Wandel und Wunder“, erklärt Micha Schmidt. Da kam das Projekt des Domforums für das Ehrenfelder Studio, das stark auf Interaktivität setzt, wie Dorle Schmidt erklärt, gerade richtig. Am Ende, so Micha Schmidts Hoffnung, soll das Projekt eine Ausstrahlung entfalten, „als würde Gott in dein Leben hineinlächeln“.

Dazu passen die weiteren Planungen: Im Herbst, wenn es abends früher dunkel wird, wird das Projekt noch ergänzt um eine Licht-Projektion am Interimsquartier des Domforums (Roncalliplatz 2). Dort kann man sich dann draußen buchstäblich unter und in den Segen Gottes stellen.

Während in den USA Donald Trump mit seinem Slogan „America first – Amerika zuerst“ im Weißen Haus regiert, setzt man in Köln bewusst auf Vielfalt und Offenheit, erinnerte Monsignore Kleine. „ Wir zeigen nicht die Rote Karte“, sagte er bei der Vorstellung der Aktion. „Wir zeigen den Menschen die bunte Karte.“ Bewusst hat man darauf verzichtet, die große Gerüstplane etwa als Werbefläche zu vermieten, so Tüschenbönner. Stattdessen geht es darum, dass die Menschen eingeladen werden, einen Moment innezuhalten und etwas Anregendes und Inspirierendes zu erleben und für ihr Leben mitzunehmen.

 „HAUPTSACHEN MACHEN!“ ist aber nicht nur eine künstlerische und zum Nachdenken anregende Aktion, sondern bietet als Programm auch weitere Möglichkeiten zur Reflektion und zum Austausch. Zum Auftakt findet am Donnerstag, 12. September, ein Mitsingkonzert mit dem Liedermacher Andre Schmidt statt. Regelmäßig wird das Domforum zudem Fragen auf seiner Facebookseite posten, die zur weiteren Auseinandersetzung anregen und – so Tüschenböners Hoffnung – die Menschen auch miteinander ins Gespräch bringen.

Informationen zur Aktion und zum Programm gibt es hier.

Zurück