Aktuelles

Hier finden Sie aktuelle Nachrichten zu stadtweiten Veranstaltungen, Initiativen und Aktionen der katholischen Kirche und ihrer Kooperationpartner in der Stadt Köln.

Überregionale Nachrichten der katholischen Kirche finden Sie auf den folgenden Webseiten:

www.erzbistum-koeln.de | www.koelner-dom.de | www.domradio.de | www.katholisch.de | www.kna.de | www.dbk.de | www.vaticannews.va/de.html

 

„Orange Days 2024“: Interreligiöses Abendgebet – Nein zu Gewalt an Frauen (25. November)

20. November 2024; ksd

 

Köln. Im Rahmen der diesjährigen „Orange Days“ gegen Gewalt an Frauen laden Christinnen, Musliminnen und Bahá' am Montag, 25. November, zu einem interreligiösen Abendgebet ein. Es steht unter dem Thema „Gefährliche Nähe“ und findet in der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde in Alt-St. Heribert statt (Urbanstraße 1, Köln-Deutz). Beginn ist um 18 Uhr.

 

Das Plakat können Sie hier herunterladen.

 

orangedays-koeln.de

„Ihr gehört zu uns!“ – Ökumenischer Schweigegang gegen Antisemitismus, Hass und Hetze – Gedenken an die Pogrome 1938

8. November 2024; ksd

 

Köln. „Können wir noch hierbleiben? Wie sieht das aus mit den Kindern in der nächsten Generation?“ – Jüdische Menschen in Deutschland stellen sich wieder diese Fragen, nicht ganz acht Jahrzehnte nach dem Holocaust. Das berichtet Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine aus seinen Begegnungen und Gesprächen mit jüdischen Kölnerinnen und Kölnern. Gemeinsam mit Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und Gregor Stiels, dem Vorsitzenden des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, hat Kleine kurz vor dem 9. November, dem Gedenken an die Novemberpogrome 1938, zum Schweigegang durch die abendlichen Straßen der Stadt eingeladen.

Zum zweiten Mal nach 2023 fand der Ökumenische Schweigegang statt, der ein Zeichen der Solidarität mit den jüdischen Mitbürger*innen und gegen Antisemitismus setzen will. Zahlreiche Verbände und Organisationen aus beiden Kirchen sowie das Bündnis „Köln stellt sich quer“ , die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Köln, die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und darüber hinaus Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft unterstützten die Initiative. Auch der Islamverband Ditib und die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde schlossen sich dem Aufruf an und nahmen mit mehreren Vertretern am Schweigegang teil. Zu den Teilnehmern gehörten auch Weihbischof Rolf Steinhäuser für das Erzbistum Köln, Kirchenrat Dr. Volker Haarmann, Leiter des Dezernats „Theologie und Gemeinde“ der Evangelischen Kirche im Rheinland, und der Künstler Ilja Richter, der selbst Jude ist und sich nach einer Lesung in der Melanchthon-Akademie Köln ganz entschieden und bewusst in die Reihen der rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einreihte.

 

„Wir stellen uns vor euch und wir stehen hinter euch“

 

In diesem Jahr führte der Schweigegang von der Baustelle des Jüdischen Museums Köln, MiQua, zur Synagoge in der Roonstraße. Wie schon zuvor Stadtsuperintendent Seiger dankte auch Stadtdechant Kleine den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die mit ihrer Präsenz zeigten, „dass Sie die Zeichen der Zeit erkennen und zusammen Stellung beziehen gegen Antisemitismus“. Im Hinblick auf die Terroranschläge der Hamas im vergangenen Jahr und den seitdem andauernden Krieg zwischen Israel und Palästina sagte Kleine: „Es bedrückt mich immer wieder, wenn ich sehe, dass es gerade nach dem Massaker am 7. Oktober 2023 neben Solidarität auch viel an Hass, an Hetze, an Antisemitismus gibt in unserem Land und auch in unserer Domstadt.“ Für jüdische Männer, die eine Kippa tragen – das traditionelle Scheitelkäppchen –, oder Menschen, die durch ein Schmuckstück als Jude oder Jüdin erkennbar seien, sei es auch schon vor dem Hamas-Terror „nicht immer leicht“ gewesen. Nun aber haben viele jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht nur Sorgen um die Zukunft, sondern auch konkret Angst um Leib und Leben.

Es sei „gut und richtig, dass wir aufstehen – als Kirchen, als Religionsgemeinschaften, als Parteien, als Organisationen, als Zivilgesellschaft in unserer Stadt – und sagen: Nie wieder ist jetzt!“, betonte der Stadtdechant in seiner kurzen Ansprache. Das Signal, das man setzen wollte, ist eindeutig und klar: „Wir möchten, dass ihr hierbleibt! Ihr gehört zu uns! Ihr seid Kölnerinnen und Kölner, ihr seid unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Und wir stellen uns vor euch und hinter euch, stärken euch den Rücken. Wir wollen, dass ihr euren Glauben in unserer Stadt frei und ohne jede Angst leben könnt“, sagte Kleine unter dem Applaus der Zuhörerinnen und Zuhörer.

 

Gedenken und Erinnern an die Opfer auf allen Seiten

 

Nicht nur der Start am künftigen Jüdischen Museum sei ein Zeichen, so der Stadtdechant, sondern auch, dass der Ökumenische Schweigegang als Erstes an der Ruine von Alt-St. Alban vorbeiziehe. Dort befindet sich als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt die Skulpturengruppe „Trauernde Eltern“ von Käthe Kollwitz. „Das ist seit dem Zweiten Weltkrieg der Ort, an dem wir in Köln der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken“, erinnerte Kleine. „Wir denken heute an die Opfer von Judenhass, an die Opfer von Gewalt und Terror, aber auch an die Opfer der Kriege, in der Ukraine und im Nahen Osten, die Opfer auf allen Seiten. Aber wir denken vor allem an das, was damals geschah, hier, auch in Köln. Und die Kerzen, die wir gleich anzünden, stehen dafür, dass wir die Opfer von vor 86 Jahren und die von heute nicht vergessen.“

Ganz bewusst in Stille wolle man durch die Straßen der Stadt ziehen, sagte Stadtdechant Msgr. Robert Kleine: „Ein stilles Zeichen der Solidarität an diesem Abend. Es macht Mut, dass wir gemeinsam hier sind, gemeinsam gedenken. Still zu sein und zu spüren, was ist, und die Stille und auch den Schmerz und die Trauer und das Mitgefühl aushalten. Das ist mehr als laute Worte und selbstsichere Reden.“

 

„Mit klarem Verstand und wachem Herzen“

 

Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger lenkte zu Beginn den Blick auf die politische Weltlage, nicht nur mit dem Krieg und den Konflikten im Nahen und Mittleren Osten, sondern auch mit Blick auf den Ausgang der US-Wahlen und das Aus der Ampel-Regierung in Deutschland: „Wir sind hier an bewegten und aufregenden politischen Tagen, international und in unserem Land. Umso wichtiger ist es, mit klarem Verstand und mit wachem Herzen einen guten Kompass für das Leben zu haben – gerade in dieser Woche, in der wir des 9. Novembers gedenken“, so Seiger. „Vor 86 Jahren haben hier in Köln die Synagogen gebrannt. Jüdisches Leben wurde beschämt und verächtlich gemacht. Und das war erst der Anfang größtmöglicher Menschenverachtung und Vernichtung.“

An der Baustelle des Jüdischen Museums, das im früheren jüdischen Viertel liegt, „können wir gut spüren, dass wir in unserer Stadt den Schatz und den Reichtum jüdischen Lebens achten und bewahren und schützen wollen“, so der Stadtsuperintendent weiter. „Wir stellen uns vor, wie es unseren jüdischen Nachbarn zurzeit in Deutschland und in Köln geht – und wir wissen es ja aus vielen Gesprächen: Sie nehmen die unsichere gesellschaftliche Entwicklung aufmerksam wahr und beobachten und spüren, was weltweit mit falschen Narrativen über das Judentum gedacht und gesprochen wird.“

 

Fast ein Viertel der Bevölkerung mit antisemitischen Ansichten

 

24 Prozent, fast ein Viertel der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen, haben laut der jüngsten Antisemitismusstudie des Landes vom September „in unterschiedlicher Weise antisemitische Einstellungen“, betonte Seiger. Diese Zahl, die beunruhige und müsse beunruhigen. „Und deswegen sind wir hier. Es ist wichtig, dass wir das Unsere dafür tun, dass jüdische Menschen in unserem Land und in unserer Stadt Sicherheit erleben.“

Sicherheit brauchten jüdische Menschen in Deutschland, aber auch in Israel, so Seiger. „Wir können dazu beitragen, dass wir uns mit unserer Zivilcourage an dieser Stelle sichtbar und erkennbar machen. Deshalb ist es heute wichtig, hier zu sein und deutlich und ökumenisch und mit breiter Unterstützung anderer Gruppen zu sagen: Unsere Kirchen stehen fest an der Seite unserer jüdischen Geschwister und Nachbarn. Wir teilen ihre Sorge und zeigen unsere Verbundenheit mit ihnen.“

Seit 1700 Jahren sei jüdisches Leben in Köln zu Hause, erinnerte Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger. „Und mit dem Museum zeigen wir, dass wir das jüdische Leben in unserer Stadt beschützen und stärken und sichtbar machen wollen“. Dies galt natürlich für den Schweigegang insgesamt.

 

Bewegender Abschluss an der Synagoge

 

Nach diesem Auftakt zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die abendlichen Straßen der Stadt bis zur Synagoge in der Roonstraße. Dort stellten sie ihre Kerzen zu den vielen anderen Kerzen auf der Mauer der Synagoge. Auch einige Blumen wurden niedergelegt. An der Fassade erinnerte ein großes schwarzes, englischsprachig bedrucktes Transparent daran, dass noch immer Männer, Frauen, Babys und alte Menschen von der Hamas als Geiseln gehalten werden. Die Botschaft darunter ist weiterhin unmissverständlich: „Bring them home. Now – Bringt sie nach Hause. Jetzt“.

Auch in diesem Jahr endete der Ökumenische Schweigegang mit einer berührenden und bewegenden Gebetsrezitation von Kantor Mordechai Tauber, bevor Stadtsuperintendent Seiger auf Taubers Bitte hin den Abend mit einer Segensbitte beschloss.

 

Hildegard Mathies

 

www.oekumenischer-schweigegang.de

 

Im Vorfeld hat Stadtdechant Msgr. Robert Kleine DOMRADIO.DE ein Interview zum Ökumenischen Schweigegang gegeben.

 

Ein Video von der Ansprache des Stadtdechanten zu Beginn des Ökumenischen Schweigegangs sehen Sie auf dem Facebook-Kanal der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln.

  

20 Jahre Gubbio: Obdachlosenseelsorge im Stadtdekanat Köln

7. November 2024; ksd

 

Köln. Seit zwei Jahrzehnten kümmert sich das Gubbio – Zentrum der Katholischen Obdachlosenseelsorge im Stadtdekanat Köln – um Menschen auf den Straßen der Domstadt und bietet eine Anlaufstelle für aktuelle und ehemalige Wohnungslose. Franziskanerinnen und Franziskaner sind für die Menschen da, unterstützt von einem kleinen hauptamtlichen Team. Seit 2019 ist Schwester Christina Klein OSF von den Olper Franziskanerinnen die Leiterin des Gubbio. Sie arbeitet zusammen mit Pastoralreferent Stefan Burtscher und Weihbischof Ansgar Puff, der regelmäßig im Gubbio mitarbeitet.

Vom 12. bis 16. November feiert das Gubbio mit verschiedenen Veranstaltungen sein 20-jähriges Bestehen. Am Dienstag, 12. November, findet ab 15 Uhr ein Wohlfühlnachmittag statt. Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden nach Bedarf auch ein Friseur-Service und Kleidung angeboten. Ansonsten stehen Kaffee, Kuchen und Gemeinschaft auf dem Programm.

Am Mittwoch, 13. November, findet ab 16.30 Uhr ein Konzert mit Willi Does statt.

Der Festgottesdienst zum Jubiläum mit Weihbischof Puff wird am Samstag, 16. November, um 16 Uhr gefeiert.

 

www.gubbio.de

 

Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Caritas Köln

7. November 2024; ksd

 

Köln (cv/pek). Der Caritasverband für die Stadt Köln (CVK) hat den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 in der Kategorie „Pflege und Soziale Dienste“ gewonnen. Die Auszeichnung wird seit 2008 jährlich von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben und prämiert vorbildliche Nachhaltigkeitsleistungen in Wirtschaft, Kommunen und Forschung. Die Jury honoriert mit ihrer Entscheidung besonders wirksame, erfolgreiche und beispielhafte Entwicklungen zur nachhaltigen Transformation. Die Auszeichnung wird am 28. November im Rahmen des 17. Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf vergeben. 

 

Größter Nachhaltigkeitspreis Europas


224 Fachjurorinnen und -juroren aus Forschung, Verbänden, Beratung und Zivilgesellschaft haben über Vorbilder des nachhaltigen Wandels in allen Branchen der deutschen Wirtschaft entschieden. Mit fünf Wettbewerben und über 800 Teilnehmer*innen ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis der größte seiner Art in Europa. 

„Wir freuen uns riesig und sind unglaublich stolz darauf, dass die Jury das Engagement der Caritas Köln und unserer Mitarbeitenden mit dieser besonderen Auszeichnung würdigt“, erklärt CVK-Vorstandssprecher Markus Peters. „Wir übernehmen Verantwortung als Organisation und für die Organisation. Wir schauen nicht nur auf uns, sondern wollen als größter Wohlfahrtsverband in Köln auch fair und nachhaltig mit allen Menschen, Unternehmen und Organisationen zusammenarbeiten“, so Peters.

 

Auszeichnung ist gleichermaßen Bestätigung und Ansporn


„Für eine soziale Organisation wie die Caritas ist nachhaltiges Handeln und Wirtschaften Teil unseres Selbstverständnisses“, ergänzt Finanzvorstand Markus Nikolaus. „Auf unserem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist der Aufbau eines Klimaschutzmanagement ein zentrales Element. Diese Auszeichnung ist für uns hierzu gleichermaßen Bestätigung und Ansporn.“ 

Bereits 2023 hat die Caritas Köln die Zertifizierung als gemeinwohlorientiertes Unternehmen erfolgreich abgeschlossen. Die vorliegende Gemeinwohl-Bilanz stellt die gelebten Werte und nachhaltigen Leistungen in einer übersichtlichen Struktur dar. Zudem spiegelt diese Bilanz die Stärken und Entwicklungspotenziale wider. Ein zentrales Anliegen ist es, dazu beizutragen, die im Klimaabkommen von Paris festgelegten Temperaturziele einzuhalten.

 

www.caritas-koeln.de

 

www.nachhaltigkeitspreis.de

 

Ladies Crime Night im DOMFORUM: Große Benefizlesung zugunsten der „Pace e Bene“-Stiftung (14. November)

29. Oktober 2024; ksd

 

K öln (df). Rasant, spannend, genial: Lesen bis zum Sch(l)uss! Von humorvoll bis dramatisch gehen fünf Mörderische Schwestern über Leichen – in ihren Krimis und auf der Bühne! – Unter diesem Motto steht ein Benefizabend zugunsten der „Pace e Bene“-Stiftung zur Begleitung obdachloser Menschen am Ende ihres Lebens in Köln. Am Donnerstag, 14. November, findet dieser besondere Krimi-Abend um 19.30 Uhr im DOMFORUM statt. Es lesen: Myriane Angelowski, Meike Messal, Edith Niedieck, Regina Schleheck und Jutta Wilbertz.

 

Tickets zum Preis von 15 Euro sind hier erhältlich.

 

Die „Pace e Bene“-Stiftung wird getragen vom Stifterehepaar Dr. Philipp Wittmann und Dr. Kirsten Lange-Wittmann, dem Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden der Stadt Köln (Rechtsträger des Stadtdekanats Köln) und der Initiatorin, Schwester Christina Klein, Leiterin der Katholischen Wohnungslosenseelsorge im Stadtdekanat Köln, Gubbio. Die Einrichtung feiert im November ihr 20-jähriges Bestehen.

 

www.moerderische-schwestern.eu

 

„Gott ist ein Gott des Dialogs“: Feierliche Abschlussmesse der Festtage der Kölner Stadtpatrone in St. Ursula

22. Oktober 2024; ksd

 

Köln. Wenn in Köln etwas zum zweiten Mal stattfindet, ist es bereits Tradition, beim dritten Mal dann Brauchtum. In diesem Sinne freue er sich schon jetzt auf die Festtage der Kölner Stadtpatrone St. Ursula und St. Gereon im kommenden Jahr, so Stadtdechant Msgr. Robert Kleine in der feierlichen Abschlussmesse der diesjährigen Festtage am Gedenktag der heiligen Ursula (21. Oktober). Im vergangenen Jahr hatten die Feiern auf Initative von Stadtdechant Kleine und Innenstadtpfarrer Dr. Dominik Meiering zum ersten Mal stattgefunden.

„Wenn wir die heilige Ursula und ihre Gefährtinnen und den heiligen Gereon und seine Gefährten feiern, ist das keine Folklore. Dann ist das nichts Frommes zur Erbauung der Herzen. Sondern es ist eine blutige Realität, damals vor Jahrhunderten, und eine blutige Realität auch in unserer Zeit, in unzähligen Ländern, in denen unsere Glaubensschwestern und Glaubensbrüder verfolgt werden und nicht wenige auch getötet“, so Kleine in seiner Predigt. Er erinnerte nicht nur an die Märtyrer und Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts, wie Maximilian Kolbe oder Edith Stein. An Märtyrer unserer Zeit erinnert in der Basilika und Stadtkirche St. Ursula eine moderne Gedenkstätte.

 

Erzbischof Jaques Mourad überlebte das Martyrium der IS-Gefangenschaft

 

Der Stadtdechant erzählte die Geschichte des syrisch-katholischen Mönchs und seit 2023 Erzbischof von Homs, Jacques Mourad. Er war 2015 von IS-Terroristen gemeinsam mit einem Mitbruder und weiteren Christen aus dem Kloster Mar Elian verschleppt worden, das sich seit jeher für Verständigung und Dialog einsetzt. Fast fünf Monate lang waren Pater Jacques und sein Mitbruder Geiseln des IS, erlebten Gewalt, Bedrohung und Todesangst – und überlebten. Über diese Zeit hat Jacques Mourad für missio Aachen ein bewegendes Zeugnis verfasst, aus dem Kleine Auszüge vortrug.

Vielleicht sei dieser Text eine Erinnerung daran: „Martyrium ist aktuell und auch wir sind eingeladen, unseren Glauben zu bezeugen. Auch wenn wir wahrscheinlich nicht die Berufung zum Martyrium haben, so sollen wir doch glaubwürdige Zeugen und Zeuginnen sein und – wie er es fordert – vor allem auch für den Dialog. Denn Gott ist ein Gott des Dialogs.“

 

Wo müssen wir als Christinnen und Christen Zeugnis ablegen?

 

„Märtyrerinnen und Märtyrer sind Menschen, die ihren Glauben bezeugt haben bis in die letzte Stunde hinein. Die ihr irdisches Leben gegeben haben im Vertrauen, dass sich in ihrem Tod eine Tür öffnet in das neue Leben, das ewige Leben bei Gott“, so der Stadtdechant. Seit dem heiligen Stephanus bis in unsere Tage hinein haben unzählige Menschen ihr Leben gelassen als Märtyrerin und Märtyrer, „als Blutzeugen für unseren Herrn Jesus Christus“.

Sie bilden eine besondere Gruppe unter den Heiligen, den Heiligen der Nächstenliebe, den heiligen Ordensleuten, erläuterte Kleine. „Sie, die, so sagt es der Glaube der Kirche, schon im Moment ihres Martyriums aufgenommen sind in die Liebe Gottes, die wir den Himmel nennen.“ 

Und weiter: „Und wir stehen da, schauen auf unser Leben. Wo können wir, wo müssen wir Zeugnis ablegen, auch und gerade wenn es unangenehm wird? Wenn wir aufgrund des Glaubens zwar nicht verfolgt, nicht gefoltert und am Ende getötet, aber vielleicht ein bisschen spöttisch angeschaut werden, wenn wir sogar in unserer Zeit, in unserem Land nicht immer überall und jedem sagen, dass wir Glaubende, dass wir Gläubige sind.“

 

Fürbitten in verschiedenen Anliegen

 

Die Fürbitten galten dann nicht nur den verfolgten und bedrängten Christinnen und Christen weltweit, sondern wurden auch gesprochen:

Für alle, die in Verantwortung stehen für Menschen, die in Deutschland Schutz und Sicherheit suchen. Und für alle, die im Streit über politische Entscheidungen die Not der Betroffenen nicht aus dem Blick verlieren.

Für Politikerinnen und Politiker, dass sie auch bei unterschiedlichen Sichtweisen respektvoll und geduldig miteinander umgehen und gemeinsam nach Lösungen in den vielfältigen Krisen unserer Zeit suchen.

Für die Kinder in allen Ländern unserer Welt, die Fürsorge, Schutz und Bildung brauchen. Und für alle Frauen und Männer, die Kindern eine Stimme geben, die Hunger und Gewalt von ihnen fernhalten und ihnen eine Zukunft ohne Angst ermöglichen.

Für die Menschen, deren Leben von Naturkatastrophen bedroht oder zerstört ist. Und für alle, die unter den immer noch zunehmenden Kriegshandlungen in der Ukraine, im Gazastreifen und in Israel sowie im Sudan und vielen anderen Ländern leiden.

 

Zum Auftakt der Festtage der Kölner Stadtpatrone hatte die frühere Bundesministerin und Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer in St. Gereon gesprochen. Ein Interview mit ihr lesen Sie bei DOMRADIO.DE.

 

www.stadtpatrone.koeln

    

Festtage der Kölner Stadtpatrone: Vesper mit Bundesministerin a.D. Annegret Kramp-Karrenbauer und großer Prozession

1. Oktober 2024; ksd

 

Köln. Die Reliquien der heligen Ursula und des heiligen Gereon besuchen sich im Oktober wie im Vorjahr gegenseitig in ihren Basiliken. Höhepunkt der Stadtpatrone Festtage vom 10. bis 21. Oktober ist eine feierliche Vesper am Sonntag, 13. Oktober, mit Bundesministerin a.D. Annegret Kramp-Karrenbauer als Festrednerin. An der daran anschließenden Prozession von St. Gereon nach St. Ursula im Beisein der Reliquien nehmen neben den Gläubigen und Interessierten viele Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft und Karnevalsgesellschaften teil. Eine großes, mehrtägiges Angebot an Konzerten, Gottesdiensten, Führungen und vielem mehr in beiden Basiliken rundet das aufwändige Festprogramm ab. Ausführliche Informationen gibt es unter www.stadtpatrone.koeln

Vom 10. bis 13.Oktober wird der Schrein der heiligen Ursula in St. Gereon zu Gast sein, vom 13. bis 21. Oktober die Gereonsreliquie in St. Ursula. Die Überführung beider Reliquien von St. Gereon nach St. Ursula findet im Rahmen einer großen und feierlichen Vesper am 13. Oktober ab 17.30 Uhr in der Basilika St. Gereon statt. Neben einem aufwändigen musikalischen Programm hat sich u.a. Bundesministerin a.D. Annegret Kramp-Karrenbauer als Festrednerin angekündigt. Während die Rednerin des Vorjahres, Bundesministerin a.D. Annette Schavan, besonders die heilige Ursula und ihre Rolle als Patronin für die europäische Bildungsbewegung in den Blick nahm, wird die ehemalige Bundesverteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer die Entscheidung des Soldatenpatrons Gereon, dem eigenen Gewissen Vorzug gegenüber blindem Gehorsam zu geben, thematisieren.

Bei der anschließenden, großen Prozession von St. Gereon nach St. Ursula werden neben Kramp-Karrenbauer die Traditionstanzgruppe „Hellige Knäächte un Mägde“, die Karnevalsgesellschaft „ Treuer Husar Blau-Gelb von 1925“ auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft teilnehmen. Nach dem Abschlusssegen endet der Abend im geselligen Miteinander.

Zu Ehren der beiden Stadtpatrone finden vom 10. bis 21. Oktober viele weitere Veranstaltungen statt. Neben Festmessen zu den Patrozinien der beiden Basiliken werden kostenfreie Führungen in beiden Kirchen, Konzerte, Familienveranstaltungen und ein Vortrag zu aktuellen archäologischen Erkenntnissen rund um St. Ursula angeboten.

Den Abschluss bildet eine Festmesse mit Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine am Patronatstag der heiligen Ursula, Montag, 21. Oktober, um 19 Uhr in St. Ursula.

Das gesamte Programm und viele Informationen rund um die Stadtpatrone, ihre Legenden und Bilder ihrer Basiliken findet sich unter www.stadtpatrone.koeln

 

Hier können Sie das Festprogramm herunterlden.

 

Ökumenische Stellungnahme zum ersten Gedenktag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023

1. Oktober 2024; ksd

 

Köln. Am 7. Oktober 2023 verübte die Terrorgruppe der Hamas an mehreren Orten in Israel Massaker, bei denen rund 1200 Menschen starben, mehr als 5400 verletzt und mehr als 230 als Geiseln nach Gaza entführt wurden. Einige Geiseln wurden mittlerweile befreit oder gegen Hamasmitglieder ausgetauscht, andere sind in der Geiselhaft gestorben. Aus Anlass des ersten Jahres- und Gedenktages geben die evangelische und die katholische Kirche in Köln ein gemeinsames Statement ab. Unterzeichnet ist es von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und dem Vorsitzenden des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, Gregor Stiels. Das Statement im Wortlaut:

 

„Der 7. Oktober 2023 ist und bleibt eine Zäsur. Der Überfall der islamistischen Hamas auf Israel, der Tod von mehr als 1200 Menschen und die zahlreichen Geiseln, die teilweise bis heute gefangen gehalten werden, haben das Leben der jüdischen Bevölkerung in Israel radikal verändert. Auch in Köln sind diese Veränderungen spürbar. 

Das Katholische Stadtdekanat Köln, der Katholikenausschuss in der Stadt Köln sowie der Evangelische Kirchenverband Köln und Region stehen solidarisch an der Seite des israelischen Volkes und unserer jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn in Köln und weltweit. Mit Gedenkveranstaltungen und Gebeten halten wir die Erinnerung wach und möchten immer wieder ein Zeichen gegen Judenhass und jegliche Form von Gewalt setzen.

Für Donnerstag, den 7. November 2024, haben wir um 19 Uhr einen ökumenischen Schweigegang durch die Kölner Altstadt mit Start am Jüdischen Museum in Erinnerung an die Reichspogromnacht von 1938 geplant, zu dem wir schon heute einladen.“

 

3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Schweigegang im vergangenen Jahr

 

Im vergangenen Jahr hatten die beiden Kirchen unter dem Eindruck der Ereignisse gemeinsam mit dem Katholikenausschuss am Vorabend der Reichspogromnacht zu einem Schweigegang vom Kölner Dom bis zur Synagog e aufgerufen, um ein Zeichen der Anteilnahme und der Solidarität zu setzen. Rund 3000 Menchen nahmen an diesem Schweigegang teil, darunter NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Innenminister Herbert Reul, Staatskanzleichef und Minister Nathanael Liminski sowie weitere Mitglieder der Landesregierung, Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Insitutionen und Verbände.

 

Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland

 

Auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben im Vorfeld des ersten Jahrestages der Hamas-Angriffe vom 7. Oktober eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. Die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der DBK, Bischof Dr. Georg Bätzing, erklären im Wortlaut:

 

„Mit großer Sorge blicken wir auf die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, die am Dienstagabend (1. Oktober 2024) mit dem massiven Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel eine neue Stufe erreicht hat. Am kommenden Montag (7. Oktober 2024) jähren sich die Terrorangriffe der Hamas auf Israel, bei denen mindestens 1200 Menschen – die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden – ermordet und mehr als 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Viele der Geiseln wurden inzwischen getötet oder sind in der Gefangenschaft verstorben. Über 100 von ihnen werden noch immer festgehalten und ihr Überleben ist bis heute ungewiss.

Dieser Terrorakt war ein beispielloser Angriff auf Israels Bevölkerung und die Sicherheit des Landes, in dessen Folge Israel sein Recht auf Selbstverteidigung geltend machte und mit aller Entschlossenheit reagierte. So sehr dies verständlich und prinzipiell berechtigt war, kommt man jedoch nicht umhin festzustellen, dass die militärische Reaktion Israels und die folgenden Kämpfe im Gazastreifen zehntausenden palästinensischen Zivilisten den Tod gebracht haben. Fast zwei Millionen Menschen wurden innerhalb des Gebiets vertrieben, Hunderttausende sind mit akuter Nahrungsmittelknappheit konfrontiert. Auch aufseiten der Palästinenser ist das menschliche Elend erschütternd. Der Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel zeigt die dramatische Entwicklung und die Gewaltspirale in der Region, die inzwischen auch den Libanon ergriffen hat.

Wir stehen an der Seite der Menschen in Israel, die um ihre Sicherheit bangen und auf die Befreiung der Geiseln hoffen. Wir stehen an der Seite der Juden, die seit dem 7. Oktober 2023 weltweit – leider auch hierzulande – mit antisemitischen Übergriffen konfrontiert sind.

Uns allen steht ebenso das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung vor Augen: im Gaza-Gebiet, aber auch im Westjordanland, wo viele den Übergriffen radikaler Siedler ausgeliefert sind.

Und wir fühlen uns den Menschen im Libanon nahe, die Opfer der Auseinandersetzung zwischen Israel und der terroristischen Hisbollah werden.

Wir bitten Gott inständig um Frieden für diese schwergezeichnete Region, die Juden, Christen und Muslimen heilig ist. Wir hoffen und beten, dass die Waffen auf allen Seiten zum Schweigen kommen, dass Konflikte ohne Gewalt ausgetragen werden und die Geiseln nach Hause kommen. Wir beten dafür, dass alle politische Weisheit und Kraft in politische Lösungen investiert wird, die den Menschen im Nahen Osten ein Leben in Sicherheit und Frieden ermöglichen. Wir dürfen uns nicht abfinden mit dem massenhaften Sterben, mit Terrorismus und Gewalt.“

 

Eindrücklicher Vortrag von Kardinal Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

 

Auf der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz berichtete der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa in einem sehr bewegenden und eindrücklichen Vortrag über die Situation im Heiligen Land. Dabei forderte er auch mehr Mut von Kirche und Politik, sich zu äußern und Position zugunsten der Menschen zu beziehen. Die Rede können Sie hier nachlesen.  

Ein Video der Presse-Konferenz mit dem Beitrag von Kardinal Pizzaballa sehen Sie hier.

  

Friedensgebet der Partnerstädte zur Dreikönigswallfahrt: „Im Kleinen Frieden halten für den großen Frieden in der Welt“

28. September 2024; ksd

 

Köln. „Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft. Jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Die große Herrschaft und der Friede sind ohne Ende“: Mit diesen Worten aus dem biblischen Buch des Propheten Jesaja machte Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine deutlich, worum es beim Friedensgebet der Vereine der Städtepartnerschaften geht: um das Miteinander trotz aller Unterschiede zwischen Nationen, Kulturen und Religionen. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von fast 20 Vereinen feierte Kleine den traditionellen mittäglichen Gottesdienst im Rahmen der Dreikönigswallfahrt im Kölner Dom. Mit dabei waren Menschen aus oder in Vertretung für Spanien und Katalonien, Italien, Frankreich, Großbritannien, Irland, den USA, der Türkei, Israel, Polen sowie anderen Ländern. Und auch aus der Ukraine und aus Russland.

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal den berühmt gewordenen Satz geprägt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, erinnerte Kleine. Der Stadtdechant hielt dem entgegen: „Aber Visionen sind eigentlich eine Suche. Visionen sind dazu da, damit wir ein Ziel haben, auf das hin wir leben und arbeiten.“ Und dieses Ziel hat viele Namen, aber immer die gleiche Bedeutung: „Friede – Salām – Shalom – Peace – Pace ist das, was wir in dieser Stunde erbeten“, so Kleine. „Wir beten für den Frieden in einer so friedlosen Welt. Die großen Konflikte im Nahen Osten, der Angriffskrieg auf die Ukraine, so viele Kriege, Bürgerkriege und Konflikte, die wir manchmal gar nicht mehr im Blick haben, weil sie gar nicht mehr den Weg in unsere Nachrichten finden.“

 

Immer größere Kriege, immer mehr Opfer

 

Jahrzehntelang hat Deutschland im Frieden gelebt, waren Kriege weit weg, erinnerte der Stadtdechant. Doch nicht erst seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ist der Krieg in Europa näher und nah. Auch die Kriege und kriegerischen Konflikte im ehemaligen Jugoslawien, im Kosovo und in anderen europäischen Ländern haben uns den Krieg und das Leiden der Menschen immer nähergebracht. „ Und es werden immer mehr und immer größere Kriege“, so Kleine. Es gebe immer mehr Opfer in unserer Zeit. „Denken wir an den Angriffskrieg auf die Ukraine. Denken wir an den Angriff der Hamas auf Israel und daraus resultierend die Militärschläge Israels in Gaza, die Angriffe der Hisbollah, die Gegenreaktionen, die Angriffe… Immer sind es Unschuldige, zu viele, viel zu viele Unschuldige, Kinder und Kranke und Alte, die diesen Kriegen zum Opfer fallen.“

Gewalt provoziere immer Gegengewalt. Nur Frieden könne den Menschen helfen, betonte der Stadtdechant. „Unser Anliegen kann es nur sein zu beten, dass die Verantwortlichen für die Kriege zu Verhandlungen kommen“, so Kleine. „Dass sie erkennen, dass ihr Treiben mörderisch ist. Dass sie Nationen und Ländern Souveränität schenken. Und dass es den Versuch gibt, im Miteinander zu leben.“

 

„Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens“

 

Nach dem großen Flächenbrand des Zweiten Weltkriegs, der vom deutschen Nazi-Regime ausging, habe man geglaubt, dass die Menschen in aller Welt aus all dem Grauen und Leid Lehren gezogen hätten. Doch die Realität ist: „Unfriede herrscht auf der Erde.“ Frieden sei nur dann möglich, „wenn man mit dem zufrieden ist, was man hat. Dass man nicht mehr haben will, denn so begannen meistens die Kriege in der Welt“, erinnerte der Stadtdechant.

Im Vertrauen darauf, „dass es einen Gott gibt, der uns begleitet“, betete Kleine, „bitten wir um Frieden, für die Nahen und die Fernen, um Frieden in den Herzen, Frieden in allen Zeiten. Wir bitten um Frieden zwischen den Religionen und Kulturen, den Ländern und Nationen. Und wir bitten um Frieden für die Schöpfung, die seufzt. Zeige allen, wer du in Wahrheit bist. Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens.“

 

„Alles verbindet sich in dem einen Gebet“

 

Das Friedensgebet der Vereine der Städtepartnerschaften international, multikulturell und interreligiös, so der Stadtdechant. Es sei „gut und wichtig, dass wir im Kleinen versuchen, Frieden zu halten“, ermutigte Keine die Mitfeiernden. Manchmal sei man versucht zu sagen: „Was sollen wir denn ändern an denen, die die Macht haben, in Moskau und anderen Städten?“ Aber: „Wir können uns im Kleinen für Frieden einsetzen und wir können um den Frieden beten, jeder in seiner Religion, jeder in seinem Glauben.“

Gemeinsam beteten alle in ihrer Sprache oder der Sprache derer, die sie vertraten, für den Frieden und legten etwas Weihrauch in ein Weihrauchfass vor dem Altar. Kleine zitierte Es heißt in Psalm 141: „Wie Weihrauch zum Himmel steigen unsere Gebete zu Gott.“ In diesem Weihrauch, der im Kölner Dom hoch aufstieg, „verbinden wir uns“, betonte der Stadtdechant, „dann weiß man nicht mehr, wer hat jetzt aus Wolgograd oder aus Bethlehem, aus Turin oder Liverpool seinen Weihrauch dazugetan. Alles verbindet sich in dem einen Gebet, in dem einen Weihrauch“.

 

Ein Zeichen der Gemeinschaft und der Verbundenheit geht von Köln aus

 

„Was für ein Bild!“, sagte der Stadtdechant, als alle Vertreterinnen und Vertreter der Städtepartnerschaften zum Schluss gemeinsam vor dem Altar standen. „Aus unterschiedlichsten Nationen und Kulturen. In unterschiedlichen Sprachen haben wir das Gebet gehört. Das ist das eine, die sehnsuchtsvolle Bitte um Frieden und die Bereitschaft, selber zum Frieden beizutragen. Ich finde es wunderbar, dass von unserer Stadt ein solches Zeichen der Gemeinschaft, der Verbundenheit und auch des Friedens ausgeht in dieser Stunde!“

Mit Bezug auf den Stern von Bethlehem, der auf der Spitze des Vierungsturms vom Dom aus die Botschaft und Verheißung der Geburt und Erlösung Jesu Christi in die Welt hinausstrahlt, sagte Kleine: „Das ist dann auch so etwas wie ein Stern, der über uns strahlt, ein Stern, der uns verbindet, egal in welchem Glauben, in welcher Weltanschauung, in welcher Sprache, Nationalität, Kultur wir aufgewachsen sind und leben. Diese gemeinsame Bitte um Frieden hat uns an diesem Tag verbunden.“

 

„Dass da keine Mäntel mehr sind von Soldaten, keine Stiefel, die marschieren“

 

Bevor die Mitfeiernden gemeinsam mit dem Stadtdechanten den alten Pilgerweg im Kölner Dom gingen und dann unter dem Dreikönigenschrein hergingen, betete Kleine, betete Kleine: „Schenke der Menschheitsfamilie deinen Frieden. Lass uns im Frieden geborgen sein, so wie es auch im Gebet der Vereinten Nationen heißt: Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Nationalität, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.“

Wie hatte Stadtdechant Msgr. Robert Kleine zu Beginn mit Blick auf Jesaja gesagt: „Eine wahrhafte Vision. Dass da keine Mäntel mehr sind von Soldaten, keine Stiefel, die marschieren, sondern dass es am Ende einen immerwährenden Frieden gibt.“

 

Hildegard Mathies

 

Der Gottesdienst wurde live übertragen von DOMRADIO.DE und ist in der Mediathek abrufbar.

 

Dreikönigswallfahrt: Warum „et Bedde sich lohne däät“: Ökumenischer Gottesdienst über die Kraft des Gebets

28. September 2024; ksd

 

Köln. „Ich habe immer sehr angestrengt hingehört, ob Gott auch zu mir spricht. Und nicht nur ich zu Gott. Und meistens war ich verzweifelt, weil das mit der Kommunikation nicht ganz so gut geklappt hat wie bei anderen.“ Pfarrerin Dr. Dorotha Ugi von der Lutherkirche in Köln-Nippes erzählt offen von ihrem Aufwachsen in einer charismatischen Gemeinde in Süddeutschland und von den Schwierigkeiten, die sie am Ende „als Frau, als queere Person“ in dieser Gemeinschaft und mit ihrer Art zu beten hatte. „Wenn ich heute bete, versuche ich nicht, Gott zu meinem Vorteil zu beeinflussen. Gott davon zu überzeugen, wie es gut für mich und die Welt wäre. Ich sitze. Und atme. Ohne Erwartungen. Ich öffne mich. Und sage nichts. Lasse die Worte, die in meinem Inneren auftauchen weiterziehen, wie eine Wolke. Ich öffne mich dem Universum, das wir Gott nennen. Und wenn es so kommt, werde ich berührt. In meinem Innersten. Lasse mich tragen vom Universum wie der Boden mich trägt. Lasse mich frei im Himmel wiegen, der mich hier und jetzt umgibt. Wenn ich dann wieder aufstehe und in die Welt hinausgehe, dann weiß ich dass ich nicht alleine bin, dass ich da sein darf und geliebt bin. Anders als das früher war. Einfach so. Und ich weiß, dass alle anderen genauso geliebt sind.“

Ugi ist eine von drei geistlichen Frauen, die einen Impuls geben im ökumenischen Gottesdienst zur Dreikönigswallfahrt. Traditionell lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln am Freitagnachmittag während der Wallfahrt zu diesem Gottesdienst im Zeichen des Kölner Ökumene-Kreuzes in den Kölner Dom ein. In diesem Jahr stand er unter dem Leitwort „Wenn et Bedde sich lohne däät – Die Kraft des Gebets“. Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Pfarrerin Franziska Boury feierten diesen Gottesdienst mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen.

 

„Gemeinsam unterwegs zu dem einen Ziel“

 

Am 702. Weihetag des Domes feiere man die „Einheit in der Vielfalt“, so Kleine zu Beginn am Dreikönigenschrein. „Ich finde es immer wieder fantastisch, wenn wir auf die Erzählung der Heiligen Drei Könige schauen, deren Reliquien wir hier seit Jahrhunderten in diesem Dom verehren. Sie waren gemeinsam unterwegs – ein schönes Bild für die Ökumene. Gemeinsam unterwegs zu sein zu dem einen Ziel, zu dem einen Herrn, unserem Herrn Jesus Christus, den die Könige, die Weisen aus dem Morgenland, als den Messias erkannt und mit ihren Gaben beschenkt haben. Wir beschenken uns in dieser Stunde mit dem gemeinsamen Gebet.“

Pfarrerin Franziska Boury sagte: „Schön, dass Sie mit uns zum Gebet hier zusammen sind. Gebet, begleitet durch Musik, Gebet, begleitet durch Gebärden. Gebet, begleitet durch Gedanken im Herzen und durch Wort. Wir freuen uns, dass wir hier bei der Dreikönigswallfahrt als ökumenische Gruppe Gottesdienst feiern können und so miteinander hören, dass in den Worten, Gedanken, Bewegungen Gott ganz nah bei uns ist.“ Erstmals wurde der Gottesdienst, der live von DOMRADIO.DE übertragen wurde, in Gebärdensprache übersetzt.

 

„Beten – sich aufhalten bei Jesus, wie bei einem Freund“

 

Im Zentrum der Feier standen neben dem titelgebenden BAP-Lied „Wenn et Bedde sich lohne däät – Wenn das Beten sich lohnen würde“, das von Organist Matthias Wand gespielt wurde, drei Impulse von geistlichen Frauen: Schwester Ancilla Wißling vom Kölner Karmel Maria vom Frieden, Pfarrerin Dr. Dorothea Ugi und Dr. Brigitte Saviano, Referentin für Caritaspastoral beim Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis.

„Jeder Mensch trägt in sich, in der Tiefe, das Allerkostbarste: die Begabung, sich dem innewohnenden Gottgeheimnis zu öffnen, dir, mir näher als ich mir selbst“, betonte Schwester Ancilla, die zehn Jahre lang auch Priorin des Kölner Karmel war, in dem einst auch Schwester Teresia Benedicta a Cruce lebte – besser bekannt als Edith Stein. Schwester Ancilla erinnerte dann an die heilige Teresa von Avila, spanische Karmelitin und Mystikerin im 16.Jahrhundert. Sie „ beschreibt Beten ganz wundervoll: ,Sich gern und oft bei dem aufhalten, von dem ich mich geliebt weiß, wie bei einem Freund‘, bei Jesus. Wie tief ist dieses Wort ,aufhalten‘ –  ich kann also bei Jesus einfach  verweilen, so wie ich eben bin: froh oder traurig, wütend oder erheitert, fragend oder nur einfach  da, schweigend, wie Liebende, ohne viele Worte – einfach da, so wie ich eben bin. Nur bei DIR sein.“

Im Gebet geht es um Beziehung, machte auch Schwester Ancilla deutlich, die regelmäßig eigene, lyrisch-spirituelle Gebete verfasst. „Beten meint nicht eine Münze, die ich einzahle und erhalte etwas wie vom Automaten. Beten ein herzöffnendes Beziehungsgeschehen. Lebenslang wächst es und  wandelt sich ins Tiefere-Weitere, ins MEHR Gottes, das uns ahnen macht, wie sehr alles mit allem zusammenhängt. Jeder und jede ist ein einmaliger Mosaikstein im  Schöpfungsallsamt, keiner darf fehlen!“

 

Eine gepflegte Unterhaltung mit dem lieben Gott

 

Dr. Brigitte Saviano berichtete in ihrem Impuls von einer Umfrage, die vor einiger Zeit unter den Mitarbeitenden der Caritas durchgeführt wurde. Auf die Frage „Warum beten Sie?“ kamen beispielsweise Antworten wie:

 

– „Wenn ich bete, komme ich runter, um Kraft zu sammeln, um eine Entscheidung zu treffen.“

– „Ich meine, ich rede mit Gott und bekomme auch Antworten. Sonst würde ich es nicht machen.“

–„ Manchmal sage ich, auch bei der Arbeit: ,Oh mein Gott, bitte hilf mir!‘ “

– „Ich bete zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, wenn diese das wünschen. Dann sehe ich, dass sie sich wohlfühlen, dass sie zufrieden sind. Das kann man am Gesicht sehen.“

– „Ich führe ab und zu mal mit dem lieben Gott eine gepflegte Unterhaltung.“

 

Vor 700 Jahren habe es die Mystikerin Mechthild von Magdeburg so gesagt: „Beten zieht den großen Gott in ein kleines Herz.“ Mit diesem Gedanken und der Kraft aus den eigenen Gebeten und denen ihrer Kolleginnen und Kollegen „gehe ich beherzt weiter durch den Tag“.

 

Bitten um Frieden und Einheit

 

Der evangelische Ökumenepfarrer Dr. Martin Bock hatte zuvor daran erinnert, dass Jesus als Jude sich mit den Gebeten zu Gott gewandt hatte, die bis heute als Buch der Psalmen fester Bestandteil der Bibel und der Gebetspraxis vieler Menschen sind. „Man lobt Gott, man preist ihn. In Glück und Zorn, Ratlosigkeit treten wir vor ihn.“

Dazu passten später die Fürbitten, in denen Pfarrerin Boury darum bat, dass die Explosionen und Anschläge, die Köln in den vergangenen Wochen erlebt hat, nicht weiter Angst verbreiten und dass sich die Gewalt nicht ausbreite und „auf die Menschen überträgt., sondern dass der Zusammenhalt, der in den Veedeln vorhanden ist, weiter gestärkt wird und die Liebe der Menschen zu ihrer Stadt“ .

Erzpriester Volodymyr Chayka, Vorsteher der Kölner Gemeinde der „Ukrainischen Orthodoxen Kirche Patriarchat Kyiv“ und Leiter des Europäischen Dekanates dieser Kirche, betete „für den Frieden in der Ukraine, für alle Menschen, die unter dem Krieg leiden, und dass es aufhört. Und für den Frieden der ganzen Welt. Für dieses Land, für die, die es regieren und beschützen. Und für den Fortbestand der heiligen Kirchen Gottes und um Einigung aller“. 

Des Weiteren wurde für den gemeinsamen Auftrag zum Erhalt der Schöpfung gebetet sowie für die Menschen, die nicht oder nicht mehr beten können.

Stadtdechant Msgr. Robert Kleine erbat abschließend den Segen „für uns, für unsere Gemeinden, für alle Christinnen und Christen in Köln und in aller Welt sowie für alle Menschen, besonders auch in den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt“. Pfarrerin Franziska Boury formulierte dann die Aussendung: „Geht einfach, geht heiter, geht unbeschwert und haltet Ausschau nach der Liebe Gottes. Und geht unter seinem Segen.“

 

Hildegard Mathies

 

Das Video des ökumenischen Gottesdienstes ist abrufbar bei DOMRADIO.DE

 

Die Manuskripte der Impulse können Sie hier herunterladen:

 

Schwester Ancilla Wißling

Pfarrerin Dr. Dorothea Ugi

Caritas-Referentin Dr. Brigitte Saviano

 

www.oekumene-koeln.de

 

25 Jahre Hospiz im Blick: Hospiz- und Palliativtag am 12. Oktober im DOMFORUM – Zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit

29. September 2024; ksd

 

Köln. Von Tod und Trauer sind wir alle betroffen, wir sitzen alle im gleichen Boot. Im vergangenen Jahr ging es beim jährlichen Hospiztag bereits um das Thema Humor in der Hospiz- und Palliativarbeit. In diesem Jahr laden die Tabutanten ein, sich durch improvisiertes Theaterspiel den oft unausgesprochenen Fragen rund um Sterben, Tod und Trauer anzunähern. Der Hospiztag findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt.

Die Tabutanten gehen auf berührend-zarte und auch freudvolle Weise zum Beispiel folgenden Fragen nach: All you need is love!? Was bereuen Menschen am Sterbebett am meisten? Wäre eine Wunderpille, die ewiges Leben verspricht, verlockend? Wie will ich sterben? Was kann bei einem Leichenschmaus beziehungsweise einer Trauerfeier alles passieren? Was kann einer Hospizbegleiterin so alles passieren? Mittels Improvisationstheater wird auf positive und leichte Weise angeregt, über diese Fragen zu sprechen.

Beginn ist um 11 Uhr mit Grußworten von Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und Pfarrer Bernd-Michael Fasel sowie Bürgermeister Dr. Ralf Heinen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet auch eine Vorschau auf die Ausstellung „Trauer in Formen und Farben“ mit Werken von Cornelia Steinfeld. Sie nimmt Bibelstellen in den Blick und lässt mit ihren Bildern und begleitenden Texten verschiedener Autoren an unterschiedlichen Erfahrungen der Trauer teilhaben, die sowohl nachdenklich als auch hoffnungsfroh stimmen. Die Bildervorschau ist bis zum 16. Oktober im DOMFORUM zu sehen.

 

Das gesamte Programm finden Sie im Flyer.

 

Infos unter www.hak-online.de

 

Churchtrail: DJK lädt am 5. Oktober zum Lauf durch Kölner Kirchen und die Zentralmoschee ein

29. September 2024; ksd

 

Köln. Am Samstag, 5. Oktober, dem Vortag des „Köln Marathon“ lädt der katholische Sportverband DJK wieder zum Churchtrail ein, dem Lauf zu Kölner Kirchen und der Zentralmoschee in Ehrenfeld. Start ist um 10.30 Uhr im Kölner Dom, wo zunächst eine Segensfeier stattfindet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kinder- und des Erwachsenenlaufs.

Die Strecke ist in diesem Jahr 9 Kilometer lang und führt zu verschiedenen Kölner Kirchen und der Moscheen. In den Gotteshäusern werden spirituelle Impulse gehalten, danach geht es zurück auf die Laufstrecke.

Das Leitwort stammt aus Psalm 119: „Wenn du mein Herz tröstest, so laufe ich den Weg deiner Gebote.“

Mitmachen kann man (nach Anmeldung) in schnellem, mittlerem oder gemütlichem Tempo sowie walkend.

 

www.djkdvkoeln.de

 

Caritas Köln: Vorstandssprecher Peter Krücker verabschiedet – „Mein Herz schlägt für die Caritas“

29. September 2024; ksd

 

Köln (cvk/ksd). Nach mehr als 13 Jahren als Vorstandssprecher und über 31 Jahren beim Caritasverband für die Stadt Köln insgesamt scheidet Peter Krücker Ende September aus dem aktiven Dienst der Caritas Köln aus. Kürzlich verabschiedeten 180 Gäste aus Kirche, Politik, Kölner Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft sowie der Caritas-Familie und anderen Wohlfahrtsverbänden den 65-jährigen Kölner in den Ruhestand. Unter den Gästen waren die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Welskop-Deffaa, Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Dr. Frank Hensel, Direktor des Diözesan-Caritasverbandes im Erzbistum Köln.

„Sie sind auf das gemeinsame Ziel eines sozialen Köln fokussiert und haben alle Missstände immer deutlich benannt“, würdigte Reker Krückers Engagement. „Die Position des Kritikers haben Sie als engagierter Katholik aus Verbundenheit zu ihrem Glauben und der Kirche, aber auch zu Ihren Nächsten eingenommen. Sie sind so zu einem glaubwürdigen und authentischen Vertreter der katholischen Soziallehre geworden, die Gott und den Menschen zugewandt ist.“

 

„Caritas gehört mitten in in die Kirche“ 

 

Kleine, der als Stadtdechant zugleich Vorsitzender des Caritasrates der Kölner Caritas ist, dankte Krücker für die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit. „Sie haben mit Leidenschaft und mit Ihrer ganzen Persönlichkeit das diakonische, das karitative Gebäude der Kirche mit Leben gefüllt. Als engagierter Anwalt und Netzwerker haben Sie für diejenigen Ihre Stimme erhoben, die in Politik und Gesellschaft aus dem Blick zu geraten drohen. Mit sehr viel Engagement, Geduld und Ausdauer war es immer Ihr Anliegen, Menschen professionell und nachhaltig darin zu unterstützen, selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.“

Der Stadtdechant betonte die Verzahnung von Kirche und Caritas: „Ihnen war und ist es bis in diese Stunde hinein ein Herzensanliegen, zu verdeutlichen, dass Caritas Kirche ist, dass Caritas mitten in die Kirche gehört und dass Kirche und Caritas nur dann glaubwürdig sind, bleiben oder wieder werden, wenn sie bei aller notwendigen Struktur und Organisation menschlich bleiben.“

 

Meilenstein: Neues Leitbild „In allem Nächstenliebe“

 

In diesem Jahr dürfe Deutschland das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes feiern, so Kleine. „ In Artikel 1 heißt es: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘ Das beschreibt auch den Kern der täglichen Caritasarbeit für Arme und Bedürftige, für kranke, pflegebedürftige und alte Menschen, für jene, die aus Kriegsgebieten fliehen und bei uns Schutz suchen, für Menschen mit Behinderung, mit Psychiatrie-Erfahrung oder Suchterkrankungen.“

Zu den Meilensteinen von Krückers Arbeit gehörten die Erarbeitung und Einführung eines neuen Leitbildes für die Caritas Köln, erinnerte der Stadtdechant. Vor sieben Jahren wurde das neue Leitbild vorgelegt, das den Titel „In allem Nächstenliebe“ trägt „und damit einen sehr hohen Anspruch für die eigene Arbeit formuliert, der sich bereits in den ersten Sätzen manifestiert“ : 

„Der Mensch steht im Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir leben den respektvollen und zugewandten Dialog mit allen Menschen. Die Nächstenliebe ist unsere Motivation. […] Wir lassen die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar werden.“

Kleine: „Das sind klare und deutliche Worte, die auch ein Leitbild der Kirche in Deutschland und Köln einleiten könnten beziehungsweise sollten…“ 

 

Höchste Auszeichnung des Deutschen Caritasverbandes für Krücker

 

Welskop-Deffaa zeichnete Krücker mit dem Brotteller aus. „Die höchste Auszeichnung des Deutschen Caritasverbandes ehrt besondere Menschen für ihre hervorragenden Verdienste um die Werte der Caritas. Du hast ihn verdient“, erklärte Welskop-Deffaa. „Der Caritasverband Köln ist unmittelbar mit dem Namen von Peter Krücker verbunden. Peter Krücker gehört zu den Motoren, der immer wieder einlädt zur Zusammenarbeit für unsere gemeinsame gute Sache und unsere Grundwerte.“

Hensel ergänzte: „Danke für die vielen Jahre der gemeinsamen Arbeit an der Realisierung der Werte der Caritas. Danke für Ihre Positionierung gegen Hetze und Hass in der Gesellschaft und Ihr Eintreten für Fachlichkeit und Menschlichkeit in den Diensten und Einrichtungen der Caritas gegenüber Politik und Gesellschaft und für Ihre Stimme in der und für die Kirche.“

Markus Nikolaus, Finanzvorstand der Caritas Köln, schloss: „Du brennst für ein gerechtes Köln und eine gerechte Gesellschaft. Die verantwortungsvolle Rolle für einen der größten Ortsverbände in Deutschland hast Du immer mit großer Fachkompetenz und einer hohen
Kooperationsfertigkeit ausgefüllt“, so Nikolaus.

 

Krücker mahnt zum Abschied, dass Kürzungen im sozialen Bereich den sozialen Frieden gefährden können

 

„Mein Herz schlägt für die Caritas und wird es auch weiter tun. Ich habe immer den Sinn meiner Arbeit gespürt“, erklärte Krücker aus Anlass seines Abschieds. „Ich bin sehr dankbar für die täglichen Dinge, die wir mit über 2000 Mitarbeitenden in der Caritas Köln für über 60.000 Menschen in Köln bewirken. Gleichzeitig wissen wir, dass unsere Angebote den Bedarf der Menschen in Köln bei Weitem nicht decken. Die Caritas und die Wohlfahrtverbände insgesamt brauchen eine sichere und gerechte Finanzierung ihrer Arbeit durch Kassen, öffentliche Hand und Kirche, um auch in Zukunft bedürftige Menschen unterstützen zu können. Die aktuell erneut drohenden Kürzungen sind hier absolut kontraproduktiv, gefährden den sozialen Frieden und spielen Demokratiegegnern in die Karten“ , mahnte Krücker.

Peter Krücker, über mehrere Jahrzehnte in Köln in vielfältigen sozialen Arbeitsfeldern aktiv, startete seine berufliche Laufbahn beim Jugendamt der Stadt Köln, ehe er 1993 zum Caritasverband Köln wechselte. 2001 wurde der Diplom-Sozialarbeiter stellvertretender Caritasdirektor, ab 2006 gehörte er dem hauptamtlichen Vorstand an. Von 2011 bis zu seinem Ausscheiden hatte er das Amt des Vorstandssprechers der Caritas Köln inne. Er vertrat zudem die Caritas im Jugendhilfe- und Sozialausschuss der Stadt Köln und war Mitglied in zahlreichen weiteren Gremien in Köln, unter anderem Vorsitzender der ausländerrechtlichen Härtefallkommission und im Beirat der ARGE Köln. Auf Bundes- und Landesebene war er Sprecher der Caritas-Ortsverbände in NRW. Nach seinem Ausscheiden bei der Caritas Köln bleibt Krücker dem sozialen Köln als Sprecher des
Runden Tisches für Flüchtlingsfragen weiter erhalten. Zudem bleibt er Mitglied der Delegiertenkonferenz und des Caritasrates des Deutschen Caritasverbandes.

Die Nachfolge von Peter Krücker als Vorstandssprecher tritt Markus Peters an. Der 48-Jährige ist noch bis Ende September Vorstandssprecher des Sozialdienstes Katholischer Männer Köln (SKM) und bildet ab dem 1. Oktober bei der Caritas Köln gemeinsam mit Finanzvorstand Markus Nikolaus den neuen Vorstand des größten Wohlfahrtsverbandes in Köln.

www.caritas-koeln.de

 

„Wenn et Bedde sich lohne däät – Die Kraft des Gebets“: Ökumenischer Gottesdienst zur Dreikönigswallfahrt im Kölner Dom

20. September 2024; ksd

 

Köln. Traditionell lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln im Rahmen der Dreikönigswallfahrt zu einem ökumenischen Gottesdienst in den Kölner Dom ein. Am Freitag, 27. September, feiern Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Pfarrerin Franziska Boury sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter christlicher Kirchen den Gottesdienst unter dem Leitwort „Wenn et Bedde sich lohne däät – Die Kraft des Gebets“. Beginn ist um 17 Uhr.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes, der in Gebärdensprache übersetzt wird, stehen drei Impulse von

 

– Schwester Ancilla Wißling, Karmel Maria vom Frieden, Köln
– Pfarrerin Dr. Dorothea Ugi, Lutherkirche Köln-Nippes
– Dr. Brigitte Saviano, Referentin für Caritaspastoral, CV für den Rhein-Erft-Kreis e.V.

 

Der Gottesdienst wird live übertragen von DOMRADIO.DE

 

Alle Informationen und das gesamte Programm der Dreikönigswallfahrt finden Sie auf der Website des Kölner Doms.

 

www.oekumene-koeln.de

 

Dreikönigswallfahrt am Kölner Dom: „Ich bin bei euch alle Tage!“

19. September 2024; ksd

 

Köln (mk). Vom 26. bis zum 29. September lädt das Metropolitankapitel zur alljährlichen Dreikönigswallfahrt ein. Vier Tage lang heißt der Kölner Dom in Heiligen Messen, Andachten und zahlreichen Gottesdienstangeboten Pilgerinnen und Pilger aus Köln, dem Erzbistum und darüber hinaus willkommen.

„Als Leitwort der Dreikönigswallfahrt haben wir in diesem Jahr das Ende des Matthäus-Evangeliums gewählt“, sagt Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine. „Jesus ist auferstanden und erscheint seinen Jüngern noch einmal. Er fordert sie auf, andere zu taufen und ihnen das Evangelium zu verkünden. Und er verspricht ihnen: ‚Ich bin bei euch alle Tage!‘ Gerade inmitten der Krisen und Negativschlagzeilen der heutigen Zeit kann uns diese Zusicherung Trost sein. Jesus ist und bleibt als der Lebendige bei uns. Wir dürfen ihn beim Wort nehmen und uns getragen wissen. Zugleich sollte uns Jesu Zusage auch Ermutigung und Ansporn sein, für die Bewahrung der Schöpfung und eine friedlichere Welt einzutreten.“

 

Der Dom als Begegnungsort

 

Besonders freue er sich, dass der Kölner Dom in den Tagen der Dreikönigswallfahrt zu einem lebendigen Ort der Begegnung werde, so Kleine weiter. „Vor allem, dass so viele junge Menschen dem Beispiel der Heiligen Drei Könige folgen und sich gemeinsam auf den Weg machen, bewegt mich jedes Jahr aufs Neue.“ Für viele Kindertagesstätten und Grundschulen im Bistum sei die Dreikönigswallfahrt um den Kirchweihtag des Domes am 27. September inzwischen gelebte Tradition. „ Ganz besonders freuen wir uns in diesem Jahr auf rund 900 Schülerinnen und Schüler der Erzbischöflichen Papst-Johannes XXIII.-Gesamtschule aus Stommeln, die am Wallfahrts-Freitag das Mittagsgebet gestalten“, erzählt der für die Liturgie am Kölner Dom zuständige Domdechant.

 

Jugendliche pilgern von Brühl nach Köln

 

Weitere Jugendliche machen sich am Wallfahrts-Samstag auf den Weg – und pilgern unter dem Motto „ Alles wird gut! Oder?“ von Brühl in die Domstadt. „Der Weg von Brühl nach Köln führt uns über eine der zahlreichen Etappen des berühmten Jakobsweges“, erklärt Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp. „Wir werden unterwegs sein auf den Spuren unzähliger Menschen, die uns vorausgegangen sind, die ihre Wünsche, Sorgen und Ängste zum Schrein der Heiligen Drei Könige nach Köln getragen haben. Jugendliche weltweit stellen sich den Herausforderungen ihrer und unserer Zeit. Wir wollen positiv in die Zukunft schauen. Themen wie Digitalisierung, Klimawandel, politische Schieflage, die großen Krisen und kleinen Herausforderungen des Alltags – alles das wollen wir uns bewusst machen. Der Weg selbst ist dabei vielleicht schon so etwas wie ein Gebet. Am Ziel, im Kölner Dom, bringen wir unsere Gebete und Anliegen in der Feier der Vigil vor Gott.“


Radwallfahrt „gegen den Strom“ 

 

Die 8.30-Uhr-Messe am Wallfahrts-Sonntag, eine anschließende Prozession unter dem Schrein und ein Pilgersegen bilden den Auftakt für die diesjährige Radwallfahrt im Erzbistum Köln: Vom Baptisterium am Dom, der ältesten Taufstelle des Kölner Christentums, führt die Wallfahrt rheinaufwärts bis nach Bonn-Vilich. Auf der rund 40 Kilometer langen Strecke „gegen den Strom“ wird unterwegs an mehreren Stationen Halt gemacht, etwa an der dem Flussheilgen St. Clemens geweihten Kirche in Langel, die als neue Radwegekirche eingerichtet ist. Immer wieder auf der Radtour wird die spirituelle Dimension des Elements „Wasser“ eine Rolle spielen.

 

Ökumenischer Gottesdienst „Wenn et Bedde sich lohne däät“

 

Unverzichtbare Programmpunkte der Dreikönigswallfahrt sind auch in diesem Jahr die Wallfahrt für Menschen mit und ohne Demenz, die Andacht für alle Ehejubilare, die Wort-Gottes-Feier mit den Kölner Städtepartnerschaftsvereinen und die Andacht mit und für Geflüchtete(n). Ebenso der ökumenische Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Köln, der in diesem Jahr unter dem Thema „Wenn et Bedde sich lohne däät – Die Kraft des Gebets“ steht. Die Impulse des Gottesdienstes werden von Schwester Ancilla Wißling (Karmel Maria vom Frieden, Köln), Pfarrerin Dr. Dorothea Ugi (Lutherkirche, Köln-Nippes) und Dr. Brigitte Saviano (Referentin für Gemeindepastoral, Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e.V.) gestaltet. Die Liturgie wird in Gebärdensprache übersetzt.

 

Pilgerweg, Tagesausklang und Pontifikalamt

 

Ein besonders gestalteter Pilgerweg führt an allen Wallfahrtstagen durch den Dom – vorbei am Heiligen Christopherus, an der Mailänder Madonna, unter dem Dreikönigenschrein hindurch, sowie vorüber am Gerokreuz, an der Schmuckmadonna und der „Kapelle der Barmherzigkeit“ an der 14. Kreuzwegstation.

 

Der Pilgerweg ist nach allen Gottesdiensten geöffnet, außerdem am

Donnerstag, 26.9., 10.30 Uhr bis 18 Uhr

Freitag, 27.9., 10.30 Uhr bis 18 Uhr

Samstag, 28.9. , 10.30 Uhr bis 15 Uhr

Sonntag, 29.9., 13 Uhr bis 17 Uhr

 

Der Pilgerweg gehört genauso zu den Konstanten der Wallfahrt wie der abendliche Tagesausklang in „Wort und Musik“ am Donnerstag und Freitag sowie das festliche Pontifikalamt mit Rainer Maria Kardinal Woelki am Sonntagmorgen um 10 Uhr.

 

Internationales Pilger- und Begegnungsfest auf dem Roncalliplatz

 

Parallel zur Wallfahrt lädt der Dom wieder zum Internationalen Pilger- und Begegnungsfest auf dem Roncalliplatz ein. Vor und nach den Gottesdiensten, geistlichen Impulsen und Veranstaltungen im Kölner Dom haben Pilgerinnen und Pilger dort Gelegenheit, das Erlebte nachklingen zu lassen, sich auszuruhen und miteinander ins Gespräch zu kommen. 

Dazu werden im Bereich vor dem Römisch-Germanischen Museum Sitzmöglichkeiten sowie Getränke- und Essensstände aufgebaut. 

Das Pilger- und Begegnungsfest ist donnerstags bis samstags von 11.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet, sonntags von 11.30 Uhr bis 20 Uhr. 

 

Anmeldung für Ehejubilare

 

Auch während der diesjährigen Dreikönigswallfahrt sind alle Ehepaare, die in 2024 ein besonderes Ehejubiläum feiern, zu einer Dankandacht mit Musik, Weihrauch und Gebet herzlich eingeladen. Gerne können Sie sich im Vorfeld anmelden: telefonisch unter 0221 17940-200 oder hier.

 

Das vollständige Programm finden Sie online.

  

Gebet der Religionen findet in diesem Jahr in der Ehrenfelder Zentralmoschee statt (21. September)

18. September 2024; ksd

 

Köln. „Verpflichtet zum Frieden“ – unter diesem Titel lädt der Rat der Religionen der Stadt Köln auch in diesem Jahr die Kölner*innen am Weltfriedenstag der Vereinten Nationen zum Gebet der Religionen ein. Die Veranstaltung findet am Samstag, 21. September, um 18 Uhr in der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld statt.

„Gemeinsam möchten wir am Weltfriedenstag ein Zeichen setzen und mit Entschlossenheit bekräftigen, dass wir uns dem Frieden verpflichtet fühlen. Gerade in Zeiten, in denen kriegerische Auseinandersetzungen, Terror, Hass und Hetze unseren Alltag überschatten, ist es umso wichtiger, dass wir uns für eine gerechte und friedliche Welt einsetzen“, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Vorsitzende des Rates der Religionen.

Der Rat der Religionen der Stadt Köln hat sich in der Kölner Friedensverpflichtung darauf verständigt, mit ganzer Kraft dazu beizutragen, Hass und Gewalt zu überwinden, damit die Menschen in Köln und überall auf der Welt in Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit leben können.

Nach den Gebeten wird es die Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnung geben.

 

Glaubensfreude statt Kirchendepression – Annette Schavan und Henriette Reker zu Gast im DOMFORUM

10. September 2024; ksd

 

Köln. Es ist leicht, sich in eine „Kirchendepression“ oder „Insolvenzrhetorik“ hineinzureden. Das machte die frühere Bundesministerin für Bildung und Forschung sowie ehemalige Vatikanbotschafterin Annette Schavan kürzlich bei einer Podiumsveranstaltung im DOMFORUM deutlich – und warnte direkt davor, dieser Versuchung nachzugeben. Stattdessen warb sie gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker dafür, trotz aller Kirchenkrisen, Skandale und gesellschaftlichen Entwicklungen das Christentum neu oder wieder als Kraftquelle und Rettungsanker zu entdecken. Anlass für das Gespräch war das von Schavan konzipierte und herausgegebene Buch „ Pfingsten! Warum wir auf das Christentum nicht verzichten werden“, für das auch Reker einen persönlichen Beitrag verfasst hat.

Nur auf das Negative und Problematische zu schauen oder die Kirche kleinzureden, werde dem Christentum nicht gerecht, so Schavan in einem Impulsreferat zu Beginn. „Das Christentum ist ja wirklich eine ganz großartige Sache“, betonte Schavan, die im Nebenfach Theologie und Philosophie studiert hat. Es könne zu einer Haltung und ganz neuen Sicht auf den Menschen führen, die jede und jeden in ihrer und seiner unverwirkbaren Würde ansehe und achte – unabhängig von der jeweiligen Rolle, von Leistungen oder anderen Faktoren. „Das ist die Botschaft des Jesus von Nazareth.“

 

„Verrat am Evangelium“ benennen

 

Mit ihrem Buch, zu dem viele prominente Autorinnen und Autoren einen persönlich geschriebenen Text beigetragen haben, sei es ihr um genau diesen Brückenschlag gegangen: „Man muss den Verrat am Evangelium benennen, den es immer wieder gegeben hat und den es heute gibt. Der ist schlimm. Aber wir müssen hin und wieder auch eine Brücke bauen zur Großartigkeit der Botschaft.“ Angesicht der jährlich veröffentlichten, immer noch hohen Kirchenaustrittszahlen dürfe man nicht immer nur an sinkende Kirchensteuereinnahmen denken, so Schavan. „Dann ist immer nur die Frage, wer macht das Licht irgendwann aus. Das kann ja nicht Aufgabe unserer Zeit oder unserer Generation sein.“

Schavan, die mehr als zehn Jahre lang eine der Vizepräsidentinnen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) war, machte deutlich, dass es ihr nicht darum ging, die großen Fragen und Reizthemen noch einmal aufzuwerfen. Die Debatten habe sie alle geführt. „Natürlich gehöre ich zu den Frauen, die sagen, Frauen müssen geweiht werden können. Am besten als erstes eine Kardinälin.“ Aber die Institution sei ja auch in manchem davon abhängig, „wie wir so sind“, so Schavan. „Wenn alle Christen nurn noch raummaulen, wie soll denn die Institution Ausstrahlung haben?“

Mit dem Christentum seien eine Kraft und eine Botschaft verbunden, „die diese Welt so dringend braucht wie zu allen Zeiten“, sagte Schavan. „Und je unversöhnlicher es in der Welt zugeht, je mehr Spaltungsgeschichten geschrieben werden, umso mehr braucht es diese Kraft des Christentums mit seiner neuen Sicht auf den Menschen, mit seiner Kraft zur Versöhnung. Aber auch mit dem, ich nenne es mal zweiten Blick auf die Wirklichkeit. Also nicht nur auf das, was so offenkundig ist, sondern ein tieferer Blick auf die Wirklichkeit, der uns die Möglichkeit gibt, Kraftquellen zu entdecken.“

 

„Europa muss seine christliche Wurzel wahrnehmen, sonst verliert es sich“

 

Die Gesellschaft vergesse manchmal, wie stark das Christentum Europa und auch weite Teile der Welt geprägt habe. Schavan nannte Kunst und Kultur als Beispiele, doch geht es weit darüber hinaus, wenn man an Architektur, Philosophie und Humanismus denkt. Das Christentum habe etwa die Diskussion über die Menschenrechte stark geprägt. „Vieles, das uns selbstverständlich ist, das wir vielleicht verbinden mit Aufklärung und moderner Zeit, hat einen tieferen Grund im Christentum“, bekräftigte Schavan. Wenn sie manche aktuelle Debatte erlebe, „dann denke ich mir, wenn dieses Europa nicht auch diese Wurzel wahrnimmt, in aller kulturellen Vielfalt, dann wird es sich selbst verlieren“ .

Papst Franziskus habe so oft wie kein anderer Papst betont, dass die Kirche und das Christentum „ an die Peripherien“ gehen müssen, an die Ränder der Gesellschaft, dorthin, wo die Armen und Ausgestoßenen, die Abgehängten und Ausgegrenzten sind. „Also ich sage das ein bisschen frecher“, sagte Schavan, „ich sage: so wie Innovationen in der Politik nicht aus einem Ministerium kommen, kommen sie in der Kirche nicht aus einer Kathedrale.“

 

Glaube und Kirche sind nur noch eine Option

 

Der Kölner Dom sei zwar „super“ und werde von 3,5 Millionen Menschen jährlich besucht, er sei identitätsstiftend und stehe für das, was für die Geschichte und die Stadt von großer Bedeutung sei. „Aber in der Welt von heute ist der Glaube keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern eine Option.“ Früher sei in der Kirche vieles vermeintlich schöner und einfacher gewesen. „Aber wir müssen dem nicht nachtrauern“, so Schavan. Heute wisse man, was sich alles ereignet habe, das Verrat am Evangelium sei, wie der sexuelle und geistliche Missbrauch an so vielen Menschen.

Heute müssen und wollen sich Menschen aktiv für den Glauben und die Kirche entscheiden. „Weshalb ich es zum Beispiel wichtig finde, dass die Kirche jetzt nicht am allermeisten spart bei den Schulen und bei der Bildung. Da trifft man nämlich die jungen Leute, da kann man ihnen Chancen eröffnen“, erklärte Schavan. „Die Kirche muss ihre Prioritäten neu finden.“

Vieles werde schon in ökumenischer Gemeinschaft getragen, wie die Telefonseelsorge oder Gruppen und Einrichtungen in der Hospizbewegung. „Und da gibt es auch andere Themen für die Kirche. Da wo es Menschen schwer wird im Leben, da wo Menschen niemanden mehr finden, der irgendwie mit ihnen zu tun haben will, da wo Gerechtigkeit immer mehr abnimmt, da wo Gesellschaften immer unversöhnlicher werden“, betonte Schavan. „Das ist das, was uns ja politisch solche Sorgen macht. Die wachsende Unversöhnlichkeit, die wachsende Debatte, wo nur Menschen aus einer Blase sich über die andere Blase aufregen, aber nicht auf die Idee kommen, dass die in der anderen Blase vielleicht auch Recht haben. Das, finde ich, sind die Peripherien heute. Und das Christentum hat 
mit dem Leben Jesu eine großartige Botschaft.“

 

Von selbstbewussten Nonnen geprägt

 

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die als evangelische Schülerin eine katholische Schule besuchte, bezeichnet sich als „konfessionellen Mischling“. Vieles habe sie von dort mitgenommen, so die frühere Sozialdezernentin und erste Oberbürgermeisterin Kölns. „Ich bin da geprägt worden von den ersten selbstbewussten Frauen, kann man wohl sagen. Von Nonnen, die uns vermittelt haben, ,ihr könnt alles werden, was ihr wollt ‘.“

Sie sei oft gefragt worden, woher sie nach dem Attentat, das 2015 einen Tag vor ihrer Wahl zur OB auf sie verübt worden war, die Kraft genommen habe, weiterzumachen und dieses Amt anzutreten. „ Für mich ist das irgendwie gar nichts Besonderes“, erklärte sie. „Ich bin ja da durch Glück oder göttliche Fügung gut rausgekommen.“ Sie habe eine Aufgabe gehabt und viele Menschen hätten sich darum bemüht, „dass mir diese Aufgabe übertragen wird“, so Reker. „Und wenn die Kölnerinnen und Kölner mich gewählt haben, dann sollen sie auch sehen, was sie dafür bekommen können. Und dadurch, dass sie mich (2020 – sic.) wiedergewählt haben, war ich ja dann auch bestätigt.“

 

Diversität als Herzensthema und ein stadtgewordenes Pfingstwunder

 

Knapp zwei Monate nach ihrem Amtsantritt passierten die als „Kölner Silvesternacht“ bekanntgewordenen Vergewaltigungen und massenhaften sexuellen Übergriffe auf dem Bahnhofsvorplatz, im Schatten des Kölner Doms. „Die Kölner und Kölnerinnen haben mich im Grunde unterstützt“, erinnerte sich Reker an diese Zeit, in der sie immer noch mit den Folgen des Attentats zu kämpfen gehabt und beispielsweise nur noch 48 Kilogramm gewogen habe. „Es war nämlich kein einziger Geflüchteter aus einer Kölner Unterkunft, der angeklagt wurde.“ Die Stimmung in der Stadt sei nicht gekippt, etwa was die Unterbringung von Geflüchteten betraf.

Dass Diversität ein Herzensthema sei, wie sie in ihrem Buchbeitrag schreibt, habe sicher auch mit ihrer christlichen Erziehung zu tun, antwortet die Oberbürgermeisterin auf eine Frage von Moderator Johannes Schröer, stellvertretender Chefredakteur von DOMRADIO.DE. Köln sei ein „ stadtgewordenes Pfingstwunder“, formuliert Henriette Reker es in dem Buch von Annette Schavan. Mit den Kindern der sogenannten Gastarbeiter und der amerikanischen Soldaten aufgewachsen, sei es für sie „ganz normal“ gewesen, „dass sich Köln so zusammensetzt“, erinnert sich die OB.

Heute bestehe Köln aus 180 Nationen und 130 Religionsgemeinschaftenn. Mindestes 40 Prozent der Kölnerinnen und Kölner haben eine internationale Familiengeschichte, 50 Prozent seien es schon bei den Jugendlichen. Prägend seien auch die Gelassenheit und der Respekt im Umgang mit anderen Sexualitäten gewesen. „Und dazu diese wunderbare Kathedrale als Identifikationspunkt“, so Reker in Sichtweite zum Dom.

 

Kontinent der Vielfalt

 

Hinter diesen Zahlen stecke „ein ungewöhnlicher Schatz an Verschiedenheit“, bekräftigte Schavan, „und das heißt auch an verschiedenen Erfahrungen, verschiedenen kulturellen, religiösen, sozialen Herkünften.“ Es sei schade, dass Vielfalt in Teilen der Gesellschaft nur noch „als eine Quelle von Gefahr und von Ungemütlichkeit“ diskutiert werde – und weniger, „was damit an großartigen Perspektiven für eine Stadt verbunden ist“.

Wenn man den Fernseher anschalte oder die Schlagzeilen lese, „dann ist das alles eben eher gefährlich als großartig“. Auch im ländlichen Raum habe fast die Hälfte der Kinder einen Migrationshintergrund. „Und es wird zunehmen“, so Schavan. „Deshalb glaube ich, dass das Christentum da eine große Aufgabe hat, denn wir sind Weltkirche. Christentum heißt Weltkirche. Nationale Grenzen sind für uns überhaupt nicht das Entscheidende, sondern die Grenzüberschreitung, das was an Brücken gebaut wird.“

Die Gründer der Europäischen Union hätten einen „Kontinent der Vielfalt“ gewollt. „Wenn dieser Kontinent der Vielfalt es schafft, nicht mehr gegeneinander Krieg zu führen, sondern wenn es gelingt, Brücken zu bauen und, eine Einheit zu finden, die basiert auf dem, was uns die evangelische Sozialethik und die katholische Soziallehre liefern, dann wird es eine große Zukunft“, sagte Schavan. „Das müssen wir jetzt irgendwie aufrechthalten.“

 

„Drinbleiben lohnt“

 

Schavan hatte anfangs davon berichtet, wie der frühere Vizekanzler und ehemalige Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler überlegt habe, aus der Kirche auszutreten. Auch er hat einen Beitrag in ihrem Buch verfasst. Eine Reise zu seinen Wurzeln – in das vietnamesische Waisenhaus, von dem aus er als Säugling auf den Weg geschickt wurde, um mit anderen Boat-People nach Deutschland zu reisen – änderte seine Meinung. Dort hatte er erlebt, wieviel Gutes die Ordensfrauen, die das Haus leiteten, bewirkten.

Reker erzählte, dass sie mit Menschen, die ihren Austrittswillen bekunden, darüber spreche. Dabei spiele es für sie keine Rolle, ob sich jemand von der evangelischen oder von der katholischen Kirche trennen wolle. Sie erzählt dann von sozial-karitativen Projekten und Einrichtungen, die sie kennt, und erklärt, dass diese durch die Kirchensteuer finanziert werden. „Manchmal kann ich die Leute überzeugen, dass sie so mit ihren Kirchensteuern auch Gutes für die Gesellschaft tun.“

 

„Papst Franziskus räumt Steine aus dem Weg“

 

Sie werde es wohl nicht mehr erleben, dass Frauen zu Weiheämtern zugelassen werden, so Annette Schavan mit Blick auf den Reformbedarf in der Kirche. „Ich muss mich doch jetzt nicht den Rest meines Lebens abarbeiten an der Reformagenda“, sagte sie. Viel wichtiger sei es ihr, von den Erfahrungen zu berichten, die sie als Christin und in ihrem Leben gemacht habe.

Mit Papst Franziskus verbinde sie aber die Zuversicht, „dass bei manchen Themen Steine aus dem Weg räumt“. Es sei Zeit, um die Tür zu öffnen. „Er wird sie aber nicht selbst öffnen, sondern er schafft aus dem Weg, was einem Nachfolger schwer sein könnte“, zeigt sich Schavan überzeugt. „Das gilt für alle Themen der Sexualethik. Das gilt auch für die Frauenfrage.“

Bei ihrem Abschiedsbesuch zum Ende ihrer Amtszeit als Vatikanbotschafterin sei auch die Frage nach Frauen in der Kirche Thema gewesen. Franziskus habe darauf verwiesen, dass Papst Johannes Paul II. die Weihe von Frauen ausgeschlossen habe. „Dann habe ich gesagt: ,Ja, aber jetzt sind Sie doch der Papst ‘. Man kann ja in so einem Pontifikat Dinge so festzurren, dass der Nachfolger das dann nicht einfach so wegkriegt. Ich komme aus der Politik, ich weiß schon wo die Macht ist.“ Aber es gebe mehr Themen, als „wir das im Gedächtnis haben“ bei denen Papst Franziskus, „uns gezeigt hat, wo die Türen sind, durch die wir gehen können“, erklärte Schavan. „Es gibt so viele Zitate, die hängen irgendwo in der Luft. Daraus entstehen keine Doktrinen – aber wir können uns darauf berufen.“

 

Hildegard Mathies

 

Annette Schavan (Hrsg.): Pfingsten! Warum wir auf das Christentum nicht verzichten werden (Droemer Knaur, 2024). 304 Seiten, 26 Euro (gebunden).

 

Mehr unter annette-schavan.de

 

„Kinder werden nicht von Marsmenschen erzogen“: 20 Jahre SchulTag – 20.000 Pädagog*innen für Offene Ganztagsbetreuung qualifiziert

9. September 2024; ksd

 

Köln. Fünfjährige, die handysüchtig sind und sich brutalste Gewalt- und Sexvideos ansehen. Kinder, die mit Mobbing-Erfahrungen aus der Grundschule kommen. Jugendliche, die zukunftspessimistisch sind und aufgrund der vielen Krisen in der Welt – von Klima bis Krieg – Angst vor der Zukunft haben. Dazu gelten mindestens 20 Prozent der Kinder als arm. – Es ist heutzutage besonders herausfordernd und in vielen Fällen ein Problem für Familien, Pädagog*innen, Erzieher*innen und andere Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche im Aufwachsen und bei ihrer Entfaltung zu begleiten. Aus diesen und vielen anderen Gründen – Stichwort Betreuungsbedarf durch die Berufstätigkeit beider Elternteile – ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler in Offenen Ganztagsschulen qualifiziert betreut und begleitet werden. 

Seit zwei Jahrzehnten qualifiziert das Bildungswerk der Erzdiözese Köln e.V. im Rahmen des Kurskonzeptes „SchulTag“ Menschen für diese Aufgabe sowie für die Gruppenleitung und Leitungspositionen an Offenen Ganztagsschulen, die die Förderung der Grundschüler außerhalb des Unterrichts weitertragen. Bei diesem Schultyp findet vormittags der reguläre Unterricht statt und am Nachmittag können die Schülerinnen und Schüler freiwillig an Förder-, Freizeit- oder Sozialangeboten teilnehmen. Mittlerweile hat das Programm 20.000 Pädagoginnen und Pädagogen qualifiziert. Zum Auftakt einer Reihe von Jubiläumsfeiern in der Diözese luden das Katholische Bildungswerk Köln und die Familienbildung Köln e.V. ins FamilienForum Köln Deutz-Mülheim ein, wo ein Teil der Qualifizierungskurse stattfindet. Gastredner waren Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, und Stefan von der Bank, neuer Pädagogischer Leiter des Bildungswerks der Erzdiözese Köln.

 

„Wir haben einen schonungslosen Individualismus vorangetrieben“

 

Jochen Ott, bis 2010 selbst als Lehrer für Geschichte, Sozialwissenschaften und Katholische Religion an der Gesamtschul Brühl tätig, hatte nicht nur auf aktuelle Jugendstudien verwiesen, die belegen, wie viel Angst Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 25 Jahren vor der Zukunft haben. Er hatte auch den Bogen gespannt von den Kleinen, die ungefiltert ungeeignete Inhalte an digitalen Endgeräten wie Handy oder Tablet konsumieren, zu den vielen Kindern und Jugendlichen „mit psychotherapeutischen Bedarfen“ oder Erkrankungen wie Magersucht.

Es nerve ihn, wenn sich „mal wieder alte weiße Männer“ beklagten über „diese Gesellschaft, diese Erziehung, diese Kinder und was die alles machen“. Ott: „Diese Kinder sind ja nicht von Marsmenschen erzogen worden, und diese Gesellschaft auch nicht, sondern sie ist ja geprägt worden von uns! Wir sind das ja schuld, wir haben diese Gesellschaft so gemacht“, sagte er mit Blick auf seine eigene Generation 50plus. „Und wir haben einen schonungslosen Individualismus vorangetrieben.“

 

Jochen Ott: Ganztagsbetreuung auch in NRW gesetzlich verankern

 

Daraus ergäben sich Fragen: „Was ist das Verbindende? Was ist das Wir? Was hält uns zusammen? Und was sorgt dafür, dass dieser Individualismus uns nicht kaputt macht?“, so der Politiker.  „ Diese Fragen müssen wir uns stellen, und dann ist da die Frage: wo packt man da an?“ Hier seien die qualifizierten Kräfte im Offenen Ganztag an einer entscheidenden Stelle, bescheinigte Ott den Anwesenden. „Sie sind bei den Kindern und Jugendlichen, dort, wo vor Ort die Arbeit geleistet wird und wo man sich vor allem eins wieder ins Bewusstsein rufen muss: Wir brauchen Zeit! Unsere Kinder brauchen Zeit! Und zwar analoge Zeit.“

Strukturen müssten so geschaffen werden, dass Eltern und Kinder sich darauf verlassen könnten, „ dass unsere Strukturen sie stützen“, betonte Ott. Es sei falsch, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Nordrhein-Westfalen noch nicht gesetzlich verankert sei, machte der Politiker seine Position deutlich. Aber er sei dem Städtetag dankbar, dass dieser Anspruch ab 2026 stufenweise umgesetzt werden solle. 

Es sei auch falsch, dass Erzieherinnen, die dies wollten, keine Vollzeitstellen angeboten würden, sondern sie erst ab dem Nachmittag in der Betreuung eingesetzt würden. „Wir müssen natürlich einen rhythmisierten Ganztag haben und wir brauchen Kollegien, die zusammengesetzt sind aus Lehrkräften und anderen Berufsgruppen“, erläuterte Jochen Ott. „Wir brauchen als Stellvertreter jeder Schulleitung einen Erzieher oder eine Sozialpädagogin, um einfach diese Lehrersicht zu ergänzen.“

 

„Es geht nicht um Verwahrung und Betreuung, es geht um Entfaltung“

 

Vor 20 Jahren war Stefan von der Bank Pädagogischer Mitarbeiter im damaligen Katholischen Bildungswerk im Rhein-Erft-Kreis, in dem eine Kollegin den Start des Konzepts SchulTag vorbereitete. Ende Juni 2024 wurde von der Bank – nach verschiedenen anderen Tätigkeiten im Erzbistum – zum Nachfolger von Peter Scharr als Pädagogischer Leiter des Katholischen Bildungswerks der Erzdiözese Köln berufen. Zu Beginn seiner Ansprache nahm er die Zahl der Teilnehmenden in den Blick, die sich durch SchulTag qualifizieren: „2004 waren es 99 Teilnehmende im Jahr“, erinnerte er. „2023 waren es knapp 1000. Das ist eine Wachstumsrate – das soll uns mal einer nachmachen.“ In Köln nahmen im Jahr 2023 an den verschiedenen SchulTag-Angeboten insgesamt 240 Frauen und Männer teil. SchulTag werde auch über die Bistumsgrenzen hinaus geschätzt; auch aus anderen Bistümern und von anderen, säkularen Trägern würden Teilnehmer zur Qualifizierung ins SchulTag-Programm geschickt, so von der Bank.

Von der Bank erinnerte an den christlichen Bildungsauftrag: „Die Kirche macht das eigentlich schon seit Jahrtausenden, wenn man an die Klöster denkt und an die Schule, wie sie sich entwickelt hat. Dabei ist immer zentral, den ganzen Menschen im Blick zu haben. Das finden wir in den Konzepten von SchulTag wieder.“ Es gehe darum, für Kinder „Möglichkeitsräume der Entfaltung“ zu schaffen. „Es geht ja nicht um Verwahrung und Betreuung, sondern es geht um Entfaltung von Kompetenzen, das eigene Wahrnehmen: Was kann ich? Wohin will ich mich entwickeln? Und das in einer Freiheit, die wir zum Glück in unserem Land in den letzten 70, 80 Jahren auf eine Weise entwickelt haben, die wir hoffentlich bewahren können“, sagte von der Bank.

 

„Kirche geht in Lücken, die der Staat nicht füllt“

 

„Was kann ich dafür tun, dass die gesunde Entwicklung von Kindern möglich ist?“ Diese Kernfrage steckt in den vielfältigen Qualifizierungsangeboten von SchulTag. „Das macht dieses Konzept in gewisser Weise einmalig und darauf bin ich stolz, darauf können wir alle stolz sein“, sagte Stefan von der Bank. „Das ist auch die Botschaft an Politik und Gesellschaft. Man hört über Kirche sehr viel Negatives, aber: Kirche geht in Lücken, die der Staat nicht füllt.“

Mit mehreren Workshops, in denen Resilienz- und Kreativitätsförderung bei Kindern mit Teilnehmenden beziehungsweise politische Perspektiven vertieft wurden, mit einem Imbiss und vielen Gesprächen schloss die Jubiläumsveranstaltung „mit der Gewissheit, dass SchulTag Perspektiven für die Betreuungskräfte und die Kinder schafft“, so das Fazit des Katholischen Bildungswerks Köln.

 

Hildegard Mathies

 

Stichwort SchulTag

 

SchulTag ist ein landesweit anerkanntes und langjährig in der Praxis bewährtes Qualifizierungskonzept für die Arbeit im Offenen Ganztag. Es ist von Fachleuten aus der Erwachsenenbildung und der Jugendhilfe im Erzbistum Köln entwickelt worden.

In den Qualifizierungen wird ein Bildungs- und Betreuungsverständnis vermittelt, das eine konsequente Orientierung am Kind und seinen Bedürfnissen enthält. Berücksichtigt werden im Kurs aber auch die berufsbezogenen Interessen und Perspektiven der Beschäftigten im Offenen Ganztag. Die Qualifizierung befähigt zu einer pädagogisch kompetenten und sicheren Arbeit in der OGS.

Das Qualifizierungskonzept SchulTag wird im Erzbistum Köln flächendeckend durchgeführt in:

 

Grund- und Aufbaukursen (jeweils halbjährig)

Gruppenleitungsqualifizierungen (zweijährig)

Leitungskräfteseminaren

Supervisionen

„SchulTag Plus“-Angeboten (monothematische Fortbildungstage)

Inhouse-Schulungen

 

Weitere Informationen unter www.schultag.info

 

Engel in Blau: 125 Jahre Kölner Bahnhofsmission – eine ökumenische Erfolgsgeschichte

7. September 2024; ksd

 

Köln. Manche Engel haben keine Flügel. Stattdessen tragen sie eine blaue Weste. Darauf steht: „Nächste Hilfe – Bahnhofsmission“. Analog zur Nächstenliebe könnte es auch Nächstenhilfe heißen. Denn um beides geht es in der ökumenisch getragenen Bahnhofsmission an Gleis 1 des Kölner Hauptbahnhofs. Und das seit 125 Jahren. Jetzt wurde das Jubiläum, das schon das ganze Jahr mit einer Vielzahl von Veranstaltungen im Fokus steht, mit einem Gottesdienst in der AntoniterCityKirche und einem Festakt im AntoniterQuartier gefeiert.

„Wir sind Rentner und Studenten, manche laut und manche leis. Blaue Westen, bunte Herzen, su sin mer und mer sin eins“ – so sind wir und wir sind eins. Das eigens umgedichtete Lied der kölschen Band Kasalla „Mer sin eins“ bildete die Klammer von Gottesdienst und Festakt. Und es gab nicht nur – mit „Ruhestandshohn“ Janus Fröhlich an der Drum-Box – den musikalischen Takt vor, sondern machte deutlich, was die Bahnhofsmission Köln auszeichnet: hier engagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich. Gemeinsam mit dem hauptamtlichen Team sind sie „einfach da“, wie es der Slogan verspricht. Insgesamt arbeiten 70 Menschen in der Bahnhofsmission.

Mancher sucht hier nur eine Atempause vom Alltagsleben auf der Straße, manche braucht Hilfe, weil sie sich in dem modernen Bahnsystem nicht mehr zurechtfindet. Hierher kommen Obdachlose und Bänker, Reisende und Menschen, die Hilfe brauchen, um eine Lebenskrise zu überstehen – und die nicht wissen, wohin sie sonst gehen können. Und seit einiger Zeit wird die Bahnhofsmission Köln an jedem ersten Samstag im Monat zum reinen „FrauenZimmer“ – einem Schutzraum, in dem Frauen ohne Stress, Druck oder Hektik miteinander ins Gespräch kommen und auftanken können.

 

Ein Stück Zuhause

 

„Am Bahnhof kulminieren die Herausforderungen des Lebens“, sagte Pfarrer Dr. Joachim Windolph im Gottesdienst. „Und dafür sind Sie da“, wandte er sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In fast jedem Leben komme einmal der Punkt, wo der Mensch nicht mehr weiterwisse. Wo alles zusammenzubrechen drohe oder es zumindest den Anschein habe. Dann, so Pfarrerin Marina von Ameln, könne es „ein wahrer Segen sein, plötzlich jemanden an der Seite zu haben, der einem Hilfe anbietet“ . Das könne eine stützende Hand sein, eine verständliche „Weg-Beschreibung“ oder ein offenes Ohr.

Für den Wohnungslosen, der jeden Morgen „meine vier Tassen Kaffee“ in der Bahnhofsmission trinkt, dort die Zeitung liest oder mit Menschen ins Gespräch kommt, ist der Ort ein Stück Zuhause, auch wenn er es so nicht formuliert hat. Was er aber klar macht: Das „Lebenselixier“, von dem er spricht, ist nicht nur der Kaffee mit etwas Milch und Zucker.

 

„Geben Sie nie auf, das Leben genießen zu wollen“

 

Oft gehen die Hilfen weit über den Moment hinaus und auch weit über die tägliche oder regelmäßige Begegnung: einer jungen Frau konnten die Mitarbeitenden helfen, sich aus der Zwangsprostitution zu befreien, indem sie die Migrantin an Stellen verwiesen, die in so einem Fall konkret beistehen und weiterhelfen können. Dass die junge Frau eines Tages bei ihnen über die Schwelle trat, verdankte sie einer anderen Frau. „Ich habe gesehen, dass sie Hilfe braucht“, sagte diese – und brachte die andere zur Bahnhofsmission.

Manchmal sei sicher nicht mehr klar, wer der Beschenkte sei in dieser Beziehung auf Zeit zwischen den Mitarbeitenden der Bahnhofsmission und den Gästen, so Windolph. Das bestätigte eine junge Mitarbeiterin, die von einer älteren Dame berichtete, die trotz einer halbseitigen Lähmung und anderer Erkrankungen viel Stärke ausgestrahlt habe. Sie benötigte Hilfe beim Umsteigen und weil sich die Bahn verspätete, kamen die beiden Frauen ins Gespräch. Die Ältere erzählte von Herausforderungen in ihrem Leben. Und dann gab sie der Jüngeren eine Lebenslehre mit auf den Weg: „ Selbst wenn das Leben durch äußere oder andere Umstände anders verläuft als geplant, geben Sie nie auf, das Leben genießen zu wollen!“

 

Ein sozialer Knotenpunkt

 

Pfarrerin Susanne Beuth, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte, erinnerte sich mit einem Schmunzeln an eine andere Art von „Lernen fürs Leben“: Vor 40 Jahren hatte die damalige Theologiestudentin ein Praktikum in der Bahnhofsmission absolviert – und musste erst einmal lernen, eine Schürze zu stärken. „Das war nicht wirklich wichtig fürs Leben“, sagte sie lachend. Aber die Verbindung zur Bahnhofsmission blieb – Beuth übernahm nach dem Praktikum die damals noch existierenden Nachtdienste.

Dr. Frank Hensel, Direktor des Diözesan-Caritasverbandes, zeigte sich stolz auf die Einrichtung, die – katholischerseits vom Sozialverband InVia getragen – zur „Verbandsfamilie“ gehöre: „Für uns ist es ein Aushängeschild und ein wahnsinnig guter Knotenpunkt“, sagte er. „Nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern ein sozialer Knotenpunkt.“ In Nordrhein-Westfalen gebe es 24 Bahnhofsmissionen mit 500 ehrenamtlichen Mitarbeitenden und nur 30 Hauptamtlichen. „Ich bin da bollestolz drauf!“, so Henseler.

 

Wie ein Seismograph für die Stadt

 

Andrea Redding, Vorständin von InVia, erinnerte daran, dass die Stadt Köln beziehungsweise Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor einigen Monaten die Leitungen und eine Abordnung der Bahnhofsmission ins Rathaus eingeladen hatten, wo sie sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen durften. Sie hätte sich gewünscht, dass Reker auch beim Festakt dabei gewesen wäre.

Martina Schönhals, als Geschäftsführerin der Diakonie Köln und Region die zweite Trägervertreterin neben Redding, bekräftigte dies: „Die Stadt Köln kann der Bahnhofsmission wirklich dankbar sein! Die ist wie ein Seismograph. Die Themen, die in der Stadt Köln Brisanz bekommen, schlagen zuerst in der Bahnhofsmission auf.“

Mit den vielen Einrichtungen „drum herum“, von der Polizei über die Bahnhofsmanager bis zu den anderen sozialen Einrichtungen wie der Überlebensstation GULLIVER für Obdachlose ergänze sich die Bahnhofsmission „zu einem ganz großen Hilfe-Netzwerk“, so Schönhals.

Mit Blick auf die künftige Arbeit betonte Hensel, dass es landesweit für die Bahnhofsmissionen bessere und gesicherte Rahmenbedingungen bräuchte. Die Stadt Köln unterstütze die Bahnhofsmission auch finanziell, das sei jedoch nicht für alle 24 in NRW gegeben. „Es braucht etwas, dass man sich nicht finanziell immer von Jahr zu Jahr hangeln muss“, sagte der Diözesan-Caritasdirektor. Hier seien alle in der Verantwortung. „Wir brauchen mehr Sicherheit, auch eine finanzielle Absicherung und eine klare strukturelle Zusage. Und für die werden wir kämpfen und eintreten.“

 

„Mit Herz am Dom“

 

„Die Bahnhofsmission ist darauf angewiesen, dass Menschen sich engagieren, sich einbringen und sich verantwortlich fühlen“, bekräftigte Ann-Christin Frauenkron, die evangelische Leiterin der Bahnhofsmission Köln. Die Herausforderungen in der Stadt und am Bahnhof würden in Zukunft nicht kleiner, „sondern eher größer“. Aber wenn sie in all die Gesichter der engagierten Mitarbeitenden blicke, sei sie zuversichtlich, denn: „Mit Herz am Dom“, wie es im neugetexteten Lied hieß, „das füllen Sie mit Leben!“

Ursula Lennartz, die katholische Leiterin, ergänzte: „Wir brauchen wirklich Menschen, die sich interessieren, auch für gesellschaftspolitische Vorgänge. Menschen, denen nicht egal ist: Wie leben wir miteinander? Wollen wir aufeinander achtgeben oder wie soll unser gemeinsames Leben aussehen?“ Die Bahnhofsmission habe auf der einen Seite immer große Ideen und sei auf der anderen Seite eine so konkrete Unterstützung von Menschen. Und darum hatte Lennartz auch einen ganz konkreten Wunsch: „ Eine Klima-Anlage. Denn die Menschen, die mit ihren Problemen zu uns kommen, die haben diese Probleme ja nicht nur im Winter, sondern auch jetzt im Sommer.“

Die Bahnhofsmission sei ein Schutzraum für die Menschen – und das gilt unabhängig davon, woher jemand kommt, welche Konfession oder Religion er hat oder ob überhaupt eine und gleich in welcher Lebenssituation er oder sie sich gerade befindet. Mit Blick auf die Zukunft zeigte sich auch Lennartz zuversichtlich. Auch künftig werde es Menschen geben, „die dafür ein Herz haben“ .

 

Hildegard Mathies

 

Die Bahnhofsmission an Gleis 1 des Kölner Hauptbahnhofs ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

 

www.bahnhofsmission-koeln.de

  

Einfach Kuhl: Der „kölsche Warhol“ Jürgen Kuhl unterstützt mit exklusiver und limitierter Bilderserie den Kölner Dom

6. September 2024; ksd

 

Köln. Ganz bescheiden sitzt der 82-jährige Hans-Jürgen Kuhl, der auf seinem Namensschild nur Jürgen stehen hat, auf dem Presse-Podium in der Stein-Restaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte. Dabei hat er Großes zu verkünden: Gemeinsam mit den Initiatoren Lukas Boecker und Kirchenzeitungs-Chefredakteur Robert Boecker, mit Dr. Rüdiger Fuchs, Secretär des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV), und dem stellvertretenden Dombaumeister Dr. Albert Distelrath stellt Kuhl eine Bildserie rund um den Kölner Dom vor. In extrem limitierter Auflage werden die drei Motive, die in zwei Größen erhältlich sind, zugunsten des Doms verkauft. Von dem Erlös jedes einzelnen Bildes fließt ein beträchtlicher Teil in den Erhalt der Kathedrale.

Farbstark und expressiv sind die Werke. Mal ist der Dom blau-grün, mal gelb-schwarz, mal rosa-blau. Immer hat er auch einen andersfarbigen Schattendom und als Betrachterin spürt man förmlich die pulsierende Domumgebung mit Hauptbahnhof und Stadt. Pop Art eben. Die Kunstrichtung entstand in den 1950er-Jahren in den USA und in Großbritannien und ist seitdem aus der Kunstwelt nicht mehr wegzudenken. Einer ihrer wichtigsten und bekanntesten Verreter war der US-Amerikaner Andy Warhol. Auch er hat den Kölner Dom einmal verewigt.

 

Kuhls Kunst steht für sich selbst

 

Kuhl und Warhol haben sich mehrfach getroffen. Kuhl hatte eigene Werke in Anlehnung an Warhol geschaffen, auch einen Dom. Darüber kam es zum Rechtsstreit – was widersinnig erscheint, wenn man bedenkt, dass Pop Art auch von Kopien, Verfremdungen und Neuschöpfungen lebt. Die Künsler einigten sich am Ende gütlich. Lange Schreibe, kurzer Sinn: Kuhls Kunst steht für sich selbst.

Die jetzt vorgestellten Drucke sind aus den Vorarbeiten für ein Mammut-Projekt entstanden, das Kuhl wegen des zu hohen Aufwandes am Ende nicht verwirklichen konnte: Er wollte für sein Projekt „ 360 Grad Dom“ eine Serie von 360 Dom-Siebdrucken schaffen und hatte zu diesem Zweck die Kathedrale mit einer Drohne aus allen Perspektiven und Richtungen fotografiert. „Heute dürfte man das gar nicht mehr“, sagt er mit hauchfeinem Schmunzeln.

 

Zerplatzte „Blütenträume“

 

Jürgen Kuhl hat eine bewegte Lebensgeschichte, mit der er offen umgeht. Kriegsbedingt ist er 1941 zwar in Dattenfeld zur Welt gekommen, aber aufgewachsen ist er als Sohn eines Kölner Fabrikbesitzers in Köln-Braunsfeld. Er ist absolut überzeugter Kölner. Punkt. Jürgen Kuhl ist gelernter Foto-Kaufmann und arbeitete ab 1970 als Repro-Fotograf und freier Grafik-Designer. Seine vielfältigen Talente stellte er auch als Modedesigner erfolgreich unter Beweis.

Bereits Anfang der 60-er war er in Kontakt gekommen mit dem Kölner „Milieu“, den heute legendären und manchmal nostalgisch verklärten Kriminellen „Dummse Tünn“ und „Schäfers Nas“. Vielleicht hatte deren kriminelle Energie ja abgefärbt… Seine Fertigkeiten nutzte Kuhl jedenfalls für die Erstellung fast perfekter „Blüten“, also von Falschgeld. Damit wollte er eigene finanzielle Probleme ausgleichen – und landete am Ende im Knast. Darüber spricht er offen in Talkshows und Interviews. Und um diese Geschichte dreht sich auch das Buch „Blütenträume“ von Christoph Gottwald.

 

Die Dom-Liebe liegt in der Familie

 

Und hier kommt Familie Boecker ins Spiel. Lukas Boecker, wie sein Vater unrettbar mit dem Dom-Virus infiziert, las das Buch und erzählte Robert Boecker begeistert davon. Bei dem leidenschaftlichen Journalisten und Fotografen, der schon seit mehr als 30 Jahren Mitglied im Zentral-Dombau-Verein und aktuell designiertes Mitglied des Gesamtvorstandes ist, setzte sofort das Ideen-Karussell ein. Das Ergebnis können sich künftig einige Glückliche an die Wand hängen. Limitiert sind die Großformate von 1 mal 1 Meter auf 50 Exemplare je Motiv. Die kleineren Bilder im Format 50 mal 50 Zentimeter haben eine Auflage von je 66 Exemplaren. Schon jetzt sind viele Bilder vorbestellt…

„Wir freuen uns sehr, dass dieses Engagement aus der Mitgliederschaft kommt“, sagt ZDV-Secretär Dr. Rüdiger Fuchs. Die Ideen und Aktionen, mit denen der 1842 gegründete Verein sich für den Erhalt des Domes engagiert, sind vielfältig, aber „daran hätten wir vielleicht selbst gar nicht gedacht“, erzählt Fuchs freimütig. 

„Ich konnte gar nicht glauben, dass so wenige Menschen diese Geschichte kennen, gerade hier in Köln“, erinnert sich Lukas Boecker. Vieles hatte ihn an dem Buch „Blütenträume“, das ihm ein Freund gegeben hatte, fasziniert: Köln vorneweg und dann die Mischung aus Pop Art, die ihn selbst sehr geprägt habe, dem Mode-Business von Kuhl und natürlich den Verbindungen zum Milieu. Gemeinsam mit seinem Vater kam Lukas Boecker zu dem Schluss: „Es wäre doch toll, so ein Bild zu haben!“

In der vergangenen Vorweihnachtszeit hatte Robert Boecker dann Glück auf der Internetplattform Ebay und konnte dort einen Kuhl-Dom kaufen – für seinen Sohn ein großartiges Weihnachtsgeschenk. Durch einen Freund bekam der KiZ-Chefredakteur Kontakt mit Jürgen Kuhl und konnte das Geschenk signieren lassen.

Er stieß dabei auch auf Kuhls Projekt „360 Grad Dom“, dessen Werke zu mehreren Tausend Euro verkauft werden. „Das war natürlich außerhalb unserer Möglichkeiten“, sagt Robert Boecker. Aber die Idee war geboren, „von diesen wunderschönen Bildern hochwertige Drucke herzustellen und die zugunsten des Doms zu verkaufen“, so Boecker. Es sei ungewöhnlich für den traditionsreichen ZDV sich dieser modernen Pop Art zu widmen. Kuhl selbst habe sofort gesagt: „Ja, machen wir!“, so Boecker, der den ZDV auch schon mit seinem eigenen Buch „Ich fürchte, Herr Pastor, wir sind bestohlen“ (2016) unterstützt hatte.

 

„Die Kölner sind einfach verrückt“ – nach ihrem Dom

 

Ein bisschen schließt sich ein Kreis für Jürgen Kuhl mit dieser Aktion: Schon mit seinem ersten Werk, dem von Warhol inspirierten Dom-Bild wollte er den Kölnerinnen und Kölner ein bezahlbares Kunstwerk im Stil der Pop Art anbieten, „denn Warhol war zu teuer“, berichtet der Künstler über die Anfänge Mitte der 80er-Jahre.

„Die Kölner sind einfach verrückt“, sagt Kuhl mit Blick auf die übergroße Liebe der Domstädter zu ihrem Dom und schließt sich da ausdrücklich ein. „Das gibt es in keiner anderen Stadt der Welt!“ Ob New York, London, San Francisco oder sonstwo. Die Antwort seiner Galeristen auf das Angebot, so etwas auch mal für sie zu machen, lautete stets: „Das interessiert hier keinen.“

Bestellungen für die aktuelle Serie seien bereits aus anderen Teilen der Bundesrepublik gekommen, erzählt Kuhl, der auch über 100 Motive von Köln -Collagen geschaffen hat – natürlich immer mit Dom. „Ich bin sicher, dass das alles Kölner waren!“, sagt er über die Käufer von außerhaln. Ein Zuhause ohne Dom – das geht für echte Kölsche nicht.

 

Mehr als die Hälfte des Kaufpreises pro Bild geht an den Dom

 

„Ich bin ein großer Fan vom Erhalt des Domes“, sagt der Künstler – und wird deshalb mehr als die Hälfte des Kaufpreises als Spende an den Zentral-Dombau-Verein weitergeben: 750 Euro kosten die großen Bilder, davon gehen 400 Euro an den Dom. Bei den kleinen sind es 275 Euro bei einem Einzelpreis von 450 Euro. Für die exklusive, limitierte, nummerierte und signierte Auflage hat Kuhl die Dom-Bilder aus den damals entstandenen Drohnen-Fotos mit neuen Farben und Gestaltungselementen geschaffen. Für die Ewigkeit erhalten ist in einem der Motive auch das rund 30 Meter hohe Hängegerüst, das zehn Jahre lang am Nordturm hing und das Bild des Kölner Domes mitprägte.

„Mich haben die Bilder total begeistert“, sagt Dr. Albert Distelrath, „das sind unglaublich schöne Arbeiten!“ Er freue sich, wenn so etwas nicht in Berlin oder Amsterdam funktioniere. „Die Bindung der Menschen zu diesem Dom und zu dieser Stadt – das ist ein schönes Alleinstellungsmerkmal!“

Sein Dank galt auch dem ZDV, dessen Mitglieder und Arbeit 60 Prozent des Budgets für den Erhalt des Domes erbringen. „Ohne ZDV kein Dombau“, bringt es der stellvertretende Dombaumeister auf den Punkt. Alles diene einer Sache: „Damit der Dom uns bleibt“, zitiert Distelrath den Slogan des ZDV.

Mit Blick auf Lukas Boecker muss man sich um die Zukunft des Domes und das Engagement der jungen Generation für das Wahrzeichen der Stadt keine Sorgen machen: „Der Dom hängt im Herzen“, sagt der 34-Jährige, dessen Tochter im Dom getauft wurde. Und das gelte auch für viele seiner Freunde.

 

Hildegard Mathies

 

Beim Tag des offenen Denkmals, 7. und 8. September, wird der Zentral-Dombau-Verein mit einem Stand im Dreikönigessaal des Kölner Domes vertreten sein.

 

www.zdv.de

 

www.koelner-dom.de

 

Trauer und Entsetzen nach Terrorattacke auf Solinger Stadtfest

24. August 2024; ksd

 

Köln. Es sollte ein fröhliches, friedliches Fest werden: Solingen wollte an diesem Wochenende sein 650-jähriges Stadtjubiläum mit zehntauenden Besucherinnen und Besuchern feiern. Nun sind drei Menschen tot und mehrere zum Teil lebensbedrohlich verletzt nach einem Messerangriff am Freitagabend, den die Polizei als Terrorattacke einstuft. Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, der seinem Solinger Amtsbruder Michael Mohr und Oberbürgermeister Tim Kurzbach freundschaftlich verbunden ist, hat noch in der Nacht sein Entsetzen und seine Anteilnahme auf Facebook ausgedrückt. Sein Statement im Wortlaut:

 

„Mit großem Entsetzen habe ich gerade die Nachricht von dem furchtbaren, mörderischen Anschlag auf das Solinger Stadtfest wahrgenommen. Meine Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Angehörigen!

Ich bin sowohl dem Solinger Stadtdechanten als auch dem Oberbürgermeister in Freundschaft verbunden und kann nur ahnen, wie es ihnen und den Menschen in Solingen nun geht.

Es erschüttert mich zutiefst, dass das Fest zum Stadtjubiläum, von dem ich heute in Vorfreude in den Nachrichten hörte, Ziel eines solch barbarischen Anschlags auf friedlich feiernde Menschen wurde!

Am vergangenen Wochenende haben wir in Köln mit 100.000 Menschen den NRW-Tag fröhlich und unbeschwert gefeiert, an diesem Wochenende findet in Neuss das Schützenfest statt, zu dem viele Hundertausend Menschen erwartet werden, und das ich selber aktiv mitfeiere.

Terror will Schrecken verbreiten und uns Angst machen. Terror will unser Leben und damit unsere Freiheit einschränken. Terror greift unsere Demokratie an.

Als demokratischer Rechtsstaat müssen wir alles unternehmen, um Terror zu verhindern, zu verfolgen und zu ahnden! Als demokratische Gesellschaft müssen wir uns dem Terror entgegenstellen! Wir dürfen uns nicht dem Terror beugen und uns aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, denn dann hätten die feigen Terroristen gesiegt über unsere Freiheit und unser Leben. Gemeinsam sind wir viel stärker als Terroristen und ihr Terror!

Auch wenn das in diesen Stunden der Trauer und der Tränen, des Entsetzens und der Fassungslosigkeit schwer anzunehmen ist….“

 

Oberbürgermeister Tim Kurzbach ist auch Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln.

 

Ökumenische Friedensandacht zum NRW-Tag: Gemeinsam und glaubwürdig für demokratische Werte eintreten

17. August 2024; ksd

 

Köln. Zum Auftakt des NRW-Tages, der am 17. und 18. August erstmals in Köln stattfindet, feierten die evangelische und die katholische Kirche gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen sowie aus der Landes- und Stadtpolitik eine ökumenische Andacht im Kölner Dom. Mit dabei waren Staatskanzleichef und NRW-Minister Natanael Liminski und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die beide eine der Fürbitten vortrugen, sowie die Landtagsvizepräsidentin und -präsident Berîvan Aymaz und Christof Rasche sowie Ministerin Josefine Paul. Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und der stellvertretende Stadtsuperintendent Markus Zimmermann gestalteten den Gottesdienst, an dem auch Vertreter der Vereinigung „Muslime für den Frieden“ teilnahmen, die rund um Weihnachten und den Jahreswechsel 2023/2024 Mahnwachen am Kölner Dom abgehalten hatten, nachdem islamistische Anschlagspläne gegen das Gotteshaus sowie seine Besucherinnen und Besucher bekanntgeworden waren. Mahmood Ahmed Malhi, Imam der Bait-un-Nasr-Moschee, reihte sich in die Vortragenden der Fürbitten ein.

Traditionell und passend zum diesjährigen Leitwort des großen Bürgerfestes „Gemeinsam verbunden – Generation NRW“ stand die Andacht ganz im Zeichen des Miteinanders und des Friedens. Erinnert wurde dabei auch an die Kölner Friedensverpflichtung der Stadt und der Religionen, die 2006 erstmals vom damaligen Oberbürgermeister Fritz Schramma und den heute im Rat der Religionen zusammengeschlossenen Glaubensgemeinschaften unterzeichnet wurde. So vielfältig und durch viele Kulturen geprägt wie die Domstadt ist auch das zahlenmäßig größte deutsche Bundesland. Darum trugen die Vertreterinnen und Vertreter der Religionen die Erklärung auch während der Andacht am Dreikönigenschrein vor.

 

Stellv. Stadtsuperintendent Zimmermann: „Ein wunderbarer, bunter Haufen von Menschen“

 

„Nordrhein-Westfalen – das ist ein ganz besonderes Bundesland“, sagte der stellvertretende Stadtsuperintendent Markus Zimmermann. „Es ist ja eines der Länder mit dem Bindestrich und das macht deutlich, dass hier Menschen leben, die aus ganz unterschiedlichen Traditionen kommen“. Er zitierte den ehemaligen, 2006 verstorbenen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau, der wiederholt seine Ansicht geäußert habe, dass „die Stärke für dieses Land in der einmaligen Kombination der Eigenschaften seiner Menschen liegt: der Zuverlässigkeit des Rheinländers, der Leichtfüßigkeit des Westfalen und der Großzügigkeit des Lippers“.

Zimmermann ergänzte: „So ist das bei uns in Nordrhein-Westfalen. Wir sind ein wunderbarer, bunter Haufen von Menschen!“ Es seien längst nicht nur die Rheinländer, die Westfalen und die Lipper, sondern es seien viele dazugekommen. „Und was unser Land in den 75 Jahren seines Bestehens bis auf einige wenige Ereignisse immer ausgemacht hat, ist, dass hier Menschen in Toleranz zusammenleben.“

Für Christinnen und Christen habe der Apostel Paulus dieses Grundgesetz so formuliert: „Seid eines Sinnes! Versucht jede Form von Spaltungen zu vermeiden.“ Das sei auch das, was die Menschen in diesem Bundesland verbinde und zusammenhalte, so Zimmermann. „Seid eines Sinnes heißt übrigens nicht: Seid alle einer Meinung“, erklärte der stellvertretende Stadtsuperintendent. „Es gibt ja das Gerede von der Meinungsdiktatur. Man dürfe nicht mehr sagen, was man will. – Nein, wir halten ziemlich viel Blödsinn auch aus. Wichtig ist die Haltung. Seid eines Sinnes.“

Für Christinnen und Christen seien wichtige Elemente dieser Haltung, „dass wir in Respekt leben, dass wir nach der Nächstenliebe handeln, dass wir Menschen nicht verurteilen, dass wir sie eben nicht mehr in Gruppen einteilen – Rheinländer, Westfalen, Lipper, sondern dass wir in der Liebe Gottes leben“, so Zimmermann. „Dass das unser Leben trägt, nicht nur hier in unserem Bundesland, sondern überall auf der Welt. Dass wir uns in der Weise auch stark machen für den Frieden.“ In diesem Sinne wünsche er Nordrhein-Westfalen, dass die Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich engagieren das tun, „weil sie den Drang haben und den Wunsch, dass wir eines Sinnes sind“. Und weiter: „Dass wir Menschen bei uns willkommen heißen und dass wir im gegenseitigen Respekt miteinander leben. Dann bleibt dieses Nordrhein-Westfalen etwas ganz Besonderes.“

 

Stadtdechant Kleine: „Gemeinsam für unsere demokratischen Werte eintreten“

 

Frieden erhalten – „und noch mehr Frieden schaffen“ – erfordere aktives Handeln, Zupacken und Tun, griff Stadtdechant Msgr. Robert Kleine das Friedensthema auf. Vielen Menschen falle das heute schwer angesichts der zahlreichen Krisen und Herausforderungen und einer scheinbar unüberschaubaren Welt und Wirklichkeit. Passiv zuzusehen scheine eine moderne Lebensweise zu werden, so Kleine.

Das Massaker der Hamas im vergangenen Oktober, „die Bomben auf Israel und Gaza, die ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer, das Grauen eines im dritten Jahr stehenden russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, wachsender Antisemitismus, auch in unserem Land, hohe Umfragewerte für eine in weiten Teilen rechtsextremistische Partei vor anstehenden Landtagswahlen“ nannte der Stadtdechant Beispiele für das, was Menschen Angst macht, belastet und überfordert und manchen die Hoffnung verlieren lasse. „Abstand halten, das alles gar nicht an sich heranzulassen, scheint da zu helfen. Nur hilft das überhaupt nichts! Die Welt wird nicht dadurch besser, dass wir passiv sind. Und wir selbst widersprechen dem, was Menschsein bedeutet, wenn wir uns nicht am gemeinsamen Leben beteiligen, damit es den Menschen besser geht.“

Es widerspreche dem, was Menschsein bedeutet, „wenn wir eben nicht aufstehen, wo die Menschenwürde mit den Füßen getreten wird, wo Krieg, Terror, Gewalt und Hetze die Oberhand haben“, betonte der Stadtdechant. „Denn was ist ein Mensch? Wie wird ein Mensch er selbst? Er wird es im sozialen, aber auch im christlichen Sinne, indem er Verantwortung auf sich nimmt für seinen Mitmenschen, für den, mit dem zusammen zu leben ihm aufgegeben ist – und zwar nicht nur im engsten, sondern auch im umfassendsten Sinne. Es geht um die Mitsorge – für den kirchlichen Bereich für Schwestern und Brüder, im bürgerlichen Bereich für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger.“

Verantwortung sei grenzenlos. „Es geht nur darum, dass wir, dass du, dass ich irgendwo anfange, an meinem, an deinem Ort – und dass wir dann unseren Blick weiten in Zeit und Raum in eine doch eigentlich wunderbar geschaffene Welt, und dass wir diese Welt mit uns selbst und mit unserem Leben bewahren. Bewahrung der Schöpfung, Bewahrung der Welt.“

Kleine erinnerte daran, dass Jesus Christus immer wieder kritisiert habe, wenn Kälte zwischen Menschen herrschte oder Gleichgültigkeit, Unterdrückung, Ausnutzung und Lust zur Verurteilung. Oder die „Eigenliebe in all ihren Schattierungen“ und Mangel an Mitgefühl. 

„Wenn Jesus dazu auffordert, dass man seinen Nächsten lieben soll wie sich selbst, dann geht es um Mitgefühl, um Sympathie für den Menschen außerhalb der Mauern, die einen umgeben. Wir nennen das heute ja neudeutsch die Blase. Da fühlt man sich wohl – aber dann muss ich die Membran durchstoßen, um die Realität und vor allem den anderen zu erkennen. Auch den, den ich lieben soll“, so der Stadtdechant.

„Jesu Botschaft war universal. Er wollte, dass die Leute an das Recht der Barmherzigkeit glauben sollten. Dass niemand außerhalb der Reichweite der Liebe Gottes stand, und deshalb sollte auch heute niemand außerhalb der Reichweite der Liebe von Menschen stehen.“

Deshalb seien die Menschen in den Städten und Dörfern des Landes auch weiterhin gefordert, „die zu uns geflüchteten Männer, Frauen und Kinder aus welchen Ländern auch immer, willkommen zu heißen, ihnen die Möglichkeiten zu geben, die deutsche Sprache zu erlernen und so den Arbeitsmarkt für sie zu öffnen sowie die Kinder zu beschulen und zu begleiten“, sagte Kleine.

„Auch in unserer Stadt und sicherlich in vielen NRW-Kommunen gibt es Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Auch in Köln und anderen Städten und Dörfern gibt es Wahrheitsverdreher, politische Scharlatane, Islamisten und Propagandisten“, warnte der Stadtdechant. „Gegen all diese Gefahren und Gefährder unserer Demokratie und unserer demokratischen Grundordnung müssen wir gemeinsam und als Einzelne aufstehen und die Wahrheit sagen. Deshalb ist es so wichtig, gerade im 75. Jahr unseres Grundgesetzes,gemeinsam als Stadtgesellschaft und in unserem Land, aus allen Kulturen und Religionen einzutreten für unsere demokratischen Werte und diese glaubwürdig in Wort und Tat zu vermitteln.“

 

Oberbürgermeisterin Reker: „Hass und Hetze, Lüge und Gewalt deutlich entgegentreten“

 

„Wir bitten für alle, die eine besondere Verantwortung tragen in Politik und Gesellschaft für unsere Stadt und unser Bundesland NRW: dass sie die Werte von Demokratie, Toleranz und Solidarität stärken und verteidigen. Und dass für alle außer Frage steht, dass Hass, Hetze, Lüge und Gewalt in der politischen Auseinandersetzung deutlich entgegengetreten werden muss“, lautete die Fürbitte von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

 

Minister Liminski: „Kraft und Durchhaltevermögen für die, die sich ernsthaft für den Frieden einsetzen“

 

„Wir beten für den Frieden, in der Ukraine, im Nahen Osten und in den vielen Kriegs- und Krisenregionen: Gib denen, die sich ernsthaft für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, weiterhin Kraft und Durchhaltevermögen. Sei auch bei den vielen Menschen, die bei uns in Nordrhein-Westfalen Schutz suchen vor Gewalt und Krieg und lass sie hier auf Menschen treffen, die ihnen mit Verständnis und Hilfsbereitschaft begegnen“, betete Natanael Liminski, Chef der NRW-Staatskanzlei und Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien.

 

Die Andacht können Sie bei DOMRADIO.DE noch einmal ansehen.

 

Die Ansprache von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine können Sie hier noch einmal ansehen und hier abrufen.

 

Mehr zum NRW-Tag unter www.land.nrw und www.stadt-koeln.de

 

Vor der ökumenischen Friedensandacht besuchte Staatskanzleichef und Minister Natanael Liminski DOMRADIO.DE. Das Interview können Sie hier nachlesen.

 

Dritte Amtszeit für Kölns Stadtdechant Robert Kleine: Kardinal Rainer Maria Woelki beruft Kleine für weitere sechs Jahre ins Amt

13. August 2024; ksd

 

Köln (ksd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat Stadtdechant Msgr. Robert Kleine (57) zum 1. September für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren im Amt bestätigt. Kleine steht seit dem Jahr 2012 an der Spitze des größten Stadtdekanats im Erzbistum Köln. Die erste Berufung war seinerzeit durch den 2017 verstorbenen Erzbischof Joachim Kardinal Meisner erfolgt. In einer Stellungnahme sagt Stadtdechant Msgr. Robert Kleine:

„Ich freue mich sehr, dass Kardinal Woelki mir sein Vertrauen schenkt und mich erneut für eine Amtsperiode von sechs Jahren zum Stadtdechanten von Köln berufen hat. Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf die bisherigen zwei Amtszeiten zurück. In den vergangenen zwölf Jahren haben wir im Stadtdekanat Köln gemeinsam mit vielen Mitarbeitenden, mit unseren Gemeinden und Einrichtungen sowie zahlreichen Kooperationspartnern in vielen Bereichen des kirchlichen, städtischen und gesellschaftlichen Lebens sowie in der Ökumene und im interreligiösen Miteinander Akzente setzen können. Ich freue mich darauf, diese erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Gemeinsam werden wir uns auch weiterhin für die Menschen in dieser Stadt einsetzen und das Leben in unserer Domstadt mitgestalten. Den vielen Herausforderungen, die sich uns in Kirche und Gesellschaft aktuell stellen, werden wir auch künftig engagiert und tatkräftig begegnen.“

 

Ökumenischer und interreligiöser Einsatz gegen Hass und Hetze

 

Zu diesem Engagement werde auch künftig der gemeinsame Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus, Hass und Hetzparolen gehören, so Kleine mit Blick auf das Miteinander mit der evangelischen Kirche, der Synagogen-Gemeinde Köln, den Muslimen sowie den anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften der Stadt. In den vergangenen Jahren haben sich der Stadtdechant und das Stadtdekanat immer wieder an entsprechenden Solidaritätsaktionen oder Protestkampagnen sowie Demonstrationen beteiligt. Im November 2023 etwa nahmen rund 3000 Menschen an einem Schweigegang der beiden Kirchen vom Dom zur Synagoge in der Roonstraße teil, darunter NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

 

„Wie kann Köln ein soziales Köln bleiben?“

 

In der Zusammenarbeit mit Politik und Stadtverwaltung bleibe die Kernfrage „Wie können wir für die Menschen in Köln erreichen, dass es ein soziales Köln bleibt?“, so der Stadtdechant. Mit seinen Einrichtungen und den Sozialverbänden wie dem Caritasverband für die Stadt Köln, dessen Vorsitzender Kleine auch ist, ist das Stadtdekanat Köln vielfältig sozial engagiert. Das Spektrum reicht vom Einsatz für Arme und Geflüchtete über die ökumenisch betriebene Bahnhofsmission und Telefonseelsorge, von der Beratung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Einzelpersonen in vielfältigen Lebenszusammenhängen und Krisen über die Einrichtung „Seelsorge & Begegnung für psychatrieerfahrene Menschen“ bis zur 2023 gegründeten „Pace e Bene“- Stiftung zur Begleitung obdachloser Menschen an ihrem Lebensende.

 

Gemeinden neu ausrichten und Licht in der Welt sein

 

Mit Blick auf die Strukturveränderungen im Erzbistum Köln sagte der Stadtdechant: „Zusammen mit den katholischen Partnerinnern und Partnern, vor allem den Pfarrern, aber auch den Pastoralteams und den vielen Ehrenamtlichen liegt es jetzt vor uns, zu schauen, wie wir unsere Gemeinden ausrichten können. Wichtig ist, dass wir das Wesentliche unseres Glaubens erkennen und stärken: nämlich die Frohe Botschaft, dass Gott die Menschen liebt. Und dass wir versuchen, Licht in der Welt zu sein und Salz für die Erde, wie es im Evangelium heißt.“ Es gelte, als katholische Kirche für Werte einzutreten und dort die Stimme zu erheben, wo der Einsatz für die Menschen, für Menschenwürde und Menschenrechte gefordert ist.

 

„Wir dürfen keine Demokratiekrise bekommen“

 

Wir leben in einer Zeit vieler Krisen, erinnert Stadtdechant Kleine, und nennt als Beispiele den Ukrainekrieg und den Krieg im Nahen Osten, die Klimakrise, die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche sowie die wirtschaftlichen und aktuellen gesellschaftlichen Probleme. „Jetzt müssen wir schauen, dass wir keine Demokratiekrise bekommen“, betont Kleine. „Denn es gibt viele Anfeindungen, es gibt Populismus, es gibt Hass, Hetze, Fake News. Und dagegen müssen wir aufstehen, weil wir seit 75 Jahren stolz und froh sein dürfen, dass wir ein demokratischer Rechtsstaat sind.“

 

„Bote der Frohen Botschaft sein“

 

Er sei vor 31 Jahren Priester geworden, weil er davon überzeugt sei, dass „Jesus Christus und seine Botschaft eine Relevanz haben – für mein Leben, aber auch für das Leben aller Menschen“. Diese Frohe Botschaft zu verkünden und den Menschen vorzuleben – dafür wolle er sich auch künftig als „ Bote der Frohen Botschaft in unserer Stadt“ einsetzen, so der Stadtdechant.

„Meine feste Überzeugung ist, dass der Glaube – und besonders der persönliche Glaube an Jesus Christus – vor allem dann geweckt und erfahrbar wird durch positive Erfahrungen, in erster Linie durch die Begegnung mit Menschen, die etwas ausstrahlen, oder mit Institutionen, die aus dem Geist Jesu leben, in der Nächstenliebe.“ 

 

Hildegard Mathies

 

Größtes Stadtdekanat im Erzbistum Köln


Das Stadtdekanat Köln ist mit 305.450 Katholikinnen und Katholiken (Stand: 31. Dezember 2023) das größte der sieben Stadt- und acht Kreisdekanate im Erzbistum Köln. Zu den pastoralen Initiativen von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine aus den vergangenen Jahren zählen unter anderem der „Kölner Valentinstag für alle Verliebten und Liebenden“ sowie gemeinsam mit dem Katholikenausschuss die Veranstaltung „Mut zu gestalten“. Seit 2019 ist das Katholische Stadtdekanat Köln Mitglied im Netzwerk „Churches for Future – Kirchen für Klimagerechtigkeit“. Im Stadtdekanat Köln findet außerdem jährlich die Männerwallfahrt zum Gnadenbild der Muttergottes in Köln-Kalk statt. Jüngere Gründungen im sozialen Bereich sind die „Pace e Bene“-Stiftung zur Begleitung von obdachlosen Menschen am Ende ihres Lebens in Köln und das Koordinationsbüro Inklusive Flutopferhilfe. Über die weiteren Institutionen und Einrichtungen, die zum Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden der Stadt Köln gehören – dem Rechtsträger des Katholischen Stadtdekanats Köln –, können Sie sich auf dieser Website informieren.

 

Vita


Stadtdechant Msgr. Robert Kleine wurde am 1. März 1967 in Neuss geboren. Am 18. Juni 1993 wurde er im Kölner Dom vom damaligen Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zum Priester geweiht. In seiner Laufbahn war er Schulseelsorger an der Domsingschule und Domvikar, Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat. Zum 1. September 2012 berief der im Jahr 2017 verstorbene Erzbischof Joachim Kardinal Meisner ihn zum Kölner Stadtdechanten. Bereits im Juli 2012 war Kleine zum Domkapitular und Domdechanten ernannt worden. Msgr. Robert Kleine ist Diözesanpräses der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Erzbistum Köln und Mitglied der Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Darüber hinaus ist er Bundespräses im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Eine Amtszeit als Stadtdechant beträgt sechs Jahre. 2018 hatte Kardinal Rainer Maria Woelki Kleine erstmals im Amt bestätigt. Eine erneute Berufung erfolgt jetzt zum 1. September 2024. Der Ernennung für eine dritte Amtszeit gingen die Anhörungen der leitenden Pfarrer und aller Pastoralen Dienste sowie der Gremien in Köln gemäß der Dekanate-Ordnung voraus; des Weiteren führten der Erzbischof und der Stadtdechant ein gemeinsames Reflektions- und Perspektivgespräch.

  

Kampagne „Haltet Köln Sauber!“ startet im Domumfeld: Gemeinsame Initiative zahlreicher Organisationen und Verbände

12. August 2024; ksd

 

Köln. Die Stadt Köln und die AWB (Abfallwirtschaftsbetriebe Köln GmbH) starten ab Dienstag, 13. August, eine umfassende Initiative unter dem Motto „Haltet Köln sauber!". Diese Kampagne zielt darauf ab, Werte zu vermitteln, ein neues Bewusstsein zu schaffen und gegenseitige Rücksichtnahme zu fördern. Über flächendeckende Plakate, Informationsbildschirme sowie den Einsatz digitaler und sozialer Medien werden die Informationen gut sichtbar und zu lesen sein. Die Kölner Dombauhütte und das Stadtdekanat Köln gehören zu den Unterstützern den Kampagne.

Ab Freitag, 16. August, werden sogenannte City-Scouts an sonnigen und somit stark frequentierten Wochenenden im Domumfeld eingesetzt. Diese informieren die Besucher*innen über die richtige Entsorgung von Müll sowie die drohenden Konsequenzen bei Verschmutzung. Es werden unter anderem kostenlose Taschen-Aschenbecher zur Verfügung gestellt. Dies soll insbesondere der Verschmutzung durch Zigarettenstummel entgegenwirken. Diese verursachen nicht nur hohe Reinigungskosten, sondern richten auch erhebliche Umweltschäden an. So können bei der unbedachten Entsorgung nur einer Zigarette durch die darin enthaltenen Chemikalien mehr als 40 Liter Grund- und Regenwasser verseucht werden.

Zur Verbesserung der Sauberkeit werden zudem fünf neue öffentliche Toiletten an folgenden Standorten eingerichtet: Bahnhofsvorplatz – Breslauer Platz – Kostgasse – Gereonstraße – Bushaltepunkte – Auf dem Brand – Ecke Große Neugasse, MAKK – Richartzstraße.

An der Initiative beteiligen sich zahlreiche lokale Organisationen und Verbände: Guides Köln e.V., DeHoGa Köln, Bürgergemeinschaft Altstadt, Handelsverband NRW Aachen – Düren – Köln, Stadtmarketing, Kreishandwerkerschaft Köln, Kölnmetall, KoelnTourismus, Kölner Dombauhütte, DB-Bahnhofsmanager Köln, Ströer Media Deutschland GmbH, Arbeitgeberverband Köln, KBW, Katholisches Stadtdekanat Köln und der Kölner Verkehrsverein. In den Geschäftsstellen dieser Partner finden sich Aushänge zum Thema Abfallvermeidung und Sauberkeit in der Domumgebung.

 

Das Plakat können Sie hier ansehen und herunterladen.

 

www.stadt-koeln.de

 

Ökumenische Andacht zum NRW-Tag im Kölner Dom – Oberbürgermeisterin Reker und NRW-Minister Liminski feiern mit

9. August 2024; ksd

Köln. Erstmals seit der Corona-Zeit findet der NRW-Tag wieder statt, das große Fest der Landesregierung für die Bürgerinnen und Bürger. Austragungsort ist am Wochenende, 17. und 18. August, zum ersten Mal Köln. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region und das Katholische Stadtdekanat Köln laden am Samstag, 17. August, um 12 Uhr zu einer ökumenischen Andacht in den Kölner Dom ein. Die liturgische Leitung liegt bei Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und dem Stellvertretenden Stadtsuperintendenten Markus Zimmermann. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes NRW und Chef der Staatskanzlei, werden den Gottesdienst mitfeiern, ebenso Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen und Glaubensgemeinschaften. Die Andacht findet am Dreikönigenschrein statt und wird live von DOMRADIO.DE übertragen.

 

Stadtdechant Kleine: „Hoffnungsvoll in die Zukunft schauen“

 

Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, der auch Domdechant ist, blickt dem Festtag, der ursprünglich für das Jahr 2020 geplant gewesen war, mit Freude entgegen:

„Als Stadtdechant von Köln freue ich mich sehr, dass der NRW-Tag 2024 in unserer Domstadt stattfindet, die ein Schmelztiegel der nordrhein-westfälischen Mentalitäten und so vieler Kulturen ist: Mehr als 40 Prozent aller Kölnerinnen und Kölner haben auf unterschiedliche Weise familiäre Wurzeln im Ausland, sie kommen aus 180 verschiedenen Nationen. ,De janze Welt, su süht et us, es bei uns he zo Besök. Minsche us alle Länder triff m‘r he aan jeder Eck. Su simmer all he hinjekumme, mir sprechen hück all dieselve Sproch. Mir han dodurch su vill jewonne. Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing. Dat es jet, wo mer stolz drop sin.‘ So singen wir in Köln seit vielen Jahren mit den Bläck Fööß.

Am NRW-Tag dürfen wir gemeinsam die 75-jährige Geschichte unseres Landes und seine Errungenschaften feiern. Und wir wollen an diesem Tag hoffnungsvoll in die Zukunft schauen und uns gemeinsam darüber freuen, dass so viele Menschen Nordrhein-Westfalen zu einem lebendigen, herzlichen und weltoffenen Bundesland machen. Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, allen Gästen und Gastgebern ein wundervolles Fest, bereichernde Begegnungen und eine schöne Zeit in unserer Domstadt.“

 

Stellv. Stadtsuperintendent Zimmermann: „Lange erprobte und bewährte Toleranz“

 

Der Stellvertretende Stadtsuperintendent Markus Zimmermann lenkt den Blick auf die Vielfalt und das Miteinander in Deutschlands größtem Bundesland nach Einwohnerzahl:

„NRW ist ein buntes und vielseitiges Bundesland. Dass sich Rheinländer, Westfalen und Lipper vertragen und so gut zusammenleben können, ist ja auch nicht selbstverständlich…

Längst sind viele weitere Menschen aus anderen Kontexten dazugekommen.

Wir möchten Gott in unserer ökumenischen Andacht für diese Vielfalt danken und für die beten, die sich in unserem Bundesland in den Kirchen, den anderen Religionsgemeinschaften und den vielen Vereinen und Gemeinschaften weiter dafür einsetzen, dass die inzwischen lange erprobte und bewährte gegenseitige Toleranz und das friedliche Zusammenleben auch in den nächsten Generationen bestehen bleiben.“

 

Kirchliche Verbände und Institutionen präsentieren sich auf dem NRW-Tag

 

Die Kirchen in Köln sind auch als Aussteller auf dem NRW-Tag präsent. Auf der Ehrenamtsmeile sind unter anderem vertreten:

 

Bahnhofsmission (ökumenisch)

Caritasverband für die Stadt Köln

Förderverein Romanische Kirchen Köln

Freiwillige soziale Dienste im Erzbistum Köln e. V.

Die katholischen Innenstadtgemeinden (Köln-Mitte)

IN VIA, katholischer Sozialverband für Chancengleichheit und Teilhabe

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Stadtverband Köln

Notfallseelsorge (ökumenisch)

Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Köln

Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Köln

Telefonseelsorge (ökumenisch)

 

www.land.nrw und www.stadt-koeln.de

 

Hier können Sie das Plakat zur Andacht herunterladen.

 

Zum 10. Mal laden die Kirchen vor dem ersten FC-Heimspiel zur ökumenischen Andacht für alle Fußballfreunde ein

23. Juli 2024; ksd

 

UPDATE: Die Ansprache von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine können Sie hier nachlesen, die Ansprache von Pfarrerin Kerstin Herrenbrück hier.  

 

Die Andacht im Video ist abrufbar bei DOMRADIO.DE Ebenso die Ansprache von Pfarrerin Herrenbrück und die von Stadtdechant Kleine. 

 

Unten und auf dem Facebook-Kanal von Stadtdechant Kleine gibt es Impressionen vom Höhepunkt der Andacht, wenn der ganze Dom mit der FC-Hymne zum Singen und Klingen gebracht wird.

 

Und wovon nicht nur der Stadtdechant und FC-Fan Robert Kleine in dieser Saison träumen dürfte, sehen sie i n diesem Video. Bis zum 25. August haben Sie noch Gelegenheit, dies in der aktuellen Ausstellung der Kölner Domschatzkammer nachzuempfinden.

 

Die ganze Hymne gibt es natürlich auch bei DOMRADIO.DE

   

Köln (md/ksd). Es ist ein kleines Jubiläum: Zum nunmehr zehnten Mal werden am Freitag, 2. August, vor dem ersten Heimspiel des 1. FC Köln in der neuen Saison alle Fußballfreunde zu einer ökumenischen Andacht in den Kölner Dom eingeladen, um Gott um seinen Segen für eine gute Saison und einen fairen Umgang zwischen allen Spielern, Mannschaften, Schiedsrichtern und Fans zu bitten. Beginn ist um 17 Uhr.

Die Andacht findet wenige Stunden vor dem Spiel des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV statt. Wie in den Jahren zuvor werden wieder die Fans des 1. FC Köln in Trikots und mit Fan-Schals im Kölner Dom erwartet, aber natürlich sind auch die Fans des HSV und aller anderen Fußballvereine herzlich eingeladen, den Gottesdienst mitzufeiern. Die Andacht wird in diesem Jahr von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Pfarrerin Kerstin Herrenbrück, Assesorin im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch und Stellvertreterin des dortigen Superintendenten Torsten Krall, gefeiert.

Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine freut sich, dass die stimmungsvolle Fan-Andacht im Dom quasi zum Selbstläufer geworden ist. „Es ist inzwischen gute Kölner Tradition geworden, Gott zum Saisonauftakt um seinen Segen zu bitten für Spieler und Spielerinnen, Schiedsrichter und Fans in allen Ligen. In diesem Jahr starten wir mit dem 1. FC Köln wieder einmal in der 2. Liga, und natürlich hoffe ich, dass der FC in den nächsten Wochen und Monaten erstklassig spielt, und es im nächsten Jahr wieder heißt: ,Nie mehr 2. Liga!‘ – oder wenigstens nicht so bald…“, ergänzt Kleine.

Die erste „Andacht für alle Fußballfreunde“ fand 2014 im Kölner Dom statt, aber auch darüber hinaus gibt es vielfältige Beziehungen zwischen der Kölner Kathedrale und dem 1. FC Köln. So ziert der Geißbock, das Maskottchen des FC, seit über 50 Jahren eine Fiale im Strebewerk des südlichen Langhauses. Der damalige Dombildhauer Werner Meurer hat sie nach der ersten Deutschen Meisterschaft des 1. FC Köln 1962 gefertigt. 1966 gestaltete der Bildhauer Engelbert Davepon in Erinnerung an die zweite Meisterschaft 1964 ein Kapitell das Fußballspieler des Kölner Clubs zeigt. 2017 stiftete der 1. FC Köln zudem einen Stern im Rahmen des Generationenprojektes „11.000 Sterne für den Kölner Dom“ der Kulturstiftung Kölner Dom.

 

DOMRADIO.DE überträgt die ökumenische Andacht live.

 

Hier lesen Sie ein Interview von DOMRADIO.DE mit Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, das im Vorfeld der diesjährigen FC-Andacht geführt wurde.

  

„Sei du, der du bist“: Podiumsdiskussion „God meets Gays“ lud zum Dialog ein

18. Juli 2024; ksd

 

Köln. „Wir müssen eine Kirche sein, die sich dem Dialog stellt.“ Mit diesen Worten machte Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine das Anliegen des Stadtdekanats deutlich, erstmals im Vorfeld des ColognePride zu einer Podiumsdiskussion im DOMFORUM einzuladen. Unter dem Thema „God meets Gays“ (Gott trifft homosexuelle und weitergedacht queere Menschen) diskutierten neben Kleine die Leiterin der katholischen Telefonseelsorge, Annelie Bracke, sowie Ken Reise, der als Travestiekünstlerin Julie Voyage auftritt, mit dem Publikum darüber, wie Kirche und Gesellschaft zu einem respektvollen und selbstverständlichen Miteinander mit ihren queeren Mitgliedern finden können. Moderiert wurde die Veranstaltung, der eine Vorführung des Films „Der verlorene Sohn“ („Boy Erased“) über die Problematik von Konversionstherapien vorausgegangen war, von Dragqueen Cassy Carrington* alias Ralf Rotterdam.

Als Seelsorger und als Priester, der seit mehr als 30 Jahren im Dienst der Kirche steht – davon zwölf Jahre als Stadtdechant von Köln –, sehe er es als seine Aufgabe an, gerade mit den Menschen in einen Dialog zu treten, die eine andere Meinung haben oder andere Positionen vertreten als er oder die Kirche, so Kleine. Zuhören, versuchen zu verstehen, warum der andere so denkt, die eigene Sicht erklären – das sind die Grundschritte im Dialog. „Am Ende bedeutet Meinungsaustausch ja nicht, dass der andere meine Meinung haben muss. Aber es geht darum, dass man darüber gesprochen hat“ und mehr noch, „dass ich den anderen wertschätze mit dem, was er ist und was er denkt“, betonte der Stadtdechant.

Dass man einander ein bisschen besser verstehe, sei das Mindeste, was er sich von dem Abend erhoffe. Und darum, so Kleine, habe er die Veranstaltung auch entgegen aller Kritik durchgetragen und stattfinden lassen. Im Vorfeld hatte es eine Protest-Kampagne der Plattform citizengo.org gegeben, mit der Kardinal Rainer Maria Woelki aufgefordert werden sollte, „seinen Stadtdechanten zurückzupfeifen und die Teilnahme am ColognePride abzusagen“. Bis zum Nachmittag der Veranstaltung wurden dort rund 21.280 Unterschriften verzeichnet. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hatte zuvor in einem auch auf den offiziellen kirchlichen Plattformen vatican.news und katholisch.de verbreiteten Artikel die Seriosität der Plattform und die Hintergründe in Frage gestellt. „Recherchen aus dem Jahr 2021 machten bekannt, dass die Stiftung unter anderem vom Putin-treuen russischen Oligarchen Konstantin Malofejew gefördert wurde, der auch enge Beziehungen zur deutschen AfD und zum französischen Rassemblement National unterhalten soll“, so die KNA. Gleichwohl war es den Veranstaltern wichtig, zu einem offenen Podium einzuladen und so auch Bedenkenträgern oder Kritikern die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern. Mehrfach wurde Stadtdechant Msgr. Kleine an diesem Abend für seinen Mut gedankt und Respekt gezollt, zu diesem Podium eingeladen zu haben.

 

Kann denn Liebe Sünde sein?

 

Ob denn Liebe wirklich Sünde sein könne, wollte Moderatorin Cassy Carrington von Kleine wissen. „ Liebe kann keine Sünde sein, wenn ich den einzelnen Menschen sehe“, sagte der Stadtdechant. „Ich glaube, dass jede und jeder Mensch von Gott geliebt ist. Mit seinen Talenten, mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Schwächen und mit seiner sexuellen Orientierung ist jede und jeder von Gott geliebt. Das ist meine feste Überzeugung.“

Die katholische Kirche und auch andere christliche Konfessionen vertreten die Auffassung, dass Mann und Frau füreinander bestimmt sind, erläuterte Kleine. Aber es gebe nun einmal auch Menschen, die Menschen des gleichen Geschlechts lieben. „Für mich geht es dabei nicht in erster Linie um Sexualität, die ausgelebt wird, sondern es geht um Liebe und um Verantwortung. Es geht darum, dass Menschen treu sind. Es gibt schwule und lesbische Paare oder queere Paare, die, so weiß ich, treuer sind, also manche heterosexuelle Paare. Und da kann ich nicht sagen, wenn zwei Menschen in Verantwortung zueinanderstehen, sich begleiten bis in den Tod hinein, einander die Hand halten in Krankheit und in Leid, da kann ich nicht sagen, weil die sich lieben, ist das Sünde. Das ist für mich keine Sünde, sondern Leben in Verantwortung.“

 

Es geht um Identität

 

Cassy Carrington bedauerte, dass bei der Kritik im Vorfeld „alles immer sehr sexualisiert“ worden sei. „Dabei geht es um Identität“, betonte die Künstlerin. „Es geht darum, wie Menschen sind und wie wir Menschen sehen.“ Ken Reise erzählte von seiner Kindheit und Jugend in einer christlichen Familie. „Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich diesen Kosmos hatte, der mich behütet hat“, so der Künstler. Seine Homosexualität wurde in der Familie nie groß thematisiert und sei kein Problem gewesen. „Da herrschten Liebe und Respekt untereinander und es gab Unterstützung.“ Sein Opa, damals schon weit in den 80ern, habe gesagt: „Hauptsache, er määt et joot“, er macht es gut.

Heute sehe er dagegen, dass viele Menschen große Probleme haben, wenn sie sich outen, ob im ländlichen Bereich oder in der Stadt, sagte Reise. Dabei sei dies ein Schritt, der sehr viel Mut erfordere und ernste Folgen haben könne, im privaten wie im beruflichen. Deshalb sei es ihm wichtig, „auch mal den Mund aufzumachen“, gerade in seiner Rolle als Julie Voyage. Der Entertainer tritt unter anderem im Karneval auf – von der Pfarrsitzung bis zur Lanxess-Arena – und bietet Stadtführungen an in seiner Persona Julie Voyage.

Im April war Reise als Julie zudem Schirmperson bei der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Köln. Er habe sich gefragt, „ob das richtig ist, im Fummel, im Kostüm Jugendliche zu unterstützen, zu betreuen und wirklich auch für die Aktion zu stehen“, so Reise. „Dann habe ich lange darüber nachgedacht und es war die beste Entscheidung, die ich seit langem getroffen habe.“ Rund 3000 Jugendliche haben sich bei der diesjährigen Aktion in 145 sozialen Aktionen engagiert. Statt sich über manches kirchliche Bodenpersonal zu ärgern, unterstütze er lieber so ein Engagement. Er freue sich, „wenn ich diese ganzen Gruppierungen sehe, die einfach ein tolles, mitmenschliches Zusammenleben haben, die sich kümmern, die tolle Dinge machen, die soziales Engagement zeigen“, sagte Reise. „Und das funktioniert überall da, wo Liebe mit im Spiel ist, Selbstreflexion und Respekt.“

 

Queere Jugendliche brauchen Unterstützung

 

In der Gesellschaft sei es immer noch eher so etwas wie „normal“, dass sich Mann und Frau lieben, konstatierte Annelie Bracke. „Zumindest nach außen.“ Für viele junge Menschen sei es daher schwierig, als queer anerkannt zu werden, selbst wenn das Elternhaus es mittrage. Aber unter Gleichaltrigen sei dies nicht so einfach. Deswegen sei es gut, wenn Menschen wie Cassy Carrington in Schulen und anderen Gruppen Aufklärungsarbeit leisten. Sie wünschte sich im Verlauf der Diskussion aber nicht nur die Unterstützung queerer Jugendlicher durch Eltern, Schule, Kirche und Gesellschaft, sondern auch Unterstützung für die Eltern. Für Menschen ihrer Generation sei es schwierig, mit all den Begrifflichkeiten umzugehen, die es heute gebe, wie schwul, lesbisch, pan, trans, inter, bi und non-binär.

Die Suizidrate unter queeren Jugendlichen sei sehr viel höher als bei heterosexuellen jungen Menschen, berichtete Carrington. Sexuelle Identität gehöre zum Kern der Persönlichkeit, erläuterte Bracke. Gerade für junge Menschen sei es sehr schwierig, wenn sie sich grundsätzlich nicht angenommen fühlten mit ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität. Wenn dann, wie im Film, so ein „Kirchensatz“ falle wie „Wenn du so bist, wie du jetzt bist, liebt Gott dich nicht“ , können die Folgen katastrophal sein, wurde auch in der Diskussion deutlich.

 

Papst und Vatikan gehen Schritt auf queere Menschen zu

 

Im Verlauf des Abends berichteten Teilnehmer auch von erlebten und erlittenen Verletzungen in der Kirche, von Diskriminierung und Ausgrenzung, für die es bis heute keine Entschuldigung der Kirche gebe. „Für mich war immer klar, schwul sein und Christ sein, das geht nicht“, berichtete ein Teilnehmer im mit rund 130 Gästen vollbesetzten Foyer des DOMFORUMs. Das Ganze habe so weit geführt, dass er an einer schweren Depression erkrankt sei und sich dann in der Klinik habe eingestehen müssen, schwul zu sein. 2018 habe er sich dann in seiner Pfarrei geoutet. „Der ,Erfolg‘ war, dass ich alle Ehrenämter niederlegen musste.“ Zudem sei ihm nach Lektüre vatikanischer Dokumente klar, dass er als schwuler Mann „nicht weihewürdig“ sei.

Papst Franziskus und der Vatikan sind vor allem im vergangenen Jahr einen Schritt auf queere Menschen zugegangen. Mit der Erklärung „Fiducia supplicans – über die pastorale Sinngebung von Segnungen“ schufen sie für Seelsorger und Seelsorgerinnen die Möglichkeit, queere Paare zu segnen. Dieser Segen darf nicht in einem liturgischen Rahmen stattfinden und ist nicht mit dem Sakrament der Ehe gleichzusetzen. Die katholische Kirche erkenne nur die Ehe zwischen Mann und Frau als Sakrament an, als „ein Zeichen der Liebe Gottes in dem Sinne, dass zwei sich vereinen und dass natürlich auch das beiderseitige Wohl, aber auch Elternschaft ermöglicht ist“, erläuterte Stadtdechant Kleine.

 

„Für Papst Franziskus ist es nicht einfach“

 

In der Weltkirche sei die vatikanische Erklärung sehr unterschiedlich aufgenommen worden. Während sie mit Bezug auf die Segnungen gleichgeschlechtlicher und sogenannter irregulärer Partnerschaften zwischen Wiederverheiratet-Geschiedenen für die einen ein viel zu kleiner Schritt sei, sei dies für andere „viel zu weit gesprungen“, so Kleine. Während manche Theologen die Auffassung vertreten, dass die kirchliche Lehre auf Basis des Neuen Testaments geändert werden könne, lehnten andere Theologen dies ab. „Die Segnung von Menschen die sich lieben außerhalb eines liturgischen Aktes ist für mich ein Türspalt, wo der Papst genau dem gerecht wird, dass wir niemanden verurteilen, dass wir Menschen mit Respekt begegnen, dass wir ihre Liebe ernst nehmen“, sagte der Stadtdechant, „aber wir können es eben nach der Lehre nicht sakramental mit einer Eheschließung.“

Er wolle aber auch noch einmal für das Bewusstsein werben, dass Papst Franziskus es nicht einfach habe. Vor 200 Jahren habe niemand mitbekommen, wie Dinge in anderen Teilen der Welt und der Weltkirche gehandhabt würden, heute sei durch das Internet alles sichtbar. Und so bewege sich die katholische Kirche zwischen Polen wie den Forderungen des „sehr forschen“ deutschen Synodalen Weges auf der einen Seite und beispielsweise afrikanischen Bischofskonferenzen auf der anderen Seite. In Ghana habe die katholische Bischofskonferenz etwa die islamische Regierung dabei unterstützt, Homosexualität unter Strafe zu stellen, berichtete Kleine. Nicht nur Kurienkardinal Peter Turkson, sondern auch Papst Franziskus selbst hatten sich in der Folge klar gegen eine Kriminalisierung von Homosexualität ausgesprochen.

 

„Wir haben etwas ganz Kostbares zu verkünden“

 

„Es braucht mehr“, betonte Annelie Bracke. „Nicht, weil wir uns dem Zeitgeist anpassen, was manche Kritiker sagen. Sondern wir haben etwas ganz Kostbares: Wir haben ein Evangelium, das Gottes Liebe verkünden möchte, wo jemand wirklich sagt: ,Ich bin ein Mensch gewordener Gott, ich will euch etwas ganz Tolles vermitteln.‘ Und das möchten auch die Menschen erfahren und zugesprochen bekommen, die queer sind – wenn sie überhaupt noch mit Spiritualität und Kirche zu tun haben wollen.“ Denen werde der von Kleine angesprochene Türspalt nicht reichen, so die Diplom-Psychologin. Die Linie, die der Stadtdechant nachvollzogen habe, sei aber klar. „Das alleine kann jetzt nicht ein Papst entscheiden“, meinte Bracke, „da muss wahrscheinlich und hoffentlich auch in der Kirche viel geredet werden und muss es synodale Wege geben – hoffentlich auch mit den Beteiligten und Betroffenen.“

Eines der schönsten Worte des heiligen Franz von Assisi sei „Verkündet das Evangelium – wenn es sein muss mit Worten“, so Kleine. „Also vor allem durch eine Haltung und durch Taten.“ Noch immer engagieren sich junge Menschen in der Kirche, „weil es sinnstiftend ist, weil wir eine frohe Botschaft haben, die wir leben müssen“, betonte der Stadtdechant, dessen eigenes Leitwort seit seiner Priesterweihe „Dient dem Herrn in Freude ist“. „Wir sollen Sauerteig sein, auch und gerade in dieser Gesellschaft, auch hier in Köln. Auch wenn die immer säkularer wird.“

 

Jeder Mensch verdient Respekt

 

Die Kirche müsse Charismen und Talente fördern. Darum engagiere sich das Erzbistum in Kitas, Familienzentren, Schulen oder mit dem neuen Bildungscampus in Kalk, so Kleine. „Kinder muss ich befähigen. Sie müssen wachsen können und dazu gehört auch sexuelle Orientierung und Identität.“ Dies gehöre zum Auftrag der Kirche, betonte der Stadtdechant. „Ich glaube fest daran, wenn jeder Mensch ein Abbild Gottes ist, dass ich zuerst mal diesen Menschen stärke und dass ich nicht sage: Du kannst nichts, du bist nichts, du glaubst falsch, du lebst falsch, du liebst falsch‘, sondern dass ich zuerst einmal sage: Sei du, der du bist – und finde das heraus.“

Vielleicht sei es ja möglich, so der Stadtdechant, dass im Rahmen der Weltsynode im Vatikan manches noch einmal neu angeschaut und bewertet würde. Und dass die Weltkirche einen Weg finde, die Einheit in Verschiedenheit zu leben. Sodass die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede geachtet, aber gleichzeitig Spielräume ausgelotet und genutzt würden. „Ich glaube, dass es immer noch Spielraum gibt in dem, was wir Respekt nennen“, sagte Kleine. „Auch Papst Franziskus hat ganz bewusst von Respekt gesprochen, den jeder Mensch verdient. Alles andere ist respektlos – und das steht einem Christen nicht gut an, respektlos zu sein.“

 

Autorin: Hildegard Mathies

 

* wir verwenden die weibliche Form, wenn Ralf Rotterdam in seiner Persona Cassy Carrington agiert

 

Am Freitag, 19. Juli, treten Julie Voyage und der Kölner Jugendchor St. Stephan auf der Bühne auf dem Alter Markt auf. Beginn ist gegen 20 Uhr/20.10 Uhr. Mehr Informationen in diesem Beitrag.

 

Die Preisträger*innen des Ehrenamtspreises KölnEngagiert 2024 stehen fest

13. Juli 2024; ksd

 

Köln. Aus 124 Bewerbungsvorschlägen wurden durch eine unabhängige Jury die Preisträger*innen von „KölnEngagiert 2024“, dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln, ausgewählt. Den Preis erhalten je zwei Einzelpersonen, Vereine, eine Schule sowie ein Unternehmen. Bereits zum fünften Mal wird in diesem Jahr der „Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt“ vergeben, der das ehrenamtliche Engagement von Kölner*innen mit Migrationshintergrund würdigt. Hier werden je eine Einzelperson und ein Verein ausgezeichnet.

Die Preise überreichen Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die diesjährige Ehrenamtspatin Tuğba Tekkal und Ehrenamtspate Toni Schumacher am Sonntag, 18. August, in der Piazzetta des Historischen Rathauses im Rahmen des Kölner Ehrenamtstages. Dieser ist in diesem Jahr in den NRW-Tag integriert, der 2006 anlässlich des 60. Landesjubiläums ins Leben gerufen wurde.

 

Einzelpersonen

 

Ulrike Demmig engagiert sich seit 30 Jahren für Angehörige psychisch Erkrankter bei „Rat und Tat“ e.V., der Hilfsgemeinschaft für Angehörige psychisch kranker Menschen. Von 2003 bis 2018 war sie Vorsitzende des Vereins und sorgte in dieser Zeit für ein „öffentliches Bewusstsein“ der besonderen Situation und Herausforderungen dieser Gruppe.

Petra Pluwatsch-Oehlen arbeitet seit ihrem Renteneintritt vor vier Jahren ehrenamtlich beim NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Zuvor war sie Chefreporterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Parallel dazu hat Petra Pluwatsch-Oehlen drei Jahre lang an dem Buch „Verfolgt und nicht vergessen – Geschichten hinter den Stolpersteinen“ gearbeitet. Der Band ist im Jahr 2023 als Veröffentlichung des NS-Dokumentationszentrums im Metropol Verlag erschienen.

Die langwierigen und aufwendigen Recherchen, unter anderem in den Bundesarchiven in Berlin und Koblenz, erfolgten ohne irgendeine Aufwandsentschädigung. Auch auf ein Autorinnen-Honorar wurde verzichtet. So basiert diese Buch-Veröffentlichung, die kurz nach ihrem Erscheinen eine zweite Auflage erfuhr, zur Gänze auf dem ehrenamtlichen Engagement. Der Band versammelt Kölner Lebensläufe, die den großen Opfergruppen zugeordnet werden können. Allen voran sind es Jüdinnen und Juden, denen deshalb gleich mehrere Kapitel gewidmet sind. Außerdem kommen ausführlich Lebenswege von politisch und religiös Verfolgten, von Menschen mit Einschränkungen, Homosexuellen, Roma und Sinti sowie von Zwangsarbeiter*innen zur Sprache

 

Gruppen

 

Der Kölner Jugendring e.V. ist ein freiwilliger Zusammenschluss von insgesamt 22 Jugendverbänden und -organisationen aus Köln. Er setzt sich dafür ein, dass Köln eine kinder- und jugendfreundliche Stadt wird. Jedes Mitglied, sei es im Vorstand oder in den verschiedenen Gremien, investiert seine Zeit ehrenamtlich, um das Wohl der Jugendlichen zu fördern. 

Als Stimme aller Kölner Kinder und Jugendlichen vertritt der Jugendring eine Vielfalt an Jugendkulturen und setzt sich aktiv für die Mitwirkung junger Menschen in den dem Jugendring angeschlossenen Verbänden, der Politik und der Stadtgesellschaft ein.

Seit nunmehr 70 Jahren fokussiert sich die Arbeit des Jugendrings auf der Förderung der Demokratiebildung und Demokratieerfahrung junger Menschen. Ein herausragendes Beispiel ist das Demokratiefestival „Turn Up in CGN“, das seit 2023 in benachteiligten Stadtteilen veranstaltet wird. Das Festival findet im Rahmen des Projekts „Dein Köln. Deine Demokratie“ des Kölner Jugendrings statt. „Dein Köln. Deine Demokratie“ ist ein Jugendbeteiligungsprojekt, das die demokratische Mitbestimmung und das politische Interesse junger Menschen in Köln unterstützen und ausbauen will. Die Projektlaufzeit ist von März 2023 bis Dezember 2024.

„Zweitzeugen e.V.“ ermutigt und befähigt (junge) Menschen, sich selbst als Zweitzeug*innen aktiv gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen im Heute einzusetzen. Über persönliche Erzählungen von Shoah-Überlebenden macht der Verein Geschichte nachfühlbar und begreifbarer. Damit die Zeitzeug*innen nicht verstummen, erzählen die Engagierten als Zweitzeug*innen von deren Geschichten über das Leben vor, während und nach dem Holocaust.

Ziel ist es, alle Menschen zu Zweitzeug*innen zu machen. Die Idee der Arbeit von „Zweitzeugen e.V.“ entstand 2010 als Studienprojekt, 2014 folgte die Vereinsgründung. Die 101 Ehren- und 21 Hauptamtlichen des Vereins arbeiten dezentral und digital. Die Bildungsarbeit findet vor Ort in den Bildungseinrichtungen statt.

Der Verein engagiert sich bundesweit. Aktuell engagieren sich deutschlandweit rund 100 überwiegend jüngere Menschen in unterschiedlichen Teams ehrenamtlich im Verein gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust und seine Folgen. Diese Menschen sind Stützpfeiler der Bildungsarbeit und Erinnerungskultur. Ein zentraler Ort für dieses Engagement ist dabei auch die Stadt Köln: In elf Kölner Schulen wurden in 32 Workshops bereits 668 Kinder und Jugendliche zu Zweitzeug*innen.

 

Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt – Einzelperson

 

Professor Dr. h.c. Haksun Gülcicek wuchs als Kind türkischstämmiger Arbeitsmigranten in einer Hochhaussiedlung auf, der Demo-Siedlung in Porz-Finkenberg. Schon im Alter von 14 Jahren erwarb Haksun Gülcicek seine Schiedsrichterlizenz. Später wurde Haksun Gülcicek zum Fußballtrainer ausgebildet, um zunächst kleine Kinder und dann große Kinder zu trainieren – und das nun seit mehr als 30 Jahren. Durch sein Engagement, seine Leidenschaft und seine umfangreiche Erfahrung motiviert er junge Menschen zu Spitzenleistungen, nicht nur im Sport, sondern auch in ihrem familiären und beruflichen Leben. 

Seit 2014 ist Professor Dr. h.c. Haksun Gülcicek vereidigter ehrenamtlicher Richter beim Amtsgericht Köln und mittlerweile auch beim Arbeitsgericht Köln. Zudem ist er seit 2020 der zuständige vereidigter Schiedsamtsleiter für den Bezirk Köln-Porz.

Damit ist er der erste Schiedsmann in Köln mit türkischen Wurzeln. Mit diesem Ehrenamt übernimmt er Verantwortung für „seinen“ Stadtteil und leistet damit einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft.

 

Miteinander-Preis – Gruppe

 

Der Verein „Promo Guinée Afrika e.V.“ unterstützt seit seiner Gründung im Jahr 2015 die Bemühungen überwiegend junger Geflüchteter aus Guinea sowie angrenzenden Ländern Westafrikas auf vielfältige Weise, in Deutschland Fuß zu fassen. 

Die vom Verein angebotenen Hilfen bestehen insbesondere in der individuellen Beratung, der Begleitung zu Behörden, Ärzt*innen und Rechtsanwält*innen, der Unterstützung bei der Beschaffung von Dokumenten sowie in der Durchführung zahlreicher Orientierungs- und Informationsseminare zu unterschiedlichen Themen, Sprach- und Computerkursen sowie in der Gestaltung von integrativen Sport- und Freizeitaktivitäten.

„Promo Guinée Afrika“ ist inzwischen in Köln und Umgebung gut vernetzt. Der Verein kooperiert in seiner lokalen Unterstützungsarbeit derzeit beispielsweise mit dem Kölner Flüchtlingsrat oder dem Caritas Therapiezentrum für Folteropfer. 

Seit Anbeginn besteht die Besonderheit der von Promo Guinée Afrika angebotenen Hilfen vor allem darin, dass die Geflüchteten dort in ihren Muttersprachen, zumindest in der in West-Afrika verbreiteten Amtssprache Französisch, angesprochen werden können. Das Unterstützungspotenzial des Vereins erstreckt sich über den regionalen Fokus für Menschen aus westafrikanischen Ländern hinaus. Aufgrund der intimen Kenntnis, gerade der in Deutschland meist kaum bekannten, teilweise jedoch großen kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen Afrikas, kann der Verein, insbesondere durch seinen Vorsitzenden, generell sehr passgenaue Hilfen für afrikanische Migranten*innen anbieten. Er wird deswegen auch gerne von anderen Kölner Hilfeeinrichtungen um differenzierte afrikaspezifische Ratschläge und Einschätzungen angefragt.

 

Schule

 

Die Schüler*innen der Eduard-Mörike-Schule (Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „Soziale und Emotionale Entwicklung“) organisierten selbständig einen Spendenlauf, um den Menschen im Kriegsgebiet der Ukraine zu helfen. Die Schulgemeinschaft sammelte mehr als 2.000 Euro. Dieses Geld wurde dem Verein „City of Hope e.V.“ übergeben, der mit dieser Spende wichtige Medikamente für die Menschen im Kriegsgebiet eingekauft hat. 

Motiviert von diesem Erfolg engagieren sich die Schüler*innen weiterhin. Sie haben Kontakt aufgenommen zur Geflüchteten-Unterkunft in Köln-Eil und fördern die Integration durch gegenseitige Besuche, gemeinsame Spiel- und Bastelnachmittage. In Planung sind weitere Aktionen, wie zum Beispiel Fußball- oder Basketballturniere, ein Flohmarkt oder ein Theaterprojekt.

 

Unternehmen

 

Die GAG Immobilien AG ist Kölns größte Vermieterin mit rund 45.000 Wohnungen, etwa die Hälfte davon ist öffentlich gefördert. Das soziale Engagement der GAG ist seit ihrer Gründung 1913 fest in der Satzung verankert und ist dem Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Sie sieht sich nicht nur dafür verantwortlich, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sondern auch ein sicheres, lebenswertes Wohnumfeld zu gestalten.

Seit 2004 findet einmal jährlich ein Freiwilligentag statt, bei dem GAG-Mitarbeiter*innen ihren Schreibtisch verlassen und einen Tag lang bei einer zuvor ausgewählten sozialen Institution tatkräftig mithelfen. Bislang haben 168 Kolleg*innen mindestens einmal an solch einem Freiwilligentag teilgenommen. Die Einsatzorte waren in der ganzen Stadt verteilt. Beim jüngsten Freiwilligentag unterstützten die Helfer*innen den Bürgerverein Volkhoven-Weiler bei der Verschönerung des Generationenparks im Stadtteil, der vor 20 Jahren, unter anderem auch auf Initiative der GAG, angelegt wurde. 

Darüber hinaus engagieren sich Mitarbeiter*innen zum Beispiel beim bundesweiten Vorlesetag oder als Nachtwache bei der Ferienfreizeit im „HöVi-Land“. (Stadt Köln)

 

Kölner Dom lädt in den Sommerferien sonntagabends zur englischsprachigen Messe ein

13. Juli 2024; ksd

 

Köln (mf/ksd). Innerhalb der NRW-Sommerferien – zwischen dem 14. Juli und dem 18. August – wird sonntags die 17-Uhr-Messe im Kölner Dom in englischer Sprache gefeiert. Innerhalb des Gottesdienstes wird auf ein internationales, weltkirchliches Liedgut zurückgegriffen, die Lesungen und Fürbitten werden in verschiedenen Sprachen vorgetragen. Das Musikalische Abendlob um 18 Uhr entfällt innerhalb der Ferien regulär, die Abendmesse wird wie gewohnt um 19 Uhr gefeiert.

„In den Sommerferien erweitern wir das Gottesdienstangebot am Kölner Dom um eine Facette, die sich besonders an Gäste aus aller Welt richtet“, sagt Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine. „Selbstverständlich steht jede Liturgie am Kölner Dom allen Menschen offen, aber in diesen Gottesdiensten innerhalb der NRW-Sommerferien möchten wir dem internationalen Publikum, das in diesen Wochen unsere Domstadt besucht, in besonderer Weise Rechnung tragen: mit Texten, Liedern und Gebeten in mehreren Sprachen, durch die auch alle jene leicht Zugang und Anschluss finden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.“    

Nach den NRW-Sommerferien gilt ab dem 25. August eine neue Sonntagabend-Messordnung am Kölner Dom. Die bisherige 17-Uhr-Messe entfällt. Das Musikalische Abendlob beginnt um 17.30 Uhr. Die Abendmesse wird auf 18.30 Uhr vorverlegt und beginnt damit ab sofort zur gleichen Zeit wie die Abendmessen an allen anderen Wochentagen.

 

www.koelner-dom.de

 

„God meets Gays: Kirchentalk und Halleluja beim ColognePride“ – Stadtdekanat Köln erstmals aktiv zum CSD 2024

26. Juni 2024; ksd

 

UPDATE (16. Juli 2024): Für den ersten Teil unserer Veranstaltung, die Filmvorführung am Mittwoch, 17. Juli, um 17.30 Uhr sind aktuell alle Plätze vergeben. Wir führen eine Warteliste.

 

Köln. Katholisch und queer – das geht doch nicht!? Dass es sehr gut geht, zeigen viele queere Menschen als haupt- und ehrenamtlich Engagierte in unseren Gemeinden und Einrichtungen jeden Tag. Als katholische Kirche in Köln wollen wir zu einer einladenden, offenen und vielfältigen Kirche beitragen. Deshalb beteiligen wir uns in diesem Jahr erstmals aktiv mit zwei Veranstaltungen am ColognePride:

 

Mittwoch, 17. Juli:


God meets Gays: Film und Talk im DOMFORUM


17.30 Uhr Filmvorführung „Der verlorene Sohn“ (Boy Erased)
Filmdrama von Joel Edgerton mit Nicole Kidman, Russel Crowe und Lucas Hedges in der Titelrolle (2018)

 

Der Film erzählt die autobiographische Geschichte des US-Autors und LGBTQ-Aktivisten Garrard Conley. Als 18-Jähriger wird der schwule Sohn eines Kleinstadtpfarrers und einer Hausfrau von seinen Eltern zur Teilnahme an einem auf „Konversion“ zielenden Programm der fundamental-christlichen Organisation „Love in Action“ überredet. Der Film setzt sich kritisch mit dem als menschenverachtend und gefährlich eingestuften „Therapie-Konzept“ auseinander, das homosexuelle Menschen zu heterosexuellen Mitgliedern der Gesellschaft „umerziehen“ soll. Er begleitet die Filmperson Jared und seine Eltern sowie weitere Protagonist*innen durch eine wechselvolle Entwicklung.

 

Aufgrund der begrenzten Sitzplatzanzahl im Kino des DOMFORUMs ist eine kostenfreie Anmeldung notwendig unter anmeldung@katholisches.koeln (bis 15. Juli, Vergabe nach Eingangsdatum, Sie erhalten eine Anmelde-Bestätigung)

 

20 Uhr Talk

 

Podiumsgäste: Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Ken Reise (alias Julie Voyage), Annelie Bracke, Psychologin und katholische Leiterin der Telefonseelsorge Köln

Moderation: Dragqueen Cassy Carrington

 

Ausgehend vom Film spricht das Podium unter anderem über die psychischen Folgen von „ Konversionstherapien“ und Ausgrenzungserfahrungen und darüber, was Seelsorger*innen und Berater*innen in Gemeinden und Institutionen für eine offene, queersensible Beratung lernen können. Ken Reise berichtet im Rückblick auf seinen eigenen Weg, was es heißt, anders zu sein als die Mehrheit der Gesellschaft und dazu zu stehen. Des Weiteren geht es vor allem um die Frage, wie Kirche und Gesellschaft zu einem respektvollen und selbstverständlichen Umgang mit ihren queeren Mitgliedern finden können, damit alle Teilhabe und Gleichberechtigung erleben.

 

Den Talk und die Gesprächsbeiträge aus dem Publikum moderiert Cassy Carrington. Sie lässt den Abend mit einigen Stücken aus ihrem Programm musikalisch ausklingen.

 

Da im DOMFORUM mehr Sitzplätze zur Verfügung stehen als im Kinosaal, ist es möglich, auch nur den Talk zu besuchen.

 

Freitag, 19. Juli:


God meets Gays: Halleluja! – Kölner Jugendchor St. Stephan und Julie Voyage

 

ca. 20.10 Uhr auf der Bühne am Alter Markt

 

Viel zu hoch zum Mitsingen, verstaubt und lahm – wenn das eure Vorstellung von Musik in der Kirche ist, dann hört mal genau hin! Der Kölner Jugendchor St. Stephan ist einer der größten und erfolgreichsten kirchlichen Jugendchöre Deutschlands und präsentiert neben Kirchenliedern auch Songs von Queen und John Miles, Gospel und kölsche Hits sowie eigene Lieder. Die 50 jugendlichen Sänger*innen laden unter der Leitung von Michael Kokott zum Zuhören, Mitsingen und Mitfeiern ein.

 Julie Voyage ist um keinen Spruch verlegen und schmettert sie euch bei ihren Auftritten im Sekundentakt um die Ohren. Neben ihrer unvergleichlichen, charmanten und witzigen Art ist Julie auch noch eine ausgezeichnete Sängerin. 

 

Hinter Julie Voyage steckt Ken Reise. Und wo machte der seine ersten Bühnenerfahrungen? Genau:  in Köln  – beim Jugendchor St. Stephan!

 

„Gott liebt jeden Menschen vorbehaltlos“

 

Das Motto des ColognePride „FÜR MENSCHENRECHTE – Viele. Gemeinsam. Stark!“ teilen wir als Christinnen und Christen vollumfassend. Denn für uns ist jede und jeder als einzigartiges Wesen vom liebenden Gott geschaffen, geliebt und gesegnet.

 „Jeder Mensch soll mit seiner eigenen Identität leben und das Glück erfahren können, das Gott für uns Menschen will. Davon bin ich fest überzeugt“, sagt Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine. „Darum muss die Kirche offen sein für Menschen jeder sexuellen Orientierung und geschlechtlicher Identität. Gott liebt jeden Menschen vorbehaltlos, weil er selbst die Liebe ist.“

 

Einladung zum Dialog

 

Das Katholische Stadtdekanat Köln lädt mit seiner Veranstaltung zum Dialog ein. „Für uns als Kirche und für mich persönlich als Stadtdechant und Seelsorger ist es wichtig, dass wir einander begegnen und uns der Diskussion stellen“, sagt Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine. „Wir wollen Menschen einladen zu einem Dialog, bei dem man die Position des jeweils anderen besser verstehen lernt – ohne dass erwartet wird, dass der jeweils andere die eigene Position übernimmt. Es geht darum, einander in Respekt zu begegnen, einander zuzuhören und voneinander zu lernen.“

Respekt ist auch ein Wort, das Papst Franziskus benutzt: „Wir alle müssen einander respektieren. Alle!“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt zu Jahresbeginn in einem Interview mit dem italienischen Magazin „Credere“, als er zur Debatte um die Segnung homosexueller und anderer, sogenannter „irregulärer“ Partnerschaften befragt wurde. Im Zuge der vatikanischen Erklärung „Fiducia supplicans – über die pastorale Sinngebung von Segnungen“ des Diaksteriums für die Glaubenslehre hatte Papst Franziskus die Möglichkeit eröffnet, homosexuelle Paare oder Paare, bei denen einer oder beide geschieden sind, informell zu segnen. Dabei ist die Segnung nicht gleichzusetzen mit einer katholischen Trauung.

Papst Franziskus beziehungswweise zu jener Zeit Jorge Mario Bergoglio hatte sich bereits als Erzbischof von Buenos Aires dafür eingesetzt, die Rechte homosexueller Menschen zu stärken. Gleichzeitig hatte er sich bereits damals gegen die sogenannte „Ehe für Alle“ ausgesprochen.

 

Kirche auf dem Weg des Lernens und der Veränderung

 

Im Frühjahr hatte das DOMFORUM die Ausstellung „#OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst“ gezeigt und zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen. An der zentralen Podiumsdiskussion hatte auch Generalvikar Msgr. Guido Assmann teilgenommen und damals gesagt: „Eigentlich sollte doch Kirche immer ein Raum sein, in dem man angstfrei leben kann.“

Stadtdechant Msgr. Robert Kleine hatte seinerzeit zur Eröffnung der Ausstellung in seinem Grußwort gesagt: „Ich hoffe, es ist spürbar, dass wir hier als katholische Kirche seit der jüngsten Vergangenheit auf dem Weg des Lernens und der Veränderung sind.“

 

Hier können Sie das Plakat und unsere Info-Postkarte herunterladen.

 

Cassy Carrington: alleliebencassy.de

 

Ken Reise: julie-voyage.de

 

Kölner Jugendchor St. Stephan: koelner-jugendchor.com

 

Im DOMRADIO.DE hat Stadtdechant Msgr. Robert Kleine im Interview Stellung genommen zu Kritik, die es im Vorfeld an den Veranstaltungen des Katholischen Stadtdekanats Köln zum ColognePride gegeben hat. Sie können es hier nachlesen.

 

katholisch.de, das offizielle Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland. hat dazu diesen Beitrag veröffentlicht, in dem die Katholische Nachrichten-Agentur auch über die möglichen Urheber der Kritik schreibt.

 

Bei Radio Köln betonte Stadtdechant Msgr. Kleine ebenfalls, dass die Kirche auf der Seite aller Menschen steht und die Menschen begleitet.

 

In der WDR-Lokalzeit wurde dieser Bericht ausgestrahlt.

 

„Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“: Lesung mit Sophie von Bechtolsheim

24. Juni 2024; ksd

 

Köln. Am 20. Juli jährt sich das Attentat der Widerständler um Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler zum 80. Mal. Die Historikerin und Stauffenberg-Enkelin Sophie von Bechtolsheim liest am Donnerstag, 27. Juni, im DOMFORUM aus ihrem Buch „Stauffenberg –  Mein Großvater war kein Attentäter“. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Stauffenberg und sein gescheiterter Versuch, gemeinsam mit einem Kreis weiterer Widerstandskämpfer den nationalsozialistischen Wahnsinn zu stoppen, sind zu einem Mythos geworden, das Gedenken ist ritualisiert. Der wirkliche Mensch Stauffenberg in seiner Vielfalt tritt hinter all diesen Zuschreibungen zurück. Sophie von Bechtolsheim erzählt an diesem Abend von den zahlreichen Stauffenberg-Bildern, die ihr im Laufe ihres Lebens begegnet sind – in der Wissenschaft, in den Medien, aber vor allem in der Familie. Sie fragt danach, wie ihr Großvater und die anderen, oftmals vergessenen Protagonisten des 20. Juli heute noch Vorbilder sein können.

 

Ökumenischer Gottesdienst zur Tauferinnerung im Baptisterium: „Ertragt einander in Liebe“ (23. Juni)

21. Juni 2024; ksd

 

Köln. Am Sonntag, 23. Juni, lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln zum diesjährigen Tauferinnerungs-Gottesdienst ins Baptisterium am Kölner Dom ein (Trankgasse/Am Domhof). Beginn ist um 18 Uhr.

Das Leitwort des Gottesdienstes, der in der Regel rund um das Fest des heiligen Johannes des Täufers stattfindet (24. Juni), lautet in diesem Jahr „Ertragt einander in Liebe“. Im Mittelpunkt stehen Fragen wie:

 

Wie gehe ich als Christ*in mit Hass und Hetze um?

Wie verhalte ich mich angesichts von Unfrieden und Polarisierung?

Wie begegne ich Menschen, deren Meinung mir fremd ist?

 

Der Gottesdienst an Köllns ältestem Taufort wird von Christ*innen verschiedener Konfessionen gestaltet. „Als Gemeinschaft von Christ*innen verschiedener Konfession erinnern wir uns in diesem Gottesdienst auch an unsere Taufe. Der Erinnerungssegen mit Wasser kann gerade in diesen Zeiten eine Stärkung sein“, schreibt die ACK.

 

Hier können Sie das Plakat herunterladen.

 

www.oekumene-koeln.de

 

Sommerausstellung im DOMFORUM: 200 Jahre Wiederbegründung der Kölner Dombauhütte

14. Juni 2024; ksd

 

Köln. Vor 200 Jahren wurde die Kölner Dombauhütte wiederbegründet. Aus Anlass dieses Jubiläums ist die gemeinsame Sommerausstellung des DOMFORUMs und der Kölner Dombauhütte im Jahr 2024 dem Thema „200 Jahre Wiederbegründung der Kölner Dombauhütte“ gewidmet. Sie ist vom 14. Juni bis zum 18. August 2024 im Foyer des DOMFORUMs zu sehen. Auf vier Informationsstelen wird über die Vorgeschichte der Dombauhütte, ihre Wiederbegründung, die Anfangsjahre und ihre weitere Geschichte berichtet.

Die Kölner Dombauhütte geht letztlich auf eine Institution zurück, die im Jahr 1248 mit dem Bau des heutigen hochgotischen Domes begann. Auch nach der Einstellung der Bauarbeiten bald nach 1520 existierte zumindest die für die Finanzierung des Dombaus zuständige Domfabrik fort, um die notwendigen Erhaltungsarbeiten zu koordinieren. Die vom Jesuitenpater Hermann Crombach bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts formulierte Idee einer Domvollendung war aufgrund der Zeitumstände zum Scheitern verurteilt. 

 

Wiederentdeckung der Gotik

 

Die Zeit um 1800 brachte nicht nur die Wiederentdeckung der Gotik als Baustil, sondern war zugleich auch eine Zeit größter Gefährdung für den Dom. Zwei Jahre nach der Besetzung der Stadt durch französische Revolutionstruppen 1794 wurde der der Dom für Gottesdienste geschlossen und diente in der Folgezeit als Korn- und Futtermagazin sowie zeitweise als Kriegsgefangenen­lager. Vor allem aber wurden alle Instandhaltungsarbeiten eingestellt, was im Lauf der folgenden Jahrzehnte zu einem massiven Verfall des kolossalen Bauwerks führte.

Ab 1808 war es vor allem der Kölner Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée, der sich den Erhalt und die Vollendung des Kölner Domes zur Lebensaufgabe machte. Durch die Herausgabe eines großen Kupferstichwerkes zum Kölner Dom, vor allem aber durch zahlreiche Kontakte zu den politischen und geistigen Größen seiner Zeit, gelang es ihm in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich für sein Projekt zu werben. Er war es auch, der 1812 als erster die Idee einer Wiedereinrichtung einer festen Dombauhütte in Köln formulierte. Boisserée kann somit als geistiger Vater der heutigen Kölner Dombauhütte gelten.

 

Gründung der Bauhütte

 

Die Gründung der Dombauhütte war ein langwieriger Prozess, der nicht zuletzt durch den preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel vorangetrieben wurde. In seinem Baugutachten von 1816 wies er auf den erschreckenden Zustand insbesondere der Dächer und des Chorstrebe­werks hin und empfahl ebenfalls die Einrichtung einer festen Bauhütte. Erst sechs Jahre später, im Dezember 1822, wurde der Bauinspektor Friedrich Adolf Ahlert, der bereits drei Jahre zuvor mit einem Gutachten und Kostenvoranschlag für notwendige Erhaltungsmaßnahmen am Dom beauftragt worden war, von allen anderen Aufgaben entpflichtet und gänzlich mit der Vorbereitung der Restaurierungsarbeiten am Dom betraut. Damit war ein erster Schritt zur Gründung einer Bauhütte vollzogen.

Die Einrichtung der Bauhütte selbst war ein schleichender Prozess. Erste Restaurierungsarbeiten begannen noch im Winter 1822/23. Diese wurden zunächst von selbstständigen Unternehmen durchgeführt. Auch wenn sich formal daran auch in den kommenden Jahren nichts änderte, bildete sich dennoch bald ein fester Stamm an Mitarbeitern heraus, die ausschließlich für den Dombau tätig waren. Im Sommer 1824 verdichtete sich dieser Prozess. So datiert der früheste Eintrag in der Stammrolle der Steinmetzen, in der im 19. und frühen 20. Jahrhundert alle am Dombau beschäftigten Steinmetzen registriert wurden, vom 15. Juni 1824. Er stammte vom Kölner Steinmetzen Peter Sturm. Am 2. August 1824 wurde auf der Westseite des Domes eine feste Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte eingerichtet, womit die Dombauhütte auch baulich ins Leben gerufen war. 

 

Film über die Dombauhütte wird an zwei Tagen gezeigt

 

Dompropst Msgr. Guido Assmann gratuliert der Dombauhütte und ihrer Belegschaft zum Jubiläum: „ Die Kölner Dombauhütte hat in mittelalterlichen Zeiten nicht nur das gewaltige Fundament des Kölner Domes errichtet – sie selbst bildet als Institution das zentrale hand­werkliche Fundament, auf dem unsere Kathedrale ruht. Visionäre wie Meister Gerhard, Sulpiz Boisserée und Ernst Friedrich Zwirner haben den Dombau vorangetrieben, Könner aus zahlreichen Gewerken haben den Dom meisterhaft und zur Ehre Gottes ausgeführt – und ihm jene Strahlkraft verliehen, die ihn als Gotteshaus und Weltkulturerbe einzigartig macht. Die Wiederbegründung der Dombauhütte war ein Meilenstein in der Dom­geschichte – und so gratuliere ich stellvertretend für die Generationen von Bauleuten, die am Dom geplant, gemeißelt und restauriert haben, dem aktuellen Dombaumeister Peter Füssenich und seinem Team zum 200. Geburtstag.“

Zur Ausstellung ist eine Broschüre mit allen Texten und Bildern entstanden. Sie ist im DOMFORUM gegen eine Schutzgebühr von 3 Euro erhältlich. Aus Anlass der Ausstellung wird am Dienstag, 30. Juli, und am Dienstag, 5. August, jeweils um 17 Uhr im Kino des DOMFORUMs der im vergangenen Jahr vorgestellte Film von Marcus Laufenberg zur Kölner Dombauhütte gezeigt.

 

www.koelner-dombauhuette.de

 

www.domforum.de

 

www.koelner-dom.de

 

Hier lesen Sie einen ausführlichen Beitrag der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln über die Geschichte und das Jubiläum der Kölner Dombauhütte.

 

Für eine gerechtere Welt: 25 Jahre „Kölner Kette“ zur Entschuldung des globalen Südens – Stadtdechant Kleine feierte Friedensandacht im Dom

10. Juni 2024; ksd

 

UPDATE:

 

„Wir sind uns selbst die Nächsten“

25 Jahre „Kölner Kette“: Was ist geblieben von der Entschuldungs-Kampagne?

 

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass rund 35.000 Menschen eine Menschenkette um den Kölner Dom und die Innenstadt bildeten. Angeführt von den irischen Eine-Welt-Aktivisten und Rockstars BONO und Bob Geldof setzten sie sich für eine Entschuldung der armen Länder des Globalen Südens ein. Rund 17 Millionen Unterschriften übergab BONO gemeinsam mit Kampagnen-Gründerin Ann Pettifor aus Großbritannien, Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga aus Honduras sowie vielen Unterstützerinnen und Unterstützern an den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er war Gastgeber des in der Domstadt tagenden G8-Gipfels, an den sich die Forderungen für einen fairen, vollkommenen Schuldenerlass richteten. Zudem setzte sich das internationale Bündnis für gerechte und geordnete Staaten-Insolvenzverfahren ein – eine Forderung, die jetzt in Köln erneuert wurde.

Am Ende zählte die Kampagne im Jahr 1999 mehr als 21 Millionen Unterzeichnende aus vielen Ländern der Erde. Was ist 25 Jahre nach der „Kölner Kette“ von der Aufbruchstimmung dieser Zeit geblieben? Dieser Frage ging ein Aktionstag der Erlassjahr.de-Kampagne nach, der Mitte Juni am und im DOMFORUM stattfand. Mit dabei: die damalige Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Zum Auftakt hatte Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine das Friedensgebet am Mittag im Kölner Dom ganz im Zeichen der Erinnerung an die Erlassjahr-Kampagne gefeiert.

„Praktisch gar nichts“ sei passiert, nachdem damals fast 40 Ländern Schulden in einer Gesamthöhe von rund 70 Milliarden US-Dollar erlassen worden waren, kritisierte Kristina Rehbein, Geschäftsführerin und Politische Koordinatorin von Erlassjahr.de, auf dem Podium im DOMFORUM. Der Internationale Währungsfonds habe damals geglaubt, dass mit der Initiative „Schuldenkrisen ein für alle Mal Geschichte“ seien. „Und so ist das Schuldenthema eine sehr lange Zeit behandelt worden“, sagte Rehbein.


„Das verzwergt uns“


Die Welt sei heute in einer ähnlichen Situation wie in der Schuldenkrise der 1980er- und 1990er-Jahre. Und nicht nur das: „Wir haben ein deutlich größeres Problem, weil nicht nur ein bestimmter Kontinent oder eine bestimmte Einkommensgruppe betroffen ist“, so Rehbein. Der jüngste Schuldenreport von Erlassjahr.de und Misereor verzeichnet 132 „mindestens leicht kritisch“ verschuldete Länder. Mehr als die Hälfte der 152 untersuchten Länder befinde sich bereits in einer kritischen oder sehr kritischen Verschuldungssituation.

„Es ist heute noch dringlicher zu handeln als damals“, machte Wieczorek-Zeul deutlich. In den betroffenen Ländern könne nichts für die Zukunft investiert werden, nichts in Bildung oder Gesundheit. „Wir können die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und die Klimaziele nur erreichen, wenn man die Schulden entsprechend erlässt“, betonte die frühere Bundesentwicklungsministerin.

Aus ihrer Sicht wäre dies die dringlichste Aufgabe einer weitsichtigen Politik. Stattdessen sei Politik vielerorts „in nationales, wenn nicht nationalistisches Denken“ zurückgefallen. „Wir sind uns selbst die Nächsten“, kritisierte Wieczorek-Zeul. „Das ist gefährlich und falsch, und dem müssen wir entgegentreten.“ Die Argumentation des deutschen Finanzministers Christian Lindner (FDP), man müsse sich um die eigenen Sorgen kümmern, „verzwergt uns“, so die Politikerin.

 

Strukturelle Veränderungen notwendig

 

Damals seien die sogenannten Strukturanpassungsprogramme überwunden worden, erinnerte Wieczorek-Zeul – „nicht ausreichend, aber immerhin“. Und weiter: „Das waren Programme, die den Armen noch mehr Sparen auferlegt haben. Das wäre einfach katastrophal gewesen.“ Dies sei durchbrochen worden und es sei zudem wichtig, dass es damals weltweit ähnliche Kampagnen gab. „Als Entwicklungsministerin habe ich Länder besucht, Familien, die gezeigt haben, wie sie das vor Ort umgesetzt haben, wie viele Kinder in die Schule gehen konnten. Und diese Entschuldung oder den Ausgleich in Gesundheit und Bildung zu investieren – gegen HIV/Aids zum Beispiel – das war wichtig“ , so die frühere Bundesministerin.

Der langjährige Koordinator des deutschen Kampagnenzweiges, Jürgen Kaiser, machte deutlich, dass es der Erlassjahr-Kampagne von Anfang an auch um strukturelle Veränderungen ging. Die Kernfrage: „ Jemand, dem man die Schulden erlässt – was macht der am nächsten Tag? Nimmt der wieder neue Kredite auf? Oder was passiert dann?“ Mit Blick auf diese Fragen habe daher schon seit der Gründung des deutschen Bündnisses 1997 in Wuppertal die Forderung nach einer anderen Beziehung zwischen Schuldnern und Gläubigern im Mittelpunkt gestanden, so Kaiser. Schon damals setzte sich die Kampagne für Staaten-Insolvenzverfahren ein. Das Ziel damals: „Dass verschuldete Länder nicht mehr im Pariser Club, einem informellen Forum der wichtigsten Gläubigerländer, antanzen müssen und dann gut oder schlecht behandelt werden, sondern dass – wie es sich eigentlich für einen Rechtsstaat gehört – eine unabhängige Instanz auf einer unabhängigen Grundlage darüber entscheidet, ob Schuldenerlasse ausgesprochen werden müssen oder nicht.“


Schiffe voller Jugendliche kamen nach Köln


Auch Sigrid Stapel, Referentin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit und Kampagnen bei Kolping International, war Gast auf dem Podium. Sie arbeitete damals beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend und erinnerte sich daran, wie viele Jugendverbände aus der katholischen und aus der evangelischen Kirche sich an der Erlassjahr-Kampagne 1999 beteiligten. Sogar Schiffe voller engagierter Jugendlicher seien damals von Koblenz nach Köln gefahren. „Das alles war wirklich gelungen, und das ist auch der Grund, warum wir als Kolping International uns weiterhin in der Erlassjahr-Kampagne einbringen“, so Stapel. „Entwicklungszusammenarbeit ist wirklich sehr wichtig. Aber wenn sich an bestimmten Strukturen nichts ändert, dann ist das nur eine kleine Hilfe, aber nicht nachhaltig.“

„Die Wurzeln der Schuldenkrise liegen in den ungerechten Strukturen der internationalen Finanzarchitektur, in denen Gläubigerinteressen dominieren und Schuldnerstaaten kaum Mitspracherecht haben“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung zu „25 Jahre Kölner Kette“. „ Deshalb fordert die Entschuldungsbewegung die Schaffung eines Staaten-Insolvenzverfahrens. Damit würde überschuldeten Staaten endlich das Recht zugestanden, unter fairen und transparenten Bedingungen über ihre Schulden zu verhandeln.“

 

4. Internationale Entwicklungsfinanzierungskonferenz in Spanien

 

Es sei wahrnehmbar, dass Schuldnerländer sich heute stärker einbringen als früher, so Kristina Rehbein. Sie machen eigene, konkrete Vorschläge und setzen sich für Strukturveränderungen ein, die Konflikte und Probleme zwischen Schuldnern und Gläubigern lösen können.

Im kommenden Jahr findet vom 30. Juni bis 3. Juli die vierte internationale Entwicklungsfinanzierungskonferenz in Spanien statt. „Viele Schuldnerländer fordern, dass wir die früheren wie auch die bestehenden Schuldenprozesse evaluieren“, so die Geschäftsführerin der Erlassjahr-Kampagne. Vieles funktioniere nicht und dies müsse anerkannt werden. Es gelte, „an solchen Stellen anzusetzen und vor allem auch rechtsstaatlich zu schauen, was sich ändern muss“, betonte Rehbein.

 

„Füreinander Schwestern und Brüder sein“

 

Zu Beginn des Aktionstages hatte Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine das Friedensgebet um 12 Uhr mittags im Kölner Dom im Zeichen der Erlassjahr-Kampagne gefeiert. Papst Franziskus rufe unermüdlich dazu auf, „gerade die Armen im Blick zu halten“ den Ländern Afrikas, Lateinamerikas sowie den Ländern im Nahen und Fernen Osten eine Chance zu geben, erinnerte Kleine zu Beginn. Jeder Fünfte lebe aktuell in einem Land, das in eine Schuldenkrise zu geraten drohe. Rund 70 Millionen Menschen weltweit seien von extremer Armut betroffen. Weitere 16 Millionen könnten hinzu kommen, wenn 13 der gefährdetsten afrikanischen Staaten auch eine akute Schuldenkrise drohe. 21 von 36 Ländern, die auf dieser Schwelle stehen und kippen, befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent, erläuterte der Stadt- und Domdechant.

Es sei „ein wunderschönes Bild für die Gemeinschaft, die wir als Christinnen und Christen haben und wo es heißt einzustehen für die Welt, wenn wir auf die Heiligen Drei Könige schauen“, so Kleine vor dem Altar der Stadtpatrone von Stefan Lochner im Kölner Dom. Die drei Sterndeuter symbolisieren nicht nur die drei Lebensalter, sondern auch die damals bekannten Erdteile. „Alle Menschen sind eingeladen, Gott zu suchen und zu finden – und so finde ich ihn vor allem im Nächsten“, betonte der Stadtdechant. Alle seien aufgerufen, füreinander Schwestern und Brüder sein. Jede und jeder sei aufgefordert, sich zu fragen: „Was können wir tun für ein gutes, gerechtes Miteinander“, jenseits der Politik, jenseits von G7-, G8- und anderen Gipfeln. „Was können wir tun, dass es in unserer Welt, da, wo wir leben, wohnen und arbeiten, gerechter zugeht?“ Nur wenn allen Menschen ein gutes Leben ermöglicht werde, „hat die Welt eine Zukunft“, sagte Kleine.

 

„Die Armen haben noch viel zu lehren“

 

Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, das Bekämpfen von Armut – davon hat auch Papst Franziskus gerade im Hinblick auf internationale Vereinbarungen gesprochen, so der Stadtdechant. Der Papst fordere Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern, denn wirtschaftliche, finanzielle und soziale Auswirkungen auf Frieden, auf das Miteinander der Völker können korrigiert werden, wenn wirtschaftliche, finanzielle und soziale Herausforderungen in Ländern des globalen Südens gemindert werden.

Papst Franziskus habe sich konkret für einen Schuldenerlass oder wenigstens eine Schuldenreduktion eingesetzt, die armen Ländern im Heiligen Jahr 2025 zugutekommen sollen. In seiner Botschaft für den nächsten „Welttag der Armen“ im November habe der Papst gefordert, dass Christinnen und Christen „nicht zurückweichen“ dürften vor der „schlechten, mit Waffen gemachten Politik“, die so viele „neue Arme“ verursache und „unschuldige Opfer“ fordere. „Natürlich leben wir Christen aus Gebet und Nächstenliebe, aber es muss eben auch konkrete Taten geben.“

Kleine zitierte aus Franziskus' Schreiben: „Die Armen haben noch viel zu lehren, denn in einer Kultur, die den Reichtum an die erste Stelle gesetzt hat und die Würde der Menschen oft auf dem Altar der materiellen Güter opfert, rudern sie gegen den Strom und weisen darauf hin, dass das Wesentliche im Leben etwas ganz anderes ist. Wir sind aufgerufen, in allen Lebenslagen Freunde der Armen zu sein und in die Fußstapfen Jesu zu treten, der der Erste war, der sich mit den Letzten solidarisierte.“

Es gehe darum, dass Menschen ihr Leben selbstständig gestalten können, sagte Kleine. Auch in der Stadt Köln wollen die Kirchen mit ihren sozialen Diensten, Caritas und Diakonie, sowie mit ihren Seelsorgerinnen und Seelsorgern an der Seite der Menschen stehen. „Unser aller Ziel als Christinnen und Christen muss es sein, sich einzusetzen für eine gerechtere, eine gerechte Welt“, so Stadtchant Msgr. Robert Kleine.

 

Autorin: Hildegard Mathies

 

Infos zur aktuellen Kampagne von erlassjahr.de „Mit Schulden fair verfahren“ gibt es hier.

 

www.erlassjahr.de

 

Einen Beitrag von DOMRADIO.DE können Sie hier abrufen.

  

Köln (ksd). Rund 35.000 Menschen aus vielen Ländern bildeten am 19. Juni 1999 eine Menschenkette rund um den Kölner Dom und die Innenstadt. Am Rande des damals in der Domstadt tagenden G8-Gipfels übergab Eine-Welt-Aktivist und Rockstar BONO von U2 gemeinsam mit Kampagnen-Gründerin Ann Pettifor und vielen Unterstützer*innen rund 21 Millionen Unterschriften an den damaligen Bundeskanzler und Gipfelgastgeber Gerhard Schröder. Ihre Forderung: die bedingungslose Entschuldung der armen Länder des Südens und die Einführung nachhaltiger und fairer Verfahren zur Lösung von Schuldenkrisen. An dieses Ereignis erinnert am Dienstag, 18. Juni, ein Aktionstag des deutschen Kampagnenzweiges erlassjahr.de, bei dem ab 17.30 Uhr eine neue Menschenkette um den Dom gebildet wird. Zum Auftakt feiert Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine das traditionelle Friedensgebet um 12 Uhr im Kölner Dom im Zeichen der Entschuldungskampagne. DOMRADIO.DE überträgt live.

„Wenn wir heute auf die Weltlage schauen, dann scheint von den damals erreichten, letztlich auch nur zaghaften Fortschritten und der Hoffnung auf globale Lösungen nicht mehr viel übrig zu sein“, sagt Stadtdechant Kleine. Jeder Fünfte lebt gegenwärtig in einem Land, das in eine akute Schuldenkrise zu geraten droht – oder bereits mittendrin steckt. Rund 70 Millionen Menschen weltweit sind von extremer Armut betroffen. Weitere 16 Millionen könnten hinzu kommen, wenn 13 der gefährdetsten afrikanischen Staaten in nächster Zukunft in eine akute Schuldenkrise geraten. 21 von 36 Ländern, die auf dieser Schwelle stehen, befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent.

 

Papst Franziskus fordert multinationale Lösung der Schuldenkrise im globalen Süden

 

Die Corona-Pandemie, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und viele andere Krisen haben in vielen Ländern positive Entwicklungen gestoppt. In anderen Ländern wurden Abwärtsspiralen und Negativtrends beschleunigt. „Als Christen und Christinnen ist es unsere feste Überzeugung, dass die Menschheit in Gerechtigkeit und Gleichberechtigung friedlich miteinander leben sollte. Nur wenn allen Menschen ein gutes Leben ermöglicht wird, hat die Welt eine Zukunft“, so Kleine. Dazu bedürfe es konkreter Schritte und internationaler Vereinbarungen, wie sie auch Papst Franziskus jüngst erneut gefordert habe.

Franziskus, der am heutigen Freitag (14. Juni) als erster Papst der Geschichte auf einem Gipfel der G7-Staaten spricht, hatte Anfang Juni bei der Begegnung mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung  „Schuldenkrise im globalen Süden“ im Vatikan unter anderem einen „multinationalen Mechanismus“ gefordert, der auf Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern beruhe und der die globale Bedeutung des Problems sowie seine wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Auswirkungen berücksichtige. Konkret setzt er sich für einen Schuldenerlass oder mindestens eine Schuldenreduktion für arme Länder im Heiligen Jahr 2025 ein.

 

„In allen Lebenslagen Freunde der Armen sein“

 

Das katholische Kirchenoberhaupt bekräftigte einen Tag vor seiner Rede beim G7-Gipfel in seiner Botschaft für den nächsten „Welttag der Armen“ im November, dass Christinnen und Christen „nicht zurückweichen“ dürften vor der „schlechten, mit Waffen gemachten Politik“, die so viele „neue Arme“ verursache und „unschuldige Opfer“ fordere. Gebet und Nächstenliebe müssten sich in konkreten Taten äußern, so der Papst. „Die Armen haben noch viel zu lehren, denn in einer Kultur, die den Reichtum an die erste Stelle gesetzt hat und die Würde der Menschen oft auf dem Altar der materiellen Güter opfert, rudern sie gegen den Strom und weisen darauf hin, dass das Wesentliche im Leben etwas ganz anderes ist“, betonte Franziskus. „Wir sind aufgerufen, in allen Lebenslagen Freunde der Armen zu sein und in die Fußstapfen Jesu zu treten, der der Erste war, der sich mit den Letzten solidarisierte.“

 

„Politik, Wirtschaft und Religionsgemeinschaften gefordert“

 

Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, der auch Vorsitzender des Caritasrates in der Domstadt ist, verweist auf die globalen Zusammenhänge: „Alles hängt mit allem zusammen. Die globalen Krisen haben auch Auswirkungen auf die Menschen in unserer Stadt. Auch in Köln sind nach den jüngsten Erhebungen der Stadt rund ein Viertel aller Haushalte von Armut bedroht, zu viele sind bereits konkret betroffen. Es ist an uns allen, uns mit allen Mitteln und Technologien dafür einzusetzen, dass jede Form extremer Armut und ihre Folgen überwunden werden. Und dafür, dass Menschen mit einem guten Ein- und Auskommen leben und ihr Leben selbstständig gestalten können. Die Entscheider und Entscheiderinnen in Politik und Wirtschaft sind dabei besonders gefordert – und wir in den Kirchen und Religionsgemeinschaften mit ihnen. Mit unseren sozialen Diensten von Caritas und Diakonie sowie als Seelsorgerinnen und Seelsorger stehen wir an der Seite der Menschen. Unser aller Ziel muss eine gerechtere, eine gerechte Welt sein.“

 

Autorin: Hildegard Mathies

 

Zum 25. Jahrestag der „Kölner Kette“ haben die Veranstalter des Aktionstages

  

Aktionstag „25 Jahre Kölner Kette – 25 Jahre Einsatz für faire Entschuldung“ am 18. Juni

 

Im Juni 1999 bildeten rund 35.000 Menschen aus Anlass des G8-Gipfels eine Menschenkette rund um die Kölner Innenstadt. Die Erlassjahr-Kampagne forderte die Streichung der Schulden der Länder im Globalen Süden. Mit dabei: prominente Aktivisten wie die beiden Rockstars und späteren Gründer der Organisationen DATA (Debt, Aids, Trade, Africa) und ONE, Bob Geldof und U2-Sänger BONO. 25 Jahre später wird es im Rahmen eines Aktionstages am Dienstag, 18. Juni, erneut eine „Kölner Kette“ geben. Zum Auftakt des Aktionstages feiert Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine um 12 Uhr im Kölner Dom die Friedensandacht im Zeichen der Erlass- beziehungsweise Entschuldungskampagne.

Dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder wurden als Gastgeber rund 20 Millionen Unterschriften übergeben, mit denen sich Menschen für den Schuldenerlass einsetzten. Die damalige Kampagne beschreibt erlassjahr.de in einer Pressemitteilung zum Aktionstag 2024 als „Erfolg“, ergänzt aber: „Doch der damalige Schuldenerlass ging nicht mit nachhaltigen Reformen einher. Heute ist der Einsatz für faire Entschuldung angesichts der weltweiten Schuldenkrise dringender denn je.“ (ksd/elj)

 

Stellungnahme fordert Bundesregierung auf, sich für ein Staateninsolvenzverfahren einzusetzen

 

Mit einem gemeinsamen Statement setzen sich erlassjahr.de und die Kooperationspartner des Aktionstages dafür ein, dass die Bundesregierung für ein Staateninsolvenzverfahren eintritt. Im Wortlaut:

 

Im Juni 1999 bildeten 35.000 Menschen eine Menschenkette rund um die Kölner Innenstadt Sie forderten Schuldenstreichungen für die am höchsten verschuldeten Länder der Welt. Mit Erfolg: Beim G8-Gipfel, der zeitgleich in Köln tagte, wurde eine weitreichende Entschuldung beschlossen.

Heute, 25 Jahre nach der „Kölner Kette“, ist der Einsatz für faire Entschuldung wieder gefragt. Denn mehr als die Hälfte der Staaten im Globalen Süden ist kritisch oder sehr kritisch verschuldet. 2024 müssen sie so viel Schuldendienst wie noch nie an ihre Gläubiger im Ausland zahlen: Insgesamt mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Tag. Dieses Geld fehlt für Investitionen in Gesundheit, Bildung und Armutsbekämpfung oder für Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels. Ohne umfassende Schuldenstreichungen können die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung nicht erreicht werden.

Faktoren wie die Corona-Pandemie oder die Klimakatastrophe haben die Schuldenkrise in den letzten Jahren verschärft. Doch die Wurzeln der Schuldenkrise liegen in den ungerechten Strukturen der internationalen Finanzarchitektur, in denen Gläubigerinteressen dominieren und Schuldnerstaaten kaum Mitspracherecht haben. Deshalb fordert die Entschuldungsbewegung die Schaffung eines Staateninsolvenzverfahrens. Damit würde überschuldeten Staaten endlich das Recht zugestanden, unter fairen und transparenten Bedingungen über ihre Schulden zu verhandeln.

Auch die Bundesregierung hat das Problem erkannt und sich in ihrem Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, sich für ein solches Verfahren einzusetzen. Passiert ist jedoch viel zu wenig. Mit unserem Aktionstag fordern wir deshalb von der Bundesregierung: Gehen Sie konkrete Schritte zur Umsetzung dieses Versprechens noch in dieser Legislaturperiode! Machen Sie faire Entschuldung möglich!

Tausende Menschen bundesweit haben diese Forderung bereits per Aktionspostkarte unterzeichnet. Wir laden alle ein, sich anzuschließen und sich gemeinsam mit uns für faire Entschuldung einzusetzen – in Köln und darüber hinaus!

 

Unterzeichnet von

erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V. mit seinen mehr als 500 Mitträgerorganisationen bundesweit

 

und den Kölner Partner*innen der Aktion:

 

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Köln

DOMFORUM

Friedensbildungswerk e. V.

Katholisches Bildungswerk Köln

KOLPING INTERNATIONAL

Kolpingwerk Deutschland

Kolpingwerk Diözesanverband Köln

philippinenbüro e.V. im Asienhaus

 

Aktionstag-Programm

 

Das Friedensgebet mit Stadtdechant Msgr. Robert Kleine findet am Dienstag, 18. Juni, um 12 Uhr im Kölner Dom statt.

 

Ab 16.30 Uhr gibt es auf dem Kardinal-Höffner-Platz vorm DOMFORUM eine Kundgebung mit Bühnenprogramm. Eine Menschenkette vor dem Kölner Dom ist ab 17.30 Uhr geplant. Um 18 Uhr wird zu „ Gesprächen und Getränken“ ins DOMFORUM eingeladen,

  

Podium im DOMFORUM mit der früheren Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

 

Ab 19 Uhr findet im DOMFORUM die Abendveranstaltung „Engagement verbindet: 25 Jahre Kölner Kette, 25 Jahre Einsatz für faire Entschuldung“ statt. Daran nehmen unter anderem die frühere Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul sowie der langjährige Koordinator des Bündnisses erlassjahr.de, Jürgen Kaiser, und Engaggierte teil.

 

Hintergrund

 

Mit dem Aktionstag am Dienstag, 18. Juni, wird an die „Kölner Kette“ als Meilenstein der globalen Entschuldungsbewegung erinnert. Die Initiatoren erneuern die Forderung nach fairer Entschuldung an die Bundesregierung. Der Aktionstag ist Teil der Kampagne „Mit Schulden fair verfahren!“, mit der erlassjahr.de die Bundesregierung auffordert, ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und die Schaffung eines Staateninsolvenzverfahrens zu unterstützen. Der Aktionstag findet in Kooperation mit dem DOMFORUM und dem Katholischen Bildungswerk statt und wird unterstützt von weiteren Kölner Organisationen.

 

www.erlassjahr.de

 

Hier lesen Sie ein Interview mit Rainer Tüschenbönner, Leiter des DOMFORUMs und des Katholischen Bildungswerks Köln, mit DOMRADIO.DE

 

„You‘ll never walk alone – Gott geht mit“: Ökumenischer Gottesdienst zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft im Kölner Dom

7. Juni 2024; ksd

 

UPDATE (15. Juni 2024):

 

Um Punkt zwölf ertönte der Anpfiff im Kölner Dom. Für die Besucherinnen und Besucher in den gut gefüllten Kirchenbänken und in den Seitenschiffen der Kathedrale war dies das Signal, dass hier kein gewöhnliches Mittagsgebet begann. Zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft und aus Anlass der ersten Partie am Spielort Köln feierten Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Pastorin Gesche Tuchtfeld-Haug mit zahlreichen Fußballfans verschiedener Länder einen ökumenischen Gottesdienst. Die Pastorin der Freien evangelischen Gemeinde Köln-Lindenthal las dabei eine für den Anlass passend abgewandelte Fassung aus dem Markusevangelium (Mk 1,16-20): „Jesus wählt sein Team“.

In seiner Predigt verglich dann auch Stadtdechant Kleine die Berufung der zwölf Apostel mit einer Mannschaftsaufstellung. „Jesus ist nicht als Solist unterwegs“, so Kleine. Da gibt es Petrus, den „Kapitän“, es gibt Stürmer, Verteidiger, Hitzköpfe und die, die eher still im Hintergrund sind, aber „einfach ihr Ding“ machen, „wenn es nötig ist“. Mit der Berufung der Zwölf wollte Jesus zeigen: „Bei einem gemeinsamen Ziel ist es möglich, dass verschiedene Menschen gut zusammenarbeiten können. Ein gemeinsames Ziel schafft Verbindungen.“

Wer Großes erreichen wolle, brauche Freunde, Kolleginnen und Mitstreiter, sagte Kleine. Wer es dagegen allein versuche und dabei die Ellenbogen ausfahre, habe vielleicht kurzfristig Erfolg. Er stoße aber dann oft an seine Grenzen, wenn „einer kommt, der besser ist oder kräftiger“.

 

Sport und Fußball verbinden Alt und Jung – über Kulturgrenzen und Sprachbarrieren hinaus

 

Der christliche Glaube sei wie der Mannschaftssport Fußball, erinnerte der Stadt- und Domdechant. „Ein gutes Miteinander ist trotz aller Unterschiede möglich, wenn es eine gemeinsame Mitte und ein gemeinsames Ziel gibt. Wenn sich Menschen mit Stärken und Schwächen, Talenten und Defiziten ergänzen und ein Team bilden. Wenn keiner alleine groß rauskommen will als Einzelkämpfer, der nicht abspielen kann, sondern so gut wie möglich die Gemeinschaft, die Mannschaft, die gemeinsam das Ziel erreichen will, unterstützt.“

Ein Fußballspiel sei ein Fest der Gefühle und auch so manch eingefleischter „Fußballmuffel“ werde sich der EURO 2024 nicht ganz entziehen können, vermutet Kleine. Sport im Allgemeinen und speziell Fußball könnten einen wertvollen Beitrag zu einem zufriedenen und sinnerfüllten Leben leisten. „Das Spiel unterbricht die Zeit, lässt uns Stress und soziale Schranken vergessen. Sport und Fußball verbinden – Alt und Jung, über Kulturgrenzen und Sprachbarrieren hinaus.“

Die Fußball-EM habe das Potenzial, ein Fest der Begegnung von Fußballern, Fans, Zuschauerinnen und Zuschauern, Nationen und Kulturen zu sein, so der Stadtdechant: „Eine Feier der europaweiten Gemeinschaft. Eine Gelegenheit, ein intensives Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.“

 

Von Jesus und seiner Mannschaft inspirieren lassen

 

Die Europameisterschaft könne aber auch Konkurrenz, Respektlosigkeit und Gewalt fördern: „ Solange wir nur die Gemeinschaft zu den Gleichgesinnten suchen und die anderen nur als Gegner sehen, die wir auf dem Spielfeld besiegen wollen, sind die Fußballspiele bitterer Ernst“, warnte Kleine. „Wenn wir uns aber von Jesus und seiner Mannschaft inspirieren lassen, können wir die EM als Fest des Sports, der Länder und der Menschlichkeit feiern. Dann werden wir auch die friedvolle und freundschaftliche Begegnung mit den Menschen, die andere Teams anfeuern, suchen. Das Wichtigste ist dann nicht das Anfeuern desselben Teams, sondern das interessante und bereichernde Zusammensein mit Menschen, die anders denken und fühlen als wir.“

Und weiter: „Mit dieser Einstellung beweisen wir Gottes Liebe und Macht, die solidarische Gemeinschaft schafft, und dann verwirklichen wir, was Psalm 133,1 beschreibt: ,Wie schön ist es, wenn Brüder und Schwestern, und mit Blick auf diese Tage: wie schön ist es, wenn Fußball-Fans in Frieden zusammenleben‘ “, so Stadtdechant Kleine. 

 

Gebet und Bitten um Frieden, Fairness und ein gutes Miteianander auf und neben dem Platz

 

Genau darum ging es in dem ökumenischen Gottesdienst, den Menschen aus verschiedenen EM-Teilnehmerländern mitfeierten, darunter aus der Schweiz und Ungarn, die am Samstagnachmittag das erste Spiel in Köln austrugen, aus Polen, der Türkei, aus Spanien, Italien, Kroatien und vielen Ländern mehr.

Traditionell wird das Mittagsgebet im Kölner Dom seit zwei Jahren als Friedensandacht gefeiert. Und so war das Anliegen des ökumenischen Gottesdienstes auch, für einen friedlichen und fairen Verlauf der Europameisterschaft zu beten – auf und neben dem Platz, unter den Teams, den Fans, den Schiedsrichtern, Medienschaffenden und allen Verantwortlichen.

Im Anschluss an die Predigt spielte Organist Wolf-Rüdiger Spieler, der unter anderem Programm- und Organisationsleiter an der evangelischen Trinitatiskirche ist, eine Variation der wohl berühmtesten Fußball-Hymne „You’ll never walk alone“.

 

Niederlagen gemeinsam tragen und dann gemeinsam wieder aufstehen

 

Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger griff dies in seiner Ansprache auf: „Du gehst nicht alleine! Das ist eine Ansage an uns alle, an jeden von uns: Du bist nicht allein auf deinem Lebensweg. Andere gehen mit und Gott geht mit.“

Das Lied, das nicht nur beim FC Liverpool, wo es seinen Ursprung hat, sondern weltweit als Hymne gesungen wird, fasziniere die Menschen, „weil es jeder mitsingen kann, zumindest den Refrain“, so Seiger. „Es löst Gefühle aus. Es spricht uns zu: Du bist nicht allein. Die Gemeinschaft trägt. Wir können uns gegenseitig Mut machen.“ Und wenn wir Menschen Niederlagen erleiden – was auch immer wieder so sein werde – „dann können wir diese Niederlagen gemeinsam tragen, um dann wieder gemeinsam aufzustehen“. Und so kann man erfolgreich sein, betonte der Stadtsuperintendent.

Der Sport könne helfen, Fairness zu lernen, er schaffe Begegnung, Freude und Glücksgefühle. „Er ist ein wunderbares Mittel gegen Einsamkeit. Jeder gehört dazu“, sagte Seiger. In den Hymnen der Teams und Fans werde von Treue gesungen, „auch in schweren Zeiten, und tut es noch so weh, stehen wir zu unserem Verein oder jeder zu seiner Nationalmannschaft“, so der Stadtsuperintenden weiter. „ Freuen wir uns heute auf diese Treue der Fans zu all den Mannschaften, die wir sehen werden. Ich bin sicher, Gott freut sich mit, wenn wir einander die Freude gönnen!“

 

Gastfreundschaft und Vielfalt, Respekt und Offenheit

 

Im Kindergarten seiner Gemeinde in Köln-Bayenthal lernten die Kinder seit Wochen etwas über die Teams, die bei der Europameisterschaft spielen. Sie malen die Flaggen und lernen die Hymnen kennen, berichtete Seiger. „Es ist toll, da drei- und fünfjährige Steppke, Mädchen und Jungs, zu sehen, die aufstehen, die rechte Hand auf das Herz legen wie Nationalspieler, und Einigkeit und Recht und Freiheit lernen und das zur Einspielung aus der Box singen. Die deutsche Nationalhymne ist ein Zeugnis nationalen Zusammenhalts und der guten Werte unserer Demokratie: Einigkeit und Recht und Freiheit! Und wie es ein TV-Kommentator ergänzte: Vielfalt.“

Die Kindergartenkinder hörten zum Beispiel auch die schottische Hymne, erzählte Seiger. Sie klinge majestätisch und schwungvoll und die Kinder hätten verstanden, was ein Dudelsack als typisches Instrument dabei mache. „Das heißt: Ich kann mein Land lieben und das andere Land achten und mich ein Stück einfühlen. Schon Kinder können sich dafür interessieren, wie es in Schottland und Ungarn und der Schweiz ist und welche Musik da gemacht wird. Und eben diese Gastfreundschaft und Vielfalt und Offenheit füreinander wollen wir auch in Köln erleben. Gott hat uns verschieden geschaffen, und die Eigenheit der anderen können wir mit Offenheit aufnehmen und achten“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger.

Nach rund einem Drittel regulärer Fußballspielzeit erklang der Abpfiff im Kölner Dom. Für die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher hatten Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und Pastorin Gesche Tuchtfeld-Haug dann noch eine süße Überraschung vorbereitet: Sie verteilten kleine Fußbälle aus Schokolade und als Fußball verpackte Lollis.

 

Autorin: Hildegard Mathies

 

Hier können Sie die Predigt von Stadtdechant Kleine nachlesen und hier die Ansprache von Stadtsuperintendent Seiger.

 

DOMRADIO.DE hat den ökumenischen Gottesdienst live übertragen. Das Video können Sie hier abrufen, ebenso die Beiträge von Stadtdechant Kleine und Stadtsuperintendent Seiger.

  

Köln (ksd/apk). Zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft EURO 2024 feiern die christlichen Kirchen am ersten Spieltag in Köln, Samstag, 15. Juni, einen ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom. Beginn ist um 12 Uhr. Vorbereitet und gestaltet wird der Gottesdienst von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie dem Katholischen Stadtdekanat Köln. Den Gottesdienst feiern Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine sowie Pastorin Gesche Tuchtfeld-Haug.

Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine, ist bekennender Fußballfan – und das nicht nur als Mitglied des 1. FC Köln. Kleine freut sich schon auf das Turnier und vor allem auf die Spiele in der Domstadt. So, wie es ihm immer auch ein Anliegen ist, den Start der Saison für den FC und seine Fans mit der großen ökumenischen Andacht im Dom unter den Segen Gottes zu stellen, so war dies auch beim Blick auf die Europameisterschaft keine Frage: „Ich wünsche allen Mannschaften und allen Fans eine schöne, spannende und sichere EM. Mit dem ökumenischen Mittagsgebet im Kölner Dom verbinden wir den Wunsch, dass das Turnier auf und neben dem Platz fair und friedlich verlaufen möge. Zugleich freuen wir uns auf die Fußballfans aus den europäischen Ländern, die ihre Mannschaften hier in Deutschland und Köln unterstützen werden, und feiern unseren Gottesdienst natürlich ,international‘!“

Für Superintendent Bernhard Seiger ist die Europameisterschaft im eigenen Land ein Fest, das Menschen zusammenbringt. „Ich freue mich auf die Leistungen der Teams und das unmittelbar spürbare europäische Lebensgefühl. Ich bin gespannt auf prickelnde Spiele, und hoffe natürlich auch auf erfolgreiche Spiele unserer Nationalmannschaft“, so der Stadtsuperintendent.

 

Der Gottesdienst wird am Samstag, 15. Juni, ab 12 Uhr live übertragen von DOMRADIO.DE

 

Kölner Dom als Motiv der neuen Krypto-Briefmarke der Deutschen Post

6. Juni 2024; ksd

 

Köln (mk). Die zweite Briefmarke der Sonderpostwertzeichen-Serie „Historische Bauwerke in Deutschland“ ziert eine KI-Interpretation des Kölner Domes. Sie erscheint als sogenannte Krypto-Briefmarke, einer Kombination aus einem traditionellen, physischen Produkt und einem „digitalen Zwilling“ in einer Blockchain. Für Dompropst Msgr. Guido Assmann zeigt die Gestaltung der Marke die Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz auf.

Im DOMFORUM hat die Deutsche Post heute ihre zweite offizielle Krypto-Briefmarke vorgestellt. „ Mit dem Kölner Dom und der Interpretation durch eine Künstliche Intelligenz haben wir uns diesmal für das Wahrzeichen des Rhein-Metropole entschieden“, so Dr. Alexander Plum, Vize-Präsident im Bereich „Produktmanagement Privatkunden Brief“. „Kein anderes Motiv repräsentiert so sehr die Geschichte und die Identität der Stadt Köln.“ Die erste deutsche Krypto-Briefmarke war im November 2023 mit dem ebenfalls von einer KI interpretierten Brandenburger Tor als Motiv erschienen.

 

Möglichkeiten und Grenzen Künstlicher Intelligenz

 

„Schon häufig ist der Kölner Dom auf einer Briefmarke dargestellt worden – aber noch nie hat ihn zu diesem Zweck eine KI interpretiert“, sagt Dompropst Msgr. Guido Assmann. „Wir freuen uns über jede Briefmarke, die auf den Kölner Dom als Gotteshaus und Weltkulturerbe neugierig macht. Die aktuelle Marke zeigt dabei zugleich die Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz auf. Es ist verblüffend, was technisch möglich ist. Und zugleich tröstlich, dass KI nicht perfekt ist. Wer unsere Kölner Kathedrale mit all ihrer Perfektion bis ins kleinste Detail erleben möchte, der muss nach wie vor zu uns an den Rhein kommen. Denn der wahre Dom ist menschengemacht – und den gibt es nur hier in Köln.“ 

Bei der Krypto-Briefmarke des Kölner Domes handelt es sich um eine Kombination aus einer klassischen physischen Briefmarke mit einem Portowert von 100 Cent und ihrem digitalen Abbild in Form eines sog. „Non Fungible Token“ (NFT), also einer Art digitaler Besitzurkunde, die via Blockchain-Technologie verwaltet wird. Die Auflage beträgt 100.000 Exemplare.

 

Herkömmliche Briefmarke im Online-Shop

 

Die Marke „Kölner Dom“ ist in den Farbdesigns pink, blau, lila und gelb erhältlich. Jede Farbvariante wurde in einer begrenzten Stückzahl produziert: Die pinkfarbene Variante ist auf 2.000 Exemplare, die blaue Variante auf 10.000 Exemplare, die lilafarbene Variante auf 25.000 Exemplare und die gelbe Variante auf 63.000 Exemplare limitiert. Während die enthaltene, selbstklebende Briefmarke in allen Farbvarianten motivgleich ist, unterscheidet sich das farbliche Design des Produkts und des dazugehörigen NFT. Beim Bestellvorgang erhalten Kunden ihre Krypto-Briefmarke nach dem Zufallsprinzip in einem neutralen Umschlag. Eine Bestellung einzelner Farbvarianten ist nicht möglich, da die Auswahl rein zufällig erfolgt.

Neben der Krypto-Briefmarke wird es das Motiv auch als herkömmliche, nassklebende Briefmarke (ohne NFT) in einer Auflage von 982.000 Stück geben. Herausgeber aller „Deutschland-Briefmarken“ ist das Bundesministerium der Finanzen. Erhältlich sind beide Ausgaben – Booklet und nassklebende Briefmarke – ab heute im Online-Shop der Deutschen Post. Dort können zudem Produkte rund um die Marke erworben werden.

 

www.koelner-dom.de

 

Aufruf zur Europawahl von Stadtdechant Robert Kleine: „Wählen gehen und die Demokratie stärken“

5. Juni 2024; ksd

 

Köln. Am Sonntag, 9. Juni, findet die Europawahl statt. Warum er selbst wählen geht und was das Christentum mit dem Thema Wählen zu tun hat, erklärt Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine im Radiobeitrag. Die Würde des Menschen, der Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und der Kampf gegen Ungerechtigkeit sind Forderungen und Erwartungen der christlichen Kirchen an die Politik. Darum sind Christinnen und Christen aufgefordert, ihre Stimme abzugeben – und mit ihrer Wahl auch die Demokratie zu stärken.

 

Anfang Mai hatten die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland einen gemeinsamen Aufruf zur Teilnahme an der Wahl des Europäischen Parlaments veröffentlicht. Das Dokument unter dem Titel „Für unsere gemeinsame Zukunft in einem starken Europa“ können Sie hier abrufen.

  

Birlikte: Gedenk- und Kulturfest 20 Jahre nach dem Nagelbomben-Attentat in der Keupstraße (9. Juni) / Gebet der Religionen

5. Juni 2024; ksd

 

Köln (apk). Am Sonntag, 9. Juni, lässt die Stadt Köln auf der Keupstraße in Mülheim und im Carlswerk das Gedenk- und Kulturfest „Birlikte“ wieder aufleben, zusammen mit dem Schauspiel Köln sowie verschiedenen Institutionen und Initiativen. Auch die Kirchen sind mit dabei. 2024 markiert den 20. Jahrestag des brutalen NSU-Nagelbombenanschlags auf der Kölner Keupstraße.

Der Anschlag, bei dem mehr als 20 Menschen verletzt wurden, hat sich tief in das kollektive Bewusstsein der Kölner Stadtgesellschaft, insbesondere der Anwohnenerinnern und Anwohner der Keupstraße, eingeprägt. Am Tag der Europawahl möchten die Veranstalter der Opfer gedenken und ein Zeichen setzten für ein gesellschaftliches Miteinander, Toleranz und Demokratie sowie gegen das Erstarken extremistischer Kräfte in Deutschland und Europa.

Bei den Wortbeiträgen auf der Keupstraßen-Bühne wird unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein kurzes Grußwort sprechen. Auch die Kirchen beteiligen sich am Gedenken mit einem Gebet der Religionen. Für die evangelische und die katholische Kirche in Köln spricht Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger. Das Gebet der Religionen findet im Rahmen der Eröffnung (12 Uhr bis 13.40 Uhr) auf der Open-Air-Bühne Keupstraße statt. Ansonsten sollen an diesem Tag vor allem die Betroffenen zu Wort kommen.

Umrahmt wird das Gedenken von einem großen Kulturfest, bei dem unter anderm Künstler wie Kasalla, Eko Fresh, der Kölner Jugendchor St. Stephan, Sebastian Krumbiegel und Brings auftreten. Zudem finden verschiedene Podiumsveranstaltungen statt und es gibt Informationen sowie eine Ausstellung zum Prozess, ein teilweise digitales Mahnmal zu gestalten.

 

Das Programm können Sie hier herunterladen.

 

www.stadt-koeln.de

  

„Das Evangelium durch Taten verkünden“: 25 Jahre „Helfen durch Geben – Der Sack e.V.“

5. Juni 2024; ksd

 

Köln. Oberbürgermeisterin Henriette Reker empfing kürzlich Gründer*innen und Schirmherren des Vereins „Helfen durch Geben – Der Sack e.V.“ im Historischen Rathaus, um ihnen für ihre Arbeit zu danken. Der Gründer und Vorsitzende Ernst Mommertz und Vorstandsmitglied Erika Wittkamp, die ebenfalls seit der Gründung engagiert ist, sowie die Schirmherren, Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Superintendent Markus Zimmermann, sowie weitere Engagierte trugen sich dabei ins Goldene Buch der Stadt Köln ein.

Seit 25 Jahren sammeln Mitglieder und Unterstützer*innen des Vereins Geldspenden, mit denen dann Lebensmittelpakete befüllt werden. Diese helfen Familien und Einzelpersonen mit geringem Einkommen. Reker verwies in ihrer Rede darauf, dass aktuell rund 950 Haushalte mit etwa 3500 Menschen durch den Verein unterstützt werden. Regelmäßig bekommen die Empfänger*innen einen mit ihnen abgestimmtem Sack voller haltbarer Lebensmittel, „damit auch am Ende des Monats noch genug zum Essen im Schrank ist“, so „Der Sack e.V.“.

Außerdem sorgt der Verein dafür, dass Kinder aus sozialschwächeren Stadtteilen regelmäßig ein gesundes Frühstück bekommen. Aktuell arbeitet der Verein nach eigenen Angaben mit 19 Kindertagesstätten zusammen. In Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Institutionen helfen die Mitglieder auch bei plötzlichen Notlagen

 

Ein Viertel aller Kölner Haushalte armutsgefährdet

 

„Diese Aufgabe, der sie sich gestellt haben, mit der Sie die Stadtgesellschaft unterstützen, ist aktueller denn je“, so Oberbürgermeisterin Reker. Auch in Köln seien immer mehr Menschen von Armut betroffen. Die jüngste Strukturdatenerhebung der Stadt Köln, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, hatte ergeben, dass rund ein Viertel aller Haushalte in der Domstadt armutsgefährdet sind. Das Engagement des ökumenisch ausgerichteten Vereins sei daher nicht nur „christlich, sondern auch bürgerschaftlich“, betonte Reker.

Der Vorsitzende des „Sacks“, Ernst Mommertz, der viele Jahre auch im Vorstand des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) aktiv war, freute sich über die Wertschätzung, die mit dem Empfang durch die Stadt zum 25-jährigen Bestehen zum Ausdruck komme. Zugleich dankte er auch den Spenderinnen und Spendern, ohne die der heutige Umfang der karitativen Arbeit des Vereins nicht auf ein höheres Niveau gekommen wäre. Mehr als 30 000 Euro pro Monat seien mittlerweile nötig, um Lebensmittel kaufen zu können.

„Ich finde es sehr beeindruckend, dass in einer Zeit, die für alle wirtschaftlich schwieriger geworden ist, ein solches Spendenvolumen
zustande kommt“, sagte Stadtdechant und Schirmherr Msgr. Robert Kleine der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln. Die Arbeit von Ernst Mommertz, seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern stehe im Dienst des Evangeliums, „dass von ihnen nicht nur durch Worte sondern durch Taten verkündet wird“ , so Kleine.

 

Text: Henning Schoon (Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln)/ksd

 

www.sack-ev.de