1. Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche / Klima-Appell an die Politik zur Transformation
19. Juli 2023; ksd
UPDATE (31. August 2023)
Wenn der Rhein austrocknet und was wir dagegen tun können
„Letztes Jahr habe ich am Ufer des Rheins gesessen. Und ich habe geheult. Flüsse – das sind die Lebensadern unserer Welt. Und dieser war zum Rinnsal verkommen. Als ich darüber in einer Talkshow berichtete, wurde von einem anderen Gesprächsteilnehmer aus der Politik als Lösung vorgeschlagen, das Flussbett einfach tiefer zu legen. Da fiel mir selbst als Kabarettist nichts mehr zu ein“ – mit diesen persönlichen Worten eröffnete Dr. Eckart von Hirschhausen seinen Impulsvortrag auf dem ersten Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche, das unter dem Motto „Sozial-ökologisch mobil“ am 29. August im Kölner Maternushaus stattfand.
Gesunde Erde, gesunde Menschen
Mehrfach betonte von Hirschhausen die Dringlichkeit, sich für den Schutz unserer
gemeinsamen Erde einzusetzen. Bildlich: Wenn ein Ei einmal gekocht ist, wurde die Chance,
dass aus ihm Leben schlüpfen kann, für immer genommen.
Der diesjährige Katastrophensommer – voraussichtlich noch der kühlste in diesem Jahrhundert – zeige einmal mehr auf, dass der Ernst der Lage nicht mehr zu leugnen sei. Außerdem, so von Hirschhausen, gehe Klimaschutz mit Gesundheitsschutz für Menschen einher: „ Jeder Mensch hat den tiefgehenden Wunsch nach Gesundheit. Dazu gehören die Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken und Pflanzen zum Essen. All das bei angenehmen, den Körper nicht anstrengenden, Temperaturen und in einem friedlichen Miteinander. Und genau diese Bedürfnisse sind gefährdet. Also sind wir alle betroffen und alle gefragt.“ Von Hirschhausen hat dafür seine Karriere auf der Bühne beendet und die Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“ gegründet.
Mobilität verursacht rund 30 Prozent von Deutschlands Emissionen
Als weiterer Gastredner erklärte Professor Dr. Andreas Knie, TU Berlin, Leiter der
Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung am
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, das Thema Mobilität sei bei der Bewahrung
der Schöpfung ein wichtiger Stellhebel. Denn: Rund 30 Prozent der CO2-Emissionen in
Deutschland werden durch Verkehr verursacht. „Und die Summe steigt: Seit 1950 gibt es keine
neuen gesetzlichen Regelungen, kein einziges kritisches Gesetz.“
Kasalla: „Ich kann de Welt veränd′re, met dem Typ do em Speejel fang ich aan“
Den Schwerpunkt des Tages bildeten praxisnahe Workshops, von dem jeder der
ehrenamtlich und hauptamtlich in Kirche und Gesellschaft engagierten Teilnehmer drei
besuchen konnte. Die Themen reichten dabei von klimafreundlicher Mobilität über
nachhaltige Verhaltensänderung bis zu den sozialen Aspekten der Verkehrswende. In einem
waren sich Teilnehmende und Referenten einig: Eigenverantwortung übernehmen und das tun,
was für jeden Einzelnen möglich ist, ist beim Thema Klimaschutz sehr wichtig.
Das erzählt auch Bastian Campmann, der Frontmann der Band Kasalla, auf die Frage, was er sich in Köln zum Thema Mobilität wünscht, mit „eine autofreie Innenstadt, Radwege und Radwege" antwortet. In ihrem neuen Lied „Typ em Speejel“ untermalt Kasalla die Botschaft musikalisch: „Denn jede kleine Schritt määt eene Ungerschied (…)/ Ich kann de Welt veränd′re, ich han ne joode Plan/ Met dem Typ do em Speejel fang ich aan.“ Und so bleibt zu wünschen, dass die Flüsse durch den gemeinsamen Einsatz aller Menschen in Zukunft weder ausgetrocknet noch hochwassergefährdet sind und uns die Luft zum Atmen und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft bleibt.
Das Klima-Forum wurde von der der Abteilung Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln und dem Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln organisiert. (pek/lmi)
Köln. Das erste Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche findet am Dienstag, 29. August, im Maternushaus Köln statt. Das Forum, zu dem Eckart von Hirschhausen als Keynotespeaker kommt sowie Bastian Campmann von Kasalla als Special Guest, steht unter dem Motto „ Sozial-ökologisch mobil“. Veranstalter sind die Abteilung Schöpfungsverantwortung im Erzbistum Köln und die Caritas im Erzbistum Köln mit weiteren Kooperationspartnern.
Das Forum bietet vor allem ehrenamtlich und hauptamtlich in Kirche und Gesellschaft Engagierten die Möglichkeit, sich in zwölf Workshops über den Themenschwerpunkt „Mobilität“ weiterzubilden und auszutauschen. Als weiterer Keynotespeaker stellt Professor Dr. Andreas Knie von der Technische Universität Berlin die Frage „Fahren wir mit Vollgas an die Wand?“.
Alle Infos und Anmeldung (bis 9. August) unter www.koelner-klimaforum.de
Alle Themen und Infos auch im Flyer.
„Wir sind bereit“: Katholische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger bekräftigen eigenen Willen zur Transformation
In einem gemeinsamen, eindringlichen Appell an die Politik fordern 80 Entscheidungsträgerinnen und -träger der katholischen Kirche, „endlich die Klimaschutzbremsen zu lockern“ sowie „verlässliche Rahmenbedingungen und langfristige Zeitpläne“, die sie dabei unterstützen, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. In der mit Beginn der parlamentarischen Sommerpause abgeschlossenen ersten Hälfte des politischen Jahres sei hier viel zu wenig passiert. „Wir sind bereit, Klimaschutz konkret umzusetzen, die notwendigen Veränderungen anzugehen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Doch noch existieren zu viele hemmende Rahmenbedingungen und Unklarheiten, die einen effektiven Klimaschutz massiv ausbremsen“, so der Appell an die Bundesregierung und Landesregierung mit der Überschrift „Wir sind bereit“.
Die Bischöfe aus Köln, Eichstätt und Limburg, Verantwortliche von insgesamt 34 Caritasverbänden – darunter der Deutsche Caritasverband, die Diözesancaritasverbände in den Bistümern Köln, Rottenburg-Stuttgart, Dresden-Meißen – und fünf Fachverbänden der Caritas, Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Gregor Podschun, der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, 14 Ordensoberinnen und Ordensobere sowie zahlreiche andere katholische Persönlichkeiten haben den Text unterzeichnet. Viele dieser Organisationen haben ihre Treibhausgasemissionen selbst bereits substantiell gemindert oder befinden sich auf dem Weg dahin.
„Die Politik auf Bundes- und Landesebene muss schnell Rahmenbedingungen schaffen, um die sozial-ökologische Transformation zu ermöglichen“, betont Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln. „Gleichzeitig aber müssen auch wir als Kirche unsere Hausaufgaben machen. Deshalb haben wir im Erzbistum Köln in diesem Jahr mit einem zusätzlichen Budget von 16 Millionen Euro für energetische Sanierung eine Fachstelle für Wärmewende sowie eine weitere für das Thema Photovoltaik eingerichtet. So können wir die Gemeinden auf ihrem Weg zur ökologischen Umkehr aktiv unterstützen.“
„Politik handelt so, als hätte die Klimakatstrophe nicht längst begonnen
„Eine Politik, die unvermindert handelt, als ob die Klimakatastrophe nicht längst
begonnen hätte und nicht schon jetzt jährlich Tausende an Toten durch Hitze, Dürren oder
Überschwemmungen sowie volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe erzeugt, suggeriert
der Bevölkerung, die Lage sei keinesfalls so ernst, wie die Wissenschaft anmahnt. Deshalb:
Sorgen Sie dafür, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Klimakatastrophe im
Zentrum der Debatte stehen. Wir schaffen es nicht mehr, die 1,5-Grad Grenze einzuhalten“, so
der Appell. „Die Ereignisse der letzten Wochen zeigen: Die gesellschaftspolitische
Diskussion geht in eine völlig falsche Richtung“, so der Text weiter.
Sanierung von Gebäuden, Beschleunigung der Mobilitätswende
Konkret fordern die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner unter anderem für eine
Sanierungsoffensive von Gebäuden – Wohnraum, aber auch andere Gebäude wie soziale
Einrichtungen und öffentliche Gebäude. Gerade gemeinnützige Träger von sozialen
Einrichtunvgen und Diensten verfügen nicht über ausreichend finanzielle Mittel, um diese
Sanierung allein zu stemmen.
Auch eine Beschleunigung der Mobilitätswende und die stärkere Berücksichtigung von sozialer Gerechtigkeit bei der Transformation in Richtung Klimaneutralität gehören zu den Forderungen der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. (pek)
Den Appell können Sie hier nachlesen.